812
1888.
dictionary of painters and engravers), L. de Angelis (Aggiunta a Gio.
Gori Gandellini Notizie degli intagliatori), Bartsch (P. gr. VII. p. 166
N0. 157 u. T. X11), Zani (Enciclopedia Vol. IV. 2, p. 286), und
Brulliot (I. N0. 778) äc. nehmen das Zeichen für Boldrini in An-
spruch, und verstehen unter letzterem meistens einen Joseph Nicolaus
Boldrini aus Vicenza, welcher aber nur durch Verwechslung mit Ni-
colo Boldrini in die Kunstgeschichte kam, da er sich selbst nie Bol-
drini, sondern Joseph Nicolaus Vicentinus nennt. Orlandi (L'Abece-
dario pittorico. Napoli 1733) verfiel auf Domenico Beccafumi, und
Christ (Monogrammen-Auslegilng S. 113 u. 124) ist derjenige, welcher
den späteren Schriftstellern die meisten Hypothesen lieferte. Er sagt
S. 113, dass man das B mit dem Querstriche gewöhnlich auf „Bartho-
lomaeum Tutianum" deute, was ihm aber noch unklar sei. Daher
äussert er auch die Vermuthung, dass das Monogramm sich auf Jakob
Binck beziehen könnte. Auf S. 124 bringt er dieselben Künstler in
Vorschlag, sowie 0rlandi's Beccafumi, und den Hans Burgkmair, wel-
cher aber nur durch die unrichtige Deutung eines kleinen gothischenb
mit Querstrich durch den oberen Schenkel in Rede kam. Es handelt
sich zunächst immer nur um das in Holz geschnittene Bildniss des
Freiherrn Hans von Schwarzenberg, welches mit dem zweiten Zeichen
versehen ist, und nach Bartsch u. A. für Boldrinfs Werk gilt. Christ
weiss nichts von diesem Künstler, er deutet aber das gegebene Zeichen
auch nicht auf H. Burgkmair, sondern halt mehr an seinem apokryphen
B. Tuziano und an J. Binck fest. Heller scheint aber im Leben
A. Dürerbs II. S. 827 vornehmlich durch ihn verleitet worden zu seyn,
für I-I. Burgkmair Parthci zu nehmen, und diesem Meister das Bild-
niss des Baron von Schwarzenberg nach A. Dürer entschieden zuzu-
schreiben, da er an Boldrini nicht glauben wollte, obgleich sich Bartsch,
Brulliot u. A. dafür aussprachen.
Nicolo Boldrini kann das Bildniss Schwarzenbergk auch nicht
wohl in Holz geschnitten haben. Seine Blüthezeit fallt um 1566, das
erwähnte Portrait muss aber schon vor dem 16. Februar 1531 fertig
gewesen seyn, da es in Schwarzenbergs Ofücia M. T. Ciceronis vor-
kommt. Das Werk erschien bei Heinrich Steyner in Augsburg, und
zwar unter obigem Datum. Es kann aber auch nicht von Joseph Ni-
colaus Vicentino herrühren, da dieser Meister dem Nicolaus Boldrini
nur um circa 20 Jahre vorhergeht, und überdiess in einem ganz ande-
ren Style gearbeitet hat. Bartolomeo Tuziano fällt ganz weg, da er
wohl sicher nie gelebt hat. Von Domenico Beccafumi kann auch
keine Rede seyn, da sich nicht Ein Holzschnitt von seiner Hand nach-
weisen lässt. Es ist daher die Reihe an Hans Burgkmair, da sich in
Schwarzenbergk Cicero Blätter nach seinen Zeichnungen, oder sogar
Originalformschnitte finden sollen. Burgkmair war jedenfalls ein sehr
tüchtiger Meister, der Schnitt des Bildnisses von Sohwarzcnberg hat
aber für denselben beim Vergleiche mit den historischen Blättern wie-
der so viel Fremdartiges, dass man auf eine andere, und zwar eben-
falls meisterhafte Hand schliessen muss. Auch starb Burgkmair im
Jahre 1531 in einem Alter von- 39 Jahren. Er scheint aber schon
ein Jahr früher nicht mehr gearbeitet zu haben, da sich kein Blatt
von 1530 für ihn nachweisen lasst. Nach unserer Ansicht dürfte
Jakob Binck den meisten Anspruch auf den Schnitt des Bildnisses
von Schwarzenberg haben, da er auch andere Blätter mit den Ver-
salien 1 B zeichnete. Seine Holzschnitte sind meisterhaft, aber nur zu
wenig gekannt, da der Künstler sie gewöhnlich anonym ausgehen liess.
Binck lebte 1530 noch in Deutschland, WahrSCheinliCh in Nürnberg.
Es ist viel wahrscheinlicher, dass H. Steyner die Zeichnung Dürer's