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Gewiss ist, dass drei Künstler dieses Namens in Nürnberg gelebt haben.
Sie gehörten zu den sogenannten Briefnialern, welche mit den Illu-
ministen eins und dasselbe sind. Heinecke, Nachrichten 8m. II. S. 92,
hatte von dieser Künstlerklasse eine geringe Meinung, indem er sie
für Spielkartenmaler hielt. Briefe und Spielkarten waren ihmi gleich-
bedeutend; Karten und "Briefe hiessen aber diese Dinge nach G. von
Rumohr (Geschichte und Theorie der Formschneidekunst S. 46) nicht
vom Spielen, sondern von dem Stoffe, auf welchen in Aquarell oder
Deckfarbeu gemalt wurde. Ueber die Beschäftigung der Glockendon
belehrt uns Neudordei- in seinen Nachrichten von den vornehmsten
Künstlern Nürnbergs, wo er von Georg "Glockendan" dem Aeltereii,
Illuministen und Briefnialer, handelt. Er sagt da: In der Zeit des
Glockheridarfs anrichten und aufnehmen ltluminirt man auch die (iesang- und
Messbücher, dass ward er mit den flossiren der Buchstaben, und dem Gold-
grund woll geübt, er illuminirt auch die Wappen brieff, und trieb einen
grossen Handel mit yemahlten Brieffe-n. Er hat einen Salm, ward ein
Magister, der macht ein Buch, so noch vorhanden ist, von der perspectiv,
er braucht mit dem Patroniren einen grossen Fleiss und Vortheil. Er hat
Söhn und Töchter. diese hielt er dazu, dass sie täglich dem llluminiren
und llrieffmalen hart mitssten absitzen. seine beede Söhn, Niclaus und
Albrecht, wurden auch berühmte ltlumiuisten. Dieser Georg Glockendon
ward gebohrcn Ao. M90, starb A0. 1.553. d. 1. Jermer. Diese von
Neudörffer gegebene Notiz über Georg Gl0Ckcnd0I1_ den Aßltercn be-
nützte augenscheinlich Doppelmayr in seinen historischen Nachrichten
von den Nürnbergischen Mathematikern und Künstlern, sagt aber
nichts von der Glockendoifschen Perspektive von 1509. Im Hai_id-
exemplar desselben, welches Hr. Weigel in Leipzig besitzt, ist ausser-
dem noch eingezeichnet, dass der ältere Glockendon nach einem alten
Leichenbiiche (Schreyeüs Todten-Geläiit) im Jahre l5l4 vor Püngsten
gestorben sei.
Wir finden jetzt drei Georg Glockendon heraus. Der alte so_ll
1432 in Nürnberg geboren worden seyii, gewiss ist aber nur, dass ein
Jörg Glockendon 1474 daselbst gestorben ist. Ihm schreibt Passavant,
Peintre-graveur I. p. 38, einen breit behandelten, und nicht ganz vol-
lendeten Holzschnitt zu, welcher in guter Zeichnung die hl. Jungfrau
mitdem Kinds, und zu den Seiten je zwei heilige Frauen, Barbara,
Magdalena, Rosalia und eine andere Frau vorstellt. _Unten steht: ßnrg
gledimnou. H. 9 Z. 9 II. Br. 13 Z. 10 L. Der von Neudörtier er-
wähnte ältere Georg Glockendaii muss der Svohn des 1474 verstorbenen
Jörg Glockendon gewesen seyn. Ueber seine künstlerische Wirksam-
keit haben wir oben berichtet. Es ist aber nicht angemerkt, dass er
auch in Holz geschnitten habe. NeudörHer kannte ihn_nur als Illu-
miuisten und Briefmaler, welcher zugleich auch mit colorirten Blättern
einen Handel trieb. Unter letzteren konnten aber auch eigenhändige
Holzschnitte gewesen seyn. Niii'_fi'ägt es sich, ob er GG gezeichnet
habe, oder ob diese Blätter dem Jüngeren Georg Glockendon angehören.
Im gleichen Style sind sie nicht behandelt, und man möge daher nach
Gefallen ausscheiden. Der nach Doppelmayr 1514 verstorbene Georg
Glockendon muss der von Neudörffer erwähnte Briefmaler und Kunst-
händler dieses Namens seyn. Der dritte Georg Glockendon, welchen
Neudörder Sohn des älteren Glockendon und Magister nennt, dürfte
1490 geboren worden seyn, und er ist der Herausgeber eines sehr
seltenen perspektivischen_Werkes, welches. fast noch zu den Xylo-
graphien gerechnet werden muss. Es erschien unter folgendem Titel:
Von der Kunst Perspectiva Jörg: Glogkendon. 1509, fol. Dieses Buch
enthält nur zwei Blätter Typendruck, und zählt mit den 36 Holz-