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125. Barend van Orley, Maler von Brüssel, gehört zu den be-
rühmtesten Meistern, welche in der
I 9 Z 4' ersten Hälfte des 16. Jahrhunderts blüh-
. j f Z 4 ten, und in Italien eine Umwandlung
' der älteren Vaterländischen Kunstweise
'(Zo 2 ' erstrebten, aber ohne die Anmuth der-
Q selben preiszugeben, da die ihnen in-
wohnende lebendige Empfindung die
m (R Oberhand behielt. Barend fand sich vor-
nehmlich von RafaePs Werken ange-
zogen, nähert sich aber zuweilen auch in glücklicher Weise dem gr0ss-
artigen Style des Michel Angele. Der Schritt war indessen nicht zu
gross; der Künstler hatte sich schon in der Heimath von der herkömm-
lichen Kunstweise abgewendet, und namentlich eine angemessene Bild-
ung nackter Formen erstrebt, aber bei vorherrschender Liebe für
ausdrucksvolle und anmuthige Köpfe. Auch die Lust an der alter-
thümlichen Darstellung mannigfachen Geräthes, reicher Kleidung und
Rüstungen verlor sich bei ihm nicht. Zu seinen Hauptwerken ge-
hören aber die späteren Leistungen im italienisirenden Style, welche
jedoch unter sich wieder ungleich, theils ohne tiefere geistige Bedeut-
ung, theils nicht so entsprechend in der Composition als andere Bikler
sind. Wir haben im Künstler-Lexicon ausführlich über diesen Meister
gehandelt, und auf viele Werke desselben aufmerksam gemacht. Als
Hofmaler Carl V., der Statthalterin Margaretlia von Parma, und des
Prinzen Moriz von Nassau fand er glänzende Aufträge, theils für Car-
tons, theils für Gemälde. Oelbilder findet man noch in Kirchen, und
in allen bedeutenden Gallerien.
Die beiden ersten Monogramme fanden wir auf vier grosserjeioh-
nungen aus seiner früheren Zeit, Darstellungen aus der Ges ichte
des Romulus im k. Kupferstich-Cabinete zu München. Sie sind mit
der Feder umrissen, ausgetuscht und leicht colorirt. In diesem Cabi-
nete sind noch vier andere Zeichnungen ohne Monogramm, welche wir
für Arbeiten des B. van Orley halten. Jedes dieser Blätter stellt in
reicher landschaftlicher Umgebung einen Fürsten und eine Fürstin aus
dem Hause Nassau zu Pferd dar. Wir haben im Künstler-Lexicon X.
S. 373 auf Gartens oder Zeichnungen dieser Art hingewiesen, und
glauben, dass die Blätter in en Theile jener Folge sind, nach
welchen Tapeten ausgeführt Die Schrift oben in Cartouchen,
und die Bordüren deuten auf or ilderdieser Art. Früher wurden in
München alle genannten Zeichnungen dem H. Burgkmair zugeschrieben.
mit welchem sie aber nur oberflächliche Aelinlichkeit haben. Das Mono-
gramm führte wohl auf die Erklärung: "Burgkmair Augiistanus", statt
„Barend Orley". Dass das Zeichen dem B. van Orley angehöre, be-
weiset das dritte Monogramm, welches man mit dem Beisatze: Bernar-
dus dorley bruxellanus faeiebat A". dm M" GCCCC" XXI. IIII" May, auf
Gemälden mit der Geschichte des Job in der Sammlung des Königs im
Haag findet. Wir wissen diess durch gefällige Mittheilung des Herrn
Direktors Passavant. Auch im Kunstblatt 1847 S. 220 ist darauf hingewiesen.
Dann findet man auch Holzschnitte mit Darstellungen aus der
Passion, und dem Leben der Apostel in grossen Figuren. Auf einigen
Blättern ist das vierte Monogramm, welches sich wahrscheinlich auf
Bernhard van Orley bezieht. Die Blätter verzeichnen wir der Ordnung
wegen nicht hier, sondern unter O B B. wo das Monogramm seine
Stelle findet, und das Weitere erörtert wird.
Hier sei nur noch bemerkt, dass in den bestehenden Werken über
Kunst und Künstler die Lebensgränzen des Barend van Orley nicht