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Boden und beschaut sich in einer Art Spiegel. Im Mittelgrunde brennt
das Opferthier auf dem Altare, und über diesem schwebt ein Engel
mit einem Tafelchen in der Rechten, während er mit der anderen Hand
nach der Vertreibung aus dem Paradiese deutet, welche im Grunde
vorgeht. Am Fusse des Altares ist der Baum des Lebens mit der
Schlange. H. 8 Z. 9 L. Br. 12 Z. Die Composition dürfte jedenfalls
von Aspertino seyn, da sie in der phantastischen Auffassung mit an-
deren Werken dieses Meisters stimmt. Den Anhaltspunkt geben zwei
Gemälde im k. Museum zu Berlin, wovon das eine mit „amicus beno-
niensis" bezeichnet ist. Die Zeichnung zum Blatte mit den ersten
Menschen ausserhalb des Paradieses wurde auch schon von Malvasia
dem Aspertini beigelegt, den Stich aber schreibt dieser Schriftsteller
dem Bonasone zu, mit der Bemerkung, dass einige den Aspertini selbst
als Stecher erkennen wollen. In jeder Hinsicht findet sich im lVIach-
werke Aehnlichkeit mit den beiden oben erwähnten Blättern, nur dass
diese als Copien von Blättern des Marc-Anton zu betrachten sind, und
daher die Manier vorgezeichnet war, während Aspertini im Stiche seiner
eigenen Composition grössere Freiheit entwickeln konnte. Jedenfalls
ist das Blatt von einem Meister der Marcv-Antoifschen Schule.
Ottley will dem Aspertini auch jene Blätter zuschreiben, welche
Bartseh XV. p. 461 dem Domenico Beecafumi vindicirt. Diese Ansieht
können wir in keiner Hinsicht theilen. Das auf denselben vorkommende
Monogramm HFE deutet weder den Beccafumi, noch den Aspertini,
sondern einen Copisten an, welcher fremde Compositionen zu seinen
Gunsten benützt hat. Doch hat er weder eine von Beccafumi, noch
eine von Aspertini nachgestochen.
109: Unbekannter Stecher, wenn nicht Antonio Abondio. Diese
AA Initialen stehen auf einem zart gestochenen Blättchen in der Weise
'des Agostino Veneziano, welches im runden Medaillen den Kopf
des Papstes Julius II. enthält. Er ist in Profil nach rechts gewendet,
und unter der Calotte sieht man nur das Ohrläppchen. Den Grund
bedecken wagrechte, hie und da durch kleine Punkte unterbrochene
Striche. Im Bandstreifen steht: IVLIVS. SECVNDVS. PONTIFEX.
MAXIMVS. 1512 (die 2 verkehrt). Auf einem Zettel stehen die Buch-
staben AA. Durchmesser 1 Z. L.
Ein Exemplar dieses bisher ganz unbekannten Medaillons befindet
sich in der k. k. Sammlung zu Wien. Es war bis 1845 einer Hand-
schrift eingeklebt: Poemata satyrica in Pontifices romanos SaeculiXVl.
Diese satyrisehen Gedichte sind von J. Alex. Brassicanus. Vgl. F. v.
Bartsch, die Kupferstichsammlung der k. k. Bibliothek in Wien, S. 46.
Die Platte könnte von einem Medailleur gestochen seyn, da das
Bildniss und die Form des Blattes. dafür spricht. Wir wissen indessen
nicht, wann Brassicanus gelebt hat, und 0b das Medaillen 1512 ge-
stechen wurde. Datirt es aus späterer Zeit, so könnte die Platte von
Antonio Abondio herrühren, welcher in Wien arbeitete, aber erst
1591 starb.
110. Antonio Abondio, einer der berühmtesten Stempelschneider
A A des 16. Jahrhunderts, hinterlicss zahlreiche Werke, welche aber
"gewöhnlich mit AN. AB. bezeichnet sind, so dass wir erst unter
dieser Abbreviatur ausführliche Nachricht über ihn geben, welche um
S0 erwünschter seyn wird, als man früher den Verfertiger der schönen
Medaillen mit der Signatur A. A. und AN. AB. nicht gekannt hat. Die
Initialen stehen aber nur auf wenigen Medaillen, wie auf jener mit
dem Brustbilde des Kaisers Ferdinand I. von 1575. Diese Dellkmünze
ist sehr schon und selten. Brulliet, App. II. N0. 7, nennt eine Me-