BIW.
1913.
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i) Die hl. Jungfrau, in Kniestück nach links gewendet, wie sie
sich auf das in einer Art Krippe auf Stroh liegende Kind neigt. Links
oben, wo das Licht auf diese Gruppe herabkommt, steht: bisca? F.
H. 3 Z. 11 L. Br. 2 Z. 10 L. Dieses fein radirte und malerische
Blatt kannte Bartsch nicht. Es scheint als Studium zu einer Vor-
stellung der Geburt Christi zu nehmen zu seyn.
2) Die Geburt Christi. Maria kniet in Betrachtung des neuge-
bornen Kindes, und links hinter ihr sitzt Joseph. Oben erscheint
ein Chor von Engeln und Cherubim. Unten im Rande: BISCAIYS
GENVE F. Im zweiten Drucke steht rechts: Daman ex. H. 14 Z.
2 L. Br. 10 Z. B. N0. 7.
3) St. Anton findet den Eremiten St. Paul todt vor dem Eingange
seiner Höhle. Links unten im Rande: BIOA" GENViS F. Im zwei-
ten Drucke steht rechts: Daman ex. H. 8 Z. 8 L. Br. 6 Z. 7 L.
Supplemeute zum Peiutre-graveur von A. Bartsch.
Wir geben diese Beiträge (N0. 1-3) nach dem Catalog Ottley,
in welchem aber die Blätter nur kurz beschrieben sind, ohne Angabe,
ob der Name, die Abbreviatur desselben, oder irgend ein Zeichen auf
den Radirungen sich befinde.
1) Der Schöpfer der Welt. H. 3518 Z. Br. 478 Z. (Ottley).
2) Die hl. Familie mit Johannes, halbe Figuren, bis, auf das
Christkind. Oval, H. 5 Z. 5 L. Br. 4 Z. 3 L. (Ottley).
3) Die hl. Magdalena. H. Z. Br. 331., Z. (Ottley).
4) Der hl. Franz empfängt das Jesnskind aus den Händen der
hl. Jungfrau, fol. Dieses schöne und geistreich behandelte Blatt
ist von grosser Seltenheit. Wir fanden es in den Auktionscatalogen
von Held und Petzold erwähnt.
1913- Bartholomäus Iguaz Weiss, Maler und Radirer, geb. zu
München 1730, gestorben 1815. Dieser Künstler hatte
grosses Talent, lebte aber in einer Zeit, in welcher die
Kunst nicht nach Verdienst gepflegt wurde. Er war
Hofmaler dreier Churfürsten, doch wurden nur Miniaturbildnisse be-
stellt. Ueberdiess malte er ideale Köpfe und Brustbilder, selten ganze
Figuren in Oel. Auch einige historische Darstellungen findet man
von ihm, doch bediente er sich dabei meistens der Zeichnungen des
Andreas Wolf.
Die radirtcn Blätter dieses Künstlers sind sehr zahlreich, und
verdienen viel grössere Achtung, als ihnen gewöhnlich zu Theil wird.
Die meisten sind geistreich behandelt, und in verschiedenen Manieren
ausgeführt. Eine Anzahl wollte er berühmten älteren Meistern unter-
schieben, wie dem Rembrandt, B. Castiglione, F. Bol, Dietricy, Jonas
Umbach, Piazetta, Carlo Dolce, Carlo Maratti u. s. w. Das ganze, in
136 Blättern bestehende Werk verkaufte er auf Untersetzbogen in fol.,
und mit gedrucktem Titel. Die Abdrücke dieser Art sind sehr schön,
und bei Betrachtung der Sammlung wird man dem Meister das vollste
Lob zollen müssen. Nach seinem Tode wurden neue Abdrücke ge-
macht, welche den Vergleich mit den früheren nicht aushalten. Im
Künstler-Lexicon XXI. S. 249 gaben wir ein Verzeichniss der Blätter.
Obige Initialen findet man auf einem Blatte mit der Madonna, welche
das Kind lesen lehrt, 4. Ein zweites Blatt stellt die Maria mit dem
Kinde in den Armen vor, wie sie in einem Buche liest. Rechts am
Rande sind die Initialen B. I. W. E, und fein geritzt der Name des
Radirers, gr. 4.