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1957.
der Monogrammen sehr flüchtig. Wenn die beiden Blätter zusammen-
gefügt sind, haben sie eine Höhe von 17 Z. 7 L., und eine Breite
von 4 Z. 1- 2 L. Das Exemplar der Sternberghchen Sammlung
wurde bei der Auktion mit 23113 Thlr. bezahlt.
1957- Der unbekannte Meister mit diesem Zeichen, wenn je
Einer darunter verstanden werden kann, gehört der
ß FA Schule des Martin Schön an. Er ist originell, und
nicht Kupferstecher von Profession, nahm aber in sei-
B M ncn Blättern den genannten Meister zum Vorbilde, ohne
- ihn jedoch in der Stichweise vollkommen zu erreichen.
B fik- Bartsch P. gr. VI. p. 392 beschreibt vier Kupferstiche,
' welche die Federzeichnungsmanier nachahmen. Wir
fügen einige Blätter bei, lauter Seltenheiten erster Art. Keines dürfte
nach 1510 entstanden seyn. Vgl. auch den vorhergehenden Artikel.
1) Salomon's Urtheil. Der König sitzt in Mitte des Blattes auf
dem Throne, und zu seinen Füssen ist das todte Kind ausgestreckt.
Rechts sieht man die beiden Mütter, wovon die eine kniet. Links
steht der Scharfrichter im Begriffe, das lebende Kind mit dem Schwerte
zu theilen, um jeder Mutter die Hälfte zu geben. Zu den Seiten des
Thrones und im Grunde ist das Gefolge des Königs vertheilt. In der
Mitte unten stehen die Initialen BM. H. 10 Z. 10 L. Br. 15 Z. 7L.
Bartsch (N0. 1) hatte ein verschnittenes Exemplar vor sich, da.
er nur eine Höhe von 10 Z. 7 L. angibt. Das Blatt ist in Compo-
sition und Ausdruck der Figuren merkwürdig, und bringt dem Meister,
wenn auch erstere von ihm herrühret, die grösste Ehre. Ottley II.
p. 703 glaubt, die Buchstaben B. M. bedeuten „Beau hlartin," oder
„B uon Martino," weil er das Blatt dem Martin Schön zuschreiben
will. Allein "Hübsch Martin" hat wohl kaum daran gedacht, den
Beinamen in's Französische oder Italienische zu übersetzen, oder
durch die Initialen darauf hinzuweisen. Hinsichtlich der Zeichnung
ist aber M. Schön wohl nicht zurückzuweisen. Eine trefflich ausge-
führte Federzeichnung des" Kupferstiches war in der Sammlung des
Grafen Sternberg-Manderscheid, und wird von Frenzel (Catalog Stem-
berg V. N0. 499) beschrieben. Er erkennt in der Composition durch-
aus Schongauefs Geist.
Die erhaltenen Exemplare sind leicht zu zahlen. Der höchste
Preis für einen. ganz vorzüglichen Abdruck wurde 1853 in der Acker-
manmsehen Auktion erreicht. Das Blatt ging für 100 Thlr. weg. In
der Einsiedellschen Auktion wurden nur Thlr. bezahlt.
2) Die Ruhe der hl. Familie in Aegypten, B. N0. 2. Maria sitzt
mit langen Haaren und im faltenreichen Gewande, und hält das Kind
stehend auf dem Schoosse. Rechts schlaft Joseph an einem Felsen,
und lehnt den Kopf auf die rechte Hand. Links sind vier Engel,
wovon drei ein Notenblatt halten und singen. Nach rechts im Grunde
erhebt sich ein hoher Felsen, und links in der Ferne breitet sich am
Wasser eine Stadt aus. In der Mitte unten ist das erste Zeichen,
welches Bartsch und Andere nicht genau geben. Der genannte Schrift-
steller hatte auch ein beschnittenes Exemplar zur Beschreibung. H. 8Z.
11 L. Br. 6 Z. 1 L.
Im k. Kupferstich-Cabinet zu München befindet sich ein tretflicher
alter Abdruck mit dem Namen "Malbucci" auf der Rückseite. Er
ist von alter Hand geschrieben, und beweiset, dass man in früherer
Zeit das Blatt für Arbeit des Bernardo Malpucci oder Malpizzi hielt.
Allein der deutsche Charakter ist überwiegend, und Malpucci als
Stecher zu wenig bekannt, als dass man für ihn Partei nehmen