1888.
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an ihn, anscheinlich den Schüler dieses Meisters, als an Boldrini ge-
schickt habe. Letzterer war auch sicher 1530 noch nicht im Stande,
einen so vortrefflichen Schnitt zu liefern, als jener des Bildnisses von
Schwarzenberg ist. Diejenigen, welche in diesem Blatte einen mit der
italienischen Schule vertrauten Meister vermuthen wollen, mögen nur
bedenken, dass auch Binck in Italien sich umgesehen hatte.
Damit sind aber noch nicht alle Schwierigkeiten und Zweifel be-
seitiget. Das erste Zeichen findet man auf einem Holzschnitte mit
der hl. Familie nach Tizian, welcher später fällt, als das Bildniss des
Baron Sehwarzenberg, und durchaus ein italienisches Gepräge hat.
Dieses Blatt kann wohl nicht von J. Binck seyn, aber auch nicht von
D. Beccafumi, wie Zani vermuthet. Hier nun könnte Niccolo Boldrini
wirklich eintreten müssen, da dieser Meister nach Tizian Formschnitte
geliefert hat. Uebrigens aber besass auch der Verfertiger des genann-
ten Bildnisses von Schwarzenberg alle Fähigkeiten, um nach einer
Zeichnung von Tizian zu schneiden.
1) Das Bildniss des Hans von Schwarzenberg, bartige Büste mit
Hut, dessen Krämpe vorn aufgeschlagen ist. Um das Medaillen sind
16 Wappen gereiht, und zu den Seiten Zierleisten angebracht. Unten
rechts sieht man das zweite Zeichen. Oben steht in Letterndruck:
Herr Jalmnscn Frcyhern zu Schwarzcnbcrg etc. pildtnuss. wie die, seines
Alters, bry fünfzig jarcn, Erstlirh durch Albrcchten Dürer, abconlerfcct,
127i zu. disen nachtruclt zuwegcn bracht werden. Unten liest man: Starb
Anno XXVIII seines Alters bey LXIIII. jarn, oft ist narhgesetzts. schwar-
zen strichs, zweyntzig lang gewesen. Nun folgt der breite schwarze
Strich. Bartsch VII. N0. 157, Heller II. N0. 2178. Höhe der Platte
7 Z. 1 L., mit der Schrift 8 Z. 9 L. Breite der Platte 4 Z. 10 L.,
mit den Leisten 5 Z. 10 L.
Dieses Bildniss ist auf der Rückseite des Titels folgenden Werkes:
Offtcia M. T. C. AyIn Buch, So Jliarcus Tullius Ciccro der Römer, zu
seynem Suns Marco: Von den tugcnclsamcn ämptcrn in Latein ge-
schriben, Welches auf)" brgcr-n, Herren Johansen von Srhwurzerlbergs etc.
verteutschet etc. Augsburg, Hnynrich Stcyner 16 Februar 1531, fel.
In diesem .Ta.hre erschienen auch noch zivei andere Ausgaben, die
zweite den 29. April, und die dritte den 7. Deeember. Eine dieser
Ausgaben ist zu München bei Schobsser gedruckt. In vierter Aus-
gabe erschien das Werk von den Pdichten den 3. August 1533, und
im folgenden Jahre veranstaltete H. Steyner den Druck mehrerer
Schriften Schwarzenbergls unter dem Titel: Der Teutsch Ctccro
MDXXXIIIL, fel. Das Bildniss steht an der Spitze des „Büchlc Me-
morial, das ist ein angrdänckung der Tugcnt etc. Die Abdrücke haben
die oben erwähnte Aufschrift, unter dem schwarzen Striche steht aber
noch: Dy Sipschalft mcrck, ist darzu gut, das sy offt tugent starken
thut etc. Das Buch von den Pflichten allein erschien auch wieder
1535, am 13. November, un-d 1537, am 27. November, immer mit
Schwarzenbergs Bildniss. In der Ausgabe von 1540 fehlt dasselbe,
da es H. Steyner seiner neuen Ausgabe des „Tcutsch Cicaro" von dem-
selben Jahre beigab. Die letzte Augsburger Ausgabe der Otiicia M.
T. G. ist von 1545. Die Holzplatte wurde also oft benutzt, und
daraus erklärt sich die Schwäche des Druckes in den letzten
Exemplaren.
2) Die Geburt Christi, oder- die Anbetung der Hirten, 'l'izian'sche
Gomposition von sieben Figuren. Maria kniet in Betrachtung des
Kindes, Joseph steht, und zwei Hirten bringen die Thiere. Im Grunde
ist ein Hirt bei der Heerde. Links unten in der Ecke ist das erste
Zeichen. H. 14 Z. 9 L. Br. 18 Z. 8 L.