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ein Barthel Schön seine Kupferstiche mit den kleinen Buchstaben bXS
bezeichnet habe, und man wollte in diesem den Bruder des hfartin
Schön erkennen. Christ fusst in seinem Monogrammenliiiche S. 129
auf dieser Aussage Sandrarts, und somit kam die 'l'radition bis auf
unsere Tage. Bartsch P. gr. VI. p. 68 zog sie aber in Zweifel, in-
dem Scheurl (Opera Bilibaldi Pirkhaimeri p. 351) unter den Brüdern
des Martin Schön keinen Barthel nennt, und auch v. Mnrr (Journal
XV. p. 31) in Seinen Nachrichten über die hialerfamilie Schön einen
Meister dieses Namens nicht aufzählt. Daraus könnte aber nur her-
vorgehen, dass in Nürnberg kein Barthel Schön gelebt habe, und wenn
es richtig ist, dass nach Schcurl die Brüder des hlartin Schön Caspar,
Paul, Ludwig und Georg heissen, so muss Barthel Schön wirklich
einer anderen Familie angehören. Diese wollte man in Ulm finden,
da C. Grüneisen und E. Manch (Ulm's Kunstleben im Mittelalter S. 34)
von einer alten eingebürgerten Familie der Schön oder Schongawer
sprechen. Sie nennen unter den Mitgliedern derselben lilartiu sen.
1404-1416, Barthel sen. 1429-1440, Martin jun. 1441-1461, Lud-
wig 1460-1491, Barthel jun. 1471, u. s. w. Allein Professor Hassler
(Verhandlungen des Vereins für Kunst und Alterthum in Ulm und
Oberschwaben. Ulm 1855, S. 76) hat alle Ulmischen Urkunden und
Copialien auf das Sorgfültigstc durchgegangen, aber nicht in einer
einzigen den Namen Schön, oder gar Martin und Barthel Schön und
Schongawer vorgefunden. Nur der Name Martin kommt als der eines
oder mehrerer Maler von 1398 1461 vor, es ist aber nicht zu be-
weisen, dass einer derselben, oder der Meister Barthel den Geschlechts-
namen Schön oder Schongawer geführt habe. Erst 1479 erhielt ein
Ludwig Schongawer das Bürgerrecht in Ulm. Gleichzeitig lebte in
Augsburg ein Maler dieses Namens, wenn nicht der eine und derselbe
das Bürgerrecht gewechselt hat. Wenn es nun ausgemacht ist, dass
in Ulm weder ein Martin, noch ein Barthel Schön gelebt hat, auch
in Augsburg für sie keine Stelle zu finden ist, und Barthel Schön auch
in Nürnberg vergebens gesucht wird, dieser bei Schenrl in der Reihe
der Brüder des Martin Schön auch nicht erscheint, so bleibt es in
jeder Hinsicht zweifelhaft, ob die Blätter mit den oben gegebenen
Buchstaben einem Barthel Schön angehören. Und wenn auch wirklich
ein Meister dieses Namens gelebt hätte, so wäre es dann doch nicht
ausgemacht, dass er der Bruder des berühmten Martin Schongauer in
Colmar gewesen ist. Den Meister b XS kann man nicht einmal für
einen unmittelbaren Schüler des Martin Schön halten. Er ist jeden-
falls ein Zeitgenosse des Meisters E S gewesen, und hat schon früher,
als Martin Schön, die Kunst geübt, wenn er auch, wahrscheinlich in
späteren Jahren, dessen Passion copirt hat. Einen wichtigen Anhalts-
punkt für die frühere Zeit dieses Künstlers gibt Inspektor G. Becker
in Würzburg in Dr. Naumamfs Archiv, zweiter Jahrgang S. 168.
Es wurde nämlich vor Kurzem in dem v. Holzhausemschen Familien-
archive zu Frankfurt eine bisher gänzlich unbekannte Kilpferplatte
aufgefunden, welche einen Papierumschlag mit der Jahrzahl 1467
hatte, und inie abgedruckt werden zu seyn schien. Man brachte sie
daher unter die Presse, und die neuen Abdrücke zeigen auch die
Platte noch in ihrer ursprünglichen Scharfe. Links steht ein junger
Mann mit langem Lockenhaar, welches zum Theil von einer niedrigen,
mit einem Reiherbusch geschmückten Kappe bedeckt wird. Er trägt
einen geschlitzten WVamms mit Ueberwurf, und die Schuhe haben
Schnabel. Im Wappenschilde, welchen er in der Rechten halt, zeigen
sich zwei Glieder einer Kette von zwei Armen gehalten. Dieses Wap-
pen wiederholt sich als Zierde des in der Mitte stehenden, mit lang