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2068.
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Dieses seltene Blatt ist die Arbeit eines holländischen Meisters,
und in einer Weise gefertiget, welche theils an Bronckhorst, theils an
H. van Swanevelt erinnert. Ueber den Verfertiger haben sich die
Knnstkenner noch nicht ausgesprochen, wir halten aber diese Radirung
für eine Arbeit des Bernard van Schendel, weicher 1634 zu Harlem
geboren wurde, und durch historische Darstellungen und durch Genre-
bilder sich einen Namen machte. Er war Schüler von Heinrich Mom-
mers, und hielt sich, wie dieser Meister, einige Zeit in Italien auf.
Schendel erreichte ein ziemlich hohes Alter, da er erst 1693 in Harlem
starb. Dennoch sind seine Gemälde sehr selten, oder vielleicht ungekannt.
2965. Bartolomeo Suardi Bramantino, oder Sebastiano Serlio
8a Bolognese? Diese Buchstaben, welche hier verkehrt erscheinen,
stehen auf einem Kupferstiche, welcher mehrere Gebäude vor-
stellt, wovon jenes rechts mit einer Colonnade von sechs jonischen
Säulen geziert ist. Links vorn bemerkt man ein Stück eines Kar-
niesses, und unten stehen die Initialen. H. 5 Z. 8 L. Br. 5 Z.
Nach Brulliot II. N0. 296 ist dieses Blatt zu Anfang des 16. Jahr-
hunderts von einem italienischen Meister gestochen, dessen Namen er
nicht entdecken konnte. Im Falle, dass das Blatt in Italien entstanden
ist, dürfte es von Sebastiztno Serlio herrühren, oder wenigstens
nach dessen Zeichnung gestochen seyn, so dass die Buchstaben "Se-
bastiano Bolognese" zu lesen sind. Die Stiche von oder nach Serlio
datiren um 1544, und wir werden unter SB. und SS. auf sie zurück-
kommen. Sollte aber das erwähnte Blatt wirklich aus dem Anfange
des 16. Jahrhunders stammen, so machen wir auf Bartolomeo Suardi
detto Bramantino aufmerksam. Dieser Meister hatte als Maler und
Architekturzeichner grossen Ruf. Die oben verkehrt gegebenen Buch-
staben lassen auch die Lesung „Snardi Bramantino" zu.
In-S. Bermannis Catalog der Sammlung des Dr. Petzold in Wien
(Sme- partie N0. 212) wird dem B. Suardi Bramantino ein Blatt
mit der Ansicht des Amphitheaters in Verona von 1558 beigelegt.
Allein 1558 hat dieser Künstler nicht mehr gelebt. Er starb schon
vor 1536. Bermann nennt das grosse Blatt mit dem Amphitheater
ausserst selten.
Im Künstler-Lexicon XVII. S. 530 haben wir über B. Suardi
ausführlich gehandelt.
2067. Unbekannter Maler, dessen Lebenszeit die beigefügte Jahr-
B zahl bestimmt. Er bezeichnete auf solche Weise ein
5' 155a Gemälde von beträchtlicher Grösse, welches im Schlosse
zu Kremsier aufbewahrt wird. Es stellt die Erweckung des Lazarus
auf Holz vor, und wird zu den schönsten Bildern der Sammlung ge-
zählt. Ueber den Urheber des Werkes haben wir keine Nachricht,
und da nicht einmal die Kunstrichtung bestimmt ist, so lässt sich
auch keine Vermuthung aussprechen. Von Bartholomaus Spranger
kann keine Rede seyn, da dieser Meister erst 1546 geboren wurde.
Vgl. den folgenden Artikel.
2068. Bartholomäus Spranger, Maler von Antwerpen, geb. 1546,
B S gest. 1625. Ueber diesen fruchtbaren Künstler haben wir im
' ' Künstler-Lcxicon XVII. S. 174 ausführlich gehandelt, und er
ist ausserdem so sehr bekannt, dass wir uns JGÖGS weitern Nach-
weises enthalten müssen. Mehrere seiner Gemälde sind mit den
Initialen B. S. bezeichnet, besonders solche, welche er im Auftrage
der Kaiser Maximilian II. und Rudolph II. in Wien und Prag aus-
führte. Auch auf Kupferstichen von C. Cort, H. GOItZlFE, Jan Müller,
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