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1876!
1877.
Das Blatt mit dem Monogramme stellt den hl. Johannes vor, wie ihm
der Engel auf dem Berge das neue Jerusalem zeigt. In der Mitte
des Vorgrundes steht auf schrafürtem Grunde das Zeichen.
Man iindet die Holzschnitte der Apokalypse in der sogenannten
September-Ausgabe des neuen Testamentes Dr. M. Luthers, welche
Melchior Lotther 1522 zu Wittenberg veranstaltete, und auch in der
December-Ausgabe desselben Jahres. In der ersten Ausgabe des
neuen Testamentes von Hieronymus Emser (Dresden, durch Wolfgang
Stöckel 1527) kommen 19 Abbildungen vor. Die bei Heinrich Steyner
in Augsburg 1535 erschienene Bibel enthält 14 Copien.
Die Angabe, dass das Monogramm dem Hans Brosamer angehöre,
kommt wohl aus dem Derschaulschen Cataloge N0. 333. In diesem
Werke wird die Apokalypse als Supplement zum Artikel über Brosa-
mer bei Bartsch angegeben. Die Blätter halten den Vergleich mit
anderen Holzschnitten nach Cranach nicht aus, und stehen auch den
Brosamerischen Arbeiten nach.
1876- Unbekannter Meister. Dieses Monogramm findet man auf
einem Kupierstiche, dessen Verfertiger der niederländischen
Schule angehören dürfte. Das Blatt stellt das Urtheil des Sa-
lomon vor. Der König sitzt links auf dem Throne, und deutet
mit dem Seepter nach dem rechts knieenden Weibe, welches
das todte Kind zu den Füssen desselben gelegt hat. Hinter diesem
Weibe steht die Frau mit dem lebenden Kinde im Arme, und rechts
im Grunde öifnen sich zwei Fenster. Das Zeichen steht links unten
zwischen den Beinen eines Mannes in bittender Stellung. Im Rande
verkehrt: Salomon. Causam. lnfer. D-uus. zllulieres. 3 Itegvm. I. Etwas
höher über der Querlinie verkehrt: ülurtini Petri ex. H. 4 Z. 2 L.
Br. 2 Z. 11 L. Oopie nach Aldegrever, B. N0. 29.
Unter dem Monogramme B TH beschreiben wir nach Bartsch IX.
p. 485 eine andere Copie dieser Vorstellung, und es möchte fast
scheinen, dass von einem und demselben Meister die Rede sei. Das
gegebene Monogramm ist aber getreu nach dem Originale copirt, und
enthält kein T, wie auf dem von Bartsch beschriebenen Blatte.
Ein zweites Blatt dieses Meisters, auf welchem das Monogramm
ohne Jahrzahl und in richtiger Stellung erscheint, stellt zehn tanzende
Kinder vor, mit der Schrift im Rande: Ubi est adolescentia ibi es: gau-
dium sine malicia.
1877- Unbekannter Meister. Unter diesem Monogramme führen
wiiminen deutschen Künstler ein, welcher um 1560-1580
in Cöln gelebt zu haben scheint, da er für die Buchhand-
lung der Erben des Johann Quentel und des Gerwin Gale-
nius daselbst arbeitete. Er war vermuthlich Maler, und
einer der Gehülfen des Jost Amman, weil die Holzschnitte
mit seinem Zeichen in der Weise desselben behandelt sind. Dass er
Zeichner oder Maler war, beweist der Umstand, dass neben seinem
Monogramme auch jenes des Formschneiders beigefügt ist. Uebrigens
ist zu bemerken, dass das Zeichen in dieser Form nur selten vor-
kommt; die meisten Blätter sind mit den Initialen HB bezeichnet. An
Balthasar Jenichen ist nicht zu denken. Auch Hans Brosamer kann
die Blätter mit diesen Monogrammen nicht geliefert haben. Eher noch
könnte Hans Bocksperger eintreten, da dieser Meister mit Jost Am-
man in Berührung kam.
Das zweite Zeichen fanden wir auf einem schön componirten
Blatte, welches Christus mit den Jüngern vorstellt, wie er denselben