2079.
891
geschweiften Ranken umgebenen, und mit der Linken gehaltenen Stech-
helms. Rechts halt eine junge Frau mit der Linken ebenfalls einen
Wappenschild, in welchem drei fünfblätterige Rosen (oben zwei und
unten eine) sich zeigen. Mit der Rechten stützt sie den Helm. Ihr
an der Brust ausgeschnittenes und eng anliegendes Kleid fällt in wei-
ten Falten auf den Boden herab. Ueber die dicken Ilaariieehten des
Kopfes ist ein faltiges 'l'uch gewirnden. Das Zeichen des Künstlers
beiindet sich am Unterrande etwas nach links in sehr kleinen Buch-
staben. H. 3 Z. 7 L. Br. 3 Z. L. Die Köpfe dieser Figuren
verrathen nach C. Becker oifenbar Portraitahnlichkeit, und wohl dess-
wegen hielt sie der Künstler im Verhältnisse zu gross. Die heraldi-
scheu Figuren stellen wahrscheinlich ein Brautpaar vor, nämlich den
läcrnhard von Rohrbach und die Eilge von Ilolzhausen mit ihren
Wlappenschilden. Die Wappen sind nämlich jene der Frankfurter
Patrizierfainilien Rohrbach und I-lolzhausen, welche Mitglieder der
"altadeligen Gesellschaft des Hauses Limburg waren. Bernhard von
Rohrbach hinterliess eine Notiz über sein Beilager, welche in Lersner's
Frankfurter Chronik von 1706, I. S. 302 abgedruckt ist. Den 19. Sep-
tember 1466 wurde Rehrbach mit Eilgen von Holzhausen getraut,
und nach seiner Beschreibung des Kleides zu urtheilen, welches er
sich 1467 machen liess, muss er dem Zeichner vor dem Stiche ge-
sessen seyn. O. Becker gibt die betreffenden Auszüge aus der Chro-
nik, und nach diesen stimmt das Gewand der männlichen Figur im
Stiche, soweit diese nicht durch den Wappenschild verdeckt ist.
Die junge Frau wird ebenfalls in ihrem Costüme gezeichnet werden
seyn, und bei beiden ist daher auch die Portraitähnlichkeit zu ver-
muthen. Die Jahrzahl M67 auf dem erwähnten Papierumschlage
stimmt mit dem Manuseripte R0hrbach's in der Lersnefsehen Chro-
nik, und wir haben daher durch Ilerrn Beckens Bemühung nicht nur
die Zeit der Entstehung der Platte des Meisters bXS kennen gelernt,
sondern es geht daraus auch hervor, dass der Künstler in Frankfurt
am Main wenigstens einige Zeit gelebt haben dürfte. Die Platte mit
den heraldischen Figuren des Bernhard von Rohrbach und der Eilge
von Ilolzhausen beurkundet einen geübten Stecher, welcher 1467 seine
Laufbahn sicher nicht begonnen hat. Er ist also der Zeitgenosse des
Meisters ES, und wahrscheinlich nicht jünger als Martin Schön. In
der Technik und im Style hat er eine grosse Verwandtschaft mit letz-
terem, was sich aus dem Studium der Werke desselben erklären lässt.
Der angebliche Barthel Schön copirte die Passion des M. Schön.
Ausserdem copirte er das Blatt mit dem sitzenden Bauer nach dem
sogenannten holländischen Meister von 1480. Fast alle übrigen Blätt-
ter sind nach eigener Erfindung gestochen, und zeugen von einem
originellen und geschickten Künstler. Sie bestehen lediglich in Welt-
liehen, meist humoristischen Vorstellungen. Bartsch P. gr. VI. p. 68 tf.
beschreibt nur N0 1-- 22 unseres Verzeichnisses. Heinecke, Neue
Nachrichten dtc. S. 363 kennt aber 41 Kupferstiche, welche bis auf
zwei mit dem Zeichen versehen sind. Brulliot fügt in der Table
generale N0. 1152 dem Verzeichnisse von Bartsch 11 Blätter hinzu,
welche aber bis auf wenige bei Ileinecke verzeichnet sind.
Verzeiclmiss
der
Blätter
aliesos
Meisters.
1-12. Die Leidensgeschichte des Erlösers, Folge von 12 Blättern
naoh Martin Schön, B. N0. 9-20. Der (Yopist hielt die Seite des
Originals fest, und bezeichnete die Stiche in der Mitte unten im
Bilde mit bXS. Nur N0. 3 hat das Zeichen im Plattenrande. H. 6 Z.
Br. 4 Z. 2 L.