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2096- Hans Bocksberger oder Bocksperger, nicht Bernhard
B; Jobin, nennt man jetzt ziemlich allgemein den Itorin-
ecß schneider mit den gegebenen Zeichen, welchen aber Bartsch
IX. p. 424 zu den anonymen Künstlern aus der Schule des
Tobias Stiinmer und Jest Annnaii zählt, und zwar mit mehr
Grund, da der Meister B V oder B 1 zu den Formschneidern von Pro-
fession gehört. Auf Hans Bocksherger verfiel man wahrscheinlich
durch einige mit Holzschnitt-an illiistrirte Werke. Darunter nennen
wir: "Nliuwe biblische Figuren, dess Alten und Neuwen Testaments, ge-
ordnet vnd gestellt durch den [ürtreflichen vnd Kunstreichen Johann Bock-
sperger von Salzburg, den jüngeren, und nachgerissen mit sonderbarem
Fle-iss durch Jost Amman. Gedruckt zu Frankfurt am Mayn
MBLXIIIL", qu. 4. Dieses Werk enthält 133 biblische Darstellungen.
H. 4 Z. 1 L. Br. 5 Z. 7-3 L. Hans Bocksbergcr ist aber nur
als Zeichner genannt, und Jost Animan übertrug die Coinpesitionen
auf l-Iolz zum Schnitte. Holzschnitte zu den biblischen Figuren lieferte
ausser J. Amman auch der Monogrammist B V oder B1, da unter
seinem Zeichen das Messerclien angebracht ist. Auch auf dem Titel:
„Ein new Thierbuch Durch Georg Schallerum von München gantz
flcissig beschrieben. Frankfurt am Mayn bei Martin Lechler, in ver-
legung Hieronymi Feierabends 156.9", gr. 8., heisst es, dass Hans
Bocksberger jun. die Thiere in neisirung gestellt", und Jost Amnian
dieselben gerissen habe. Nur wenige der 104 schönen Holzschnitte haben
aber die Initialen 1A, keines das Zeichen B V, so dass unser Meister
für dieses Werk gar nicht gearbeitet haben dürfte. Dem Hans Bocks-
berger und Jost Animan wird aber auch in der Ausgabe des Thier-
biiches von 1579 das Recht gesichert, indem Sigmund Feyrabend in
der Vorrede d. d. 12 März 1579 sagt, er habe die Thiere durch
Hans Bocksperger (dergleichen er keinen wisse, der ihm solches mit
Thieren bevorthnc) in Visiruiig bringen, und nachmals durch J. Am-
man in Zürich reissen lassen. Diese Vorrede ist auch in der Ans-
gabe von 159g, kein Blatt aber tragt das dem H. Bocksberger zuge-
schriebene Zeichen, oder vielmehr unsers muthmasslichen Bernhard
Jobin. Dem Hans Bocksberger begegnen wir nach seinem Zeichen
wahrscheinlich in folgendem Werke: „Neuwe Livische Figuren, darinncn
die gantze römische Ilistorien künstlich begriffen und angezeigt. Geordnet
und gestellt durch den fürlrefllichen und kunstreichen Johann Bocksbcrgern
von Salzburg den Jungern und mit sonderm fleiss nachgeriasen durch den
auch kunstreichen und wolerfahrnen Joss Amman. Gedruckt zu Frank-
furt am Mayn bei Georg Rahm und Weygandt Hancn Erben MDLXX.
Dieses Werk, welches Bartsch nicht keimt, und auch in einer Ausgabe
von 1573 existirt, enthält 108 Blätter, wovon N0. 21 ein aus HAB
oder I AB bestehendes Monogramin hat, wie diess oben in der zwei-
ten Reihe links gegeben ist. Dieses Zeichen ist wohl eher auf H.
Bocksbergei- zu deuten, selbst in dem Falle, dass I A auf J. Amman
sich bezieht, indem B dann nur den Salzburger Meister andeuten
müsste. Das anscheinlich aus B V bestehende Monogramm kommt
nur auf den Blättern N0. 17 u. 63 vor. Das erste und das zweite
Zeichen, von welchem hier immer die Rede war, so wie das vierte,
mit und ohne Messercheii, iindet man auch in der deutschen Ausgabe
des T. Livius und L. Flerus mit Holzschnitten von und nach Tobias
und Hans Christoph Stimmer, wovon Bartsch im Artikel des ersteren,
IX. p. 348 N0. 64, eine Folie-Ausgabe ohne Ort und Datum, wir aber
eine Strassburger Ausgabe von 1575 bei Tlieodosius Rihel kennen.
Der Meister B V oder B I schnitt auch die schöne Druckervignette
des letzteren. Sie zeigt in Oval die allegorische Figur der Mässigung,