Volltext: A - CF (Bd. 1)

BMB- 
1967. 
849 
Die Abbreviatur des Namens steht auf einem radirten Blatte mit 
dem Brustbilde eines bärtigen Alten in freier Nachahmung des Rem- 
brandt. Oben im Felde, neben nngeschickten Strichelungen: B. Malh. 
fe. 1648. H. 3 Z. Br. 2 Z. 411. B. von Rumohr, und J. M. 
'I'hie1e, Geschichte der Kupfcrslichsammlung in Copenhagen, S. 47. 
1957- Bartolome Estöban Murillo bildet den Glanzpunkt der an- 
s dalusischen Schule, und ist als der grösste aller 
spanischen Maler in so weitem Kreise bekannt, dass 
wir auf seine Verhältnisse hier nicht weit eingehen 
dürfen, da er auch im Künstler-Lexicon X. S. 40 B". 
B M einen ausführlichen Artikel fand. Im Jahre 1618 
zu Pilas bei Sevilla geboren, kann man ihn aber 
gerade nur in lezterer Stadt in seiner ganzen Herrlichkeit kennen 
lernen, da die vielen in auswärtigen Gallerien vorhandenen Werke des 
Meisters dazu nicht hinreichen. In der Cathedrale zu Sevilla, in der 
Kirche de la Caridad, und besonders unter den 24 Gemälden des dor- 
tigen Museums sind die vorzüglichsten Werke Murill0's. Reicher an 
Zahl ist zwar das Real Museo zu Madrid, allein nur wenige von den 
46 Gemälden dieser Sammlung sind von Auszeichnung. Wir haben 
im Künstler-Lexicon eine Anzahl der in Spanien vorhandenen Werke 
namhaft gemacht, erkennen aber jetzt die grossen Lücken, welche da- 
mals (1841) nicht auszufüllen waren. Man möge daher die Annals of 
the Arlists of Spain, b-y W. Szirling, 3 Vols. London 1848, und J. D. 
Passavanvs Bericht über den Gang der christlichen Kunst in Spanien 
im deutschen Kunstblatt 1853 S. 129 zu Hilfe nehmen, da wir hier 
zunächst nur über die Zeichen des Künstlefs handeln müssen, und 
ein langes Verzeichniss der Gemälde desselben nicht ohne Tadel 
wagen könnten. Zum Artikel im Künstler-Lexicon sei nur noch be- 
merkt, dass Murillo sich nicht sogleich als den grossen Meister zeigte, 
den wir nachmals in ihm bewundern. Seine frühesten Bilder sind 
nach Passavant unbedeutend, und das schwere dunkelschattige Colorit, 
in Nachahmung des Ribera, blieb ihm lange eigen. Wir finden es 
noch so in seinem bewunderten Bilde der hl. Familie im k. Museum 
zu Madrid, welches auch in der Darstellungsweise ganz aus dem ge- 
wöhnlichen Leben gegriffen ist, indem Maria mit dem Abhaspeln des 
Garnes beschäftiget ist. Als Spanier konnte er sich indessen nie über 
einen gewissen Naturalismus erheben, und die höchste Blüthe idealer 
Schönheit, wie wir sie bei Rafael finden, blieb ihm verschlossen. 
Selbst seine schönsten, geistig so überirdischen Marien erreichen nicht 
einmal die Schönheit, die er in dem ihn umgebenden Leben hätte 
finden können. Dagegen hat nach Passavant wohl nie ein Künstler 
die bis zum Ueberschwänglichen gesteigerte Exstase mit einem so 
reinen Adel bekleidet, wie Murillo. Und überhaupt finden wir allen 
seinen Schöpfungen das Siegel einer edlen Seele aufgedrückt, wie denn 
auch in dem Zauber seines Hellduixkels sich die Harmonie eines tiefen 
Gemüthes odenbart. Dieser wunderbare Farbensinn erschloss sich 
ihm aber erst in seiner mittleren Periode, jener seiner höchsten Stufe. 
In den früheren Bildern sind die Umrisse etwas scharf, das Colorit ist 
undurchsichtig und schwer, und die Spanier nennen diese Manier seinen 
kalten (frio) Styl. Auf Gemälden der ersteren. Zeit des Künstlers findet 
man zuweilen das zweite Monogramm, welches Heller (MonogIx-Lex. 
S. 118) verkehrt gibt, so dass wir unter EMB darauf zurückkommen. 
Heller scheint es auf einem Kupferstiche nach Murillo copirt zu haben, 
da nur auf Stichen, oder auf Lithographien in Folge einer unacht- 
samen Nachbildung das Monogramm verkehrt kommen kann. Mr. Stir-
	        
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