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BFVF.
1849.
Gemälde dieses Meisters, welcher einen hohen Sinn für Compo-
"sition im Style des Michel Angele hatte, findet man in Kirchen zu
Florenz, Urbino, Bologna, Osimo, im Kirehenstaate nnd zu Venedig.
Sie sind theils mit dem Namen, theils mit den Initialen bezeichnet.
Für die Majolica-F'abrik des Herzogs von Urbino fertigte er um 1540
viele Zeichnungen zur Verzierung von Gefässen. In der Vasensamm-
lung der Spezieria zu Loreto sind vier Vasen mit den Evangelisten
mit B. F. V. F. bezeichnet. Auf Majolica malte indessen Franco nicht.
Orazio Fontana bediente sich aber der Zeichnungen desselben.
Bartsch P. gr. XVI. p. 118-154 beschreibt 93 Blätter dieses
Meisters, und fügt 15 andere in einem Anhange bei, da sie ihm nicht
mit voller Sicherheit zugeschrieben wcrtlen können. Franco bediente
sich nur der Radirnadel, und besorgte die Aetznng. Einige Blätter
sind flüchtig radirt, und im ersten Drucke bemerkt man keine Nach-
hülfe mit dem Stichel oder der Schneidnadel. Man kann sie eigent-
liche Aetzdrücke nennen, welche unmittelbar von der Hand des Mei-
sters kommen. Die zweite Gattung ist etwas sorgfältiger radirt, und
um Harmonie zu bewirken, arbeitete er hier und da mit der Schneid-
nadel in die Platte. Auch diese Abdrücke gehören zu den ersten,
und zeigen keine Spur einer fremden Hand. Eine dritte Gattung von
Originalradirungen ist mit feiner Nadel bewirkt, und das Aetzwasser
hat wenig durchgegriiien, so dass die Abdrücke zart und klar im
Bilde erscheinen. Man findet aber sehr selten Exemplare dieser Art,
da. die Platten eng überstochen wurden, und zwar in nach verschiede-
nen Richtungen laufenden Lagen, welche öfter mit Punkten ausgefüllt
sind. Diese Arbeit übernahm ein anderer Künstler, welcher weniger
Sinn für malerische Wirkung hatte. Die Blätter der vierten Klasse
sind breit, aber zierlich radirt, und durch das Aetzwasser so weit ge-
fördert, dass es nur der Schneidnadel bedurfte, um die abgestumpften
Striche in feine Spitzen auslaufen zu lassen. Die früheren Abdrücke
haben weder Namensbuchstaben noch eine Adresse, und die Verschie-
denheit der Behandlung möchte glauben machen, dass es sich nicht
um Produkte des einen und desselben Meisters handle. Die Initialen
des Namens und die Adresse wurden grösstentheils erst nach der
Ueberarbeituilg mit dem Stichel auf die Platten gesetzt. Auch France's
voller Name kommt erst in späterem Drucke vor. Man muss aber bei
letzterem unterscheiden, ob die Platte einer Retouche unterworfen war,
oder nicht. Es wurden bei dieser Gelegenheit radirte Stellen mit dem
Stichel aufgestochen, und zuweilen auch die Adresse weggenommen.
Die Abdrücke ohne Adresse sind daher nicht immer erster oder zwei-
ter Art. Man findet ungefähr zwanzig Blätter mit den Initialen. Das
Blatt mit der Adresse N N. exc. (Nicole Nelli) stellt mehrere Todten-
köpfe in Friesform dar, B. App. No. 4.
Nachträge zum Peintre-graveur von A. Bartsch.
1) (B. N0. 11) Die Kreuztragung. H. 9 Z. 2 L. Br. 12 Z. 6 L.
Man hat drei verschiedene Abdrücke:
I. Vor den Initialen B. F. V. F., und vor der Adresse: In Veraetia a
Sta. Fosca.
II. Mit den Initialen und der Adresse, aber vor der Retouche.
III. Mit den Initialen und ohne Adresse. Das Laub des Baumes,
welcher sich links hinter den zwei Reitern zeigt, ist in I. u. II.
radirt, wurde aber bei der Retouche ganz mit dem Stichel ein-
gestochen. Die Luft blieb ursprünglich leer, dann aber wurden
Wolken eingestochen.