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1999
2000.
1999. Bernardino Pocetti, Maler von San Gemignano gl542_1612),
B I) stammt aus der Familie der Barbatelli, nannte sie aber selbst
' Pocetti (Poceti), und hatte überdiess noch den Beinamen B.
dalle Facciate, dalle Grotesehe, und dalle Muse, wie wir
aus der ziemlich ausführlichen Biographie desselben bei Baldinucci
(Notizie dei professori del disegno, Ausgabe von F. Ranalli. Flor.
1845-47, Bd. III. p. 132-157) wissen. In Florenz haben sich viele
Werke seiner Hand erhalten, die Fresken an den Faqadeu der Paläste
sind aber fast alle untergegangen. Zu den erhaltenen gehören die
schönen Lunetten im grossen Chiostro der Servitenkirche (S. Annnn-
ziata). Sie stellen Ereignisse aus der Geschichte des Ordens dar.
Das vortreffliche Bild der Erweckung eines ertrunkeneu Knaben durch
St. Amadeußist von A. Chiari in den Pitture a freco di Andrea del
Sarto, und auch von J. B. Probst gestochen. Es zieht selbst neben
der berühmten Madonna del Sacco des A. del Sarto die Blicke auf
sich. Erhalten sind auch die Lunetten im grossen Chiostro von St.
Maria Novella und in jenem von S. Marco, die Fresken in dem vor-
maligen Frauenkloster von Annalena, jetzt Casa Magdonald, und jene
aus dem Leben des hl. Bruno in der Oertosa bei Florenz, welche wohl
zu den vorzüglichsten Werken des Meisters gehören. Im Serviten-
kloster zu Pistoja malte Pocetti ebenfalls sechs Lunetten, welche
Baldinucci nicht erwähnt. Eine interessante urkundliche Relation dar-
über gibt A. Reumont im deutschen Kunstblatt1852No. 13. Sie ist den
Klosterannalen entnommen, und. liefert auch einen Beitrag zur Kennt-
niss der Seltsamkeiten des Künstlers, von denen Baldinucci Manches
berichtetf Die Fresken und anderen Malereien in der Kapelle der
H.H. Nerei und Achillei in St. Magdalena de' Pazzi zu Florenz haben
Ferdinando und Carlo Gregori, Faucci und Betti auf 14 Blättern ge-
stochen. Auf mehren Werken zeichnete der Künstler mit I2. P. Anf
dem schönen Frescobilde im Idindelhause zu Florenz, welches die hl.
Catharina von Siena vor dem Tyrannen Maximian vorstellt, stehen die
Buchstaben B. P. mit der Jahrzahl 1612, wie auch bei Brulliot II.
N0. 281 bemerkt ist. Gaetano Cecchi hat dieses Bild für M. LastrPs
Etruria pittrice gestochen. Eine der reichsten Compositionen des
Meisters, das Fegfeuer und die verschiedenen Kreise desselben nach
Dante's Purgatorio, ist durch das grosse Hauptblatt von J. Callot 1612
bekannt.
Pocettfs
Raclirungen.
Bartschs hat diesen Meister in den Peintre-graveixr nicht aufge-
nommen, was wohl nur der Seltenheit seiner Blätter zuzuschreiben ist.
Wir zählen sie desswegen hier auf, obgleich die Initialen nicht auf
denselben vorkommen. Folgende Blätter werden im Cabixiet Sykes III.
N0. 146 und 147 beschrieben.
1) Die Kreuztragung, figurenreiche Composition. Links unten:
Bernardmo Pocetti F. H. 12 Z. Br. 7314 Z.? Auktion 1 f 13 Sh.
2) Christus am Kreuze zwischen den Mördern. Am Stamme des-
selben liegt Maria in den Armen zweier Frauen. Rechts unten auf
der Säbelscheide des Soldaten: Bernardino P. H. 12314 Z.? Br. 73], Z.
Sykes 1 .5 15 Sh.
2000. Unbekannter Knpferstechar, welcher um 1540-1550 thiitig
war. Man ündet die gegebenen Initialen auf einem Blatte mit
BP- dem verlernen Sohne als Schweinhirten, in gegenseitiger Copie
nach A. Dürer, B. N0. 28. Er ist in Profil nach links gewandt, und
kniet mit erhobenen Händen neben dem Schweinstalle. Im Grunde ist