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BEN O.
1790.
1400 in Florenz geboren worden seyn, wir wissen aber jetzt aus dem
von Dr. Gaye (Carteggio inedito dac. I. p. 271) beigebrachten Testa-
mente des Vaters unseres Meisters, dass dieser 1424 geboren wurde,
wie auch in der neuen (1848) bei le Monnier in Florenz erschienenen
Ausgabe der Vite di G. Vasari IV. p. 184 bemerkt ist. Wie flüchtig
Vasari zuweilen verfuhr, beweiset namentlich seine Angabe über eines
der berühmtesten Werke des Künstlers, die Altartafel der Compagnia
di San Marco in Florenz, welche aber zur Zeit der Entstehung des
Bildes „Compagnia della Purificazione di Maria Vergine e di San
Zanobi" genannt wurde, und eine eigene Capelle inne hatte. Vasari
sagt kurzweg, Benozzo habe das Gemälde in seiner Jugend gefertiget,
und nennt nicht einmal den Inhalt. Die folgenden Schriftsteller wuss-
ten nicht mehr, als Vasari, und somit verlor sich jede Spur, da das
Werk den Standpunkt geändert hatte. Auch in der erwähnten Le
Monnieüschen Ausgabe der Vite ündet man keine Nachricht über diese
Altar-tafel, obgleich sie noch vorhanden ist. Das betreffende Document,
den Contrakt, welchen am 23. Oktober 1461 die Compagnia della
Puriiicazione della Vergine Maria mit dem Künstler abschloss, gibt Za-
nobio Bicchierai nach dem Originale im Staatsarchive zu Florenz, Filza 55,
und liess sie als ein bis dahin unbekanntes Document in folgender,
zum Andenken an die Vermählung der Donna Bianca Gentile-Farinola
mit Sig. Luigi Vaj erschienenen seltenen Schrift: Alcuni dommenzi
artistici non mai stampati (1454-1565). -Firenze, Le Monnier 1855,
p. 12 abdrucken. Diese Tafel ist im Contrakte genau beschrieben.
In der Mitte sitzt die hl. Jungfrau auf einem Thronsessel, welcher
nach der Vorschrift; der Besteller jenem auf der Haupt-Altartafel von
S. Marco in Florenz gleichen sollte. Dieses Gemälde ist von Angelico
da Fiesole, und wird jetzt in der Florentinischen Gallerie aufbewahrt.
Rechts zur Seite der hl. Jungfrau sind die Heiligen Johannes Baptista
und Zauobio, und St. Hieronymus auf den Knieen. Gegenüber er-
scheinen die Figuren der Heiligen Petrus und Dominicus, und St.
Franciscus kniet in Verehrung. An der Predella musste Benozzo
Scenen aus dem Leben dieser Heiligen vorstellen, und zwei weiss-
gekleidete Kinder als Wappenhalter anbringen. Der Künstler war
verpflichtet, seinen ganzen Fleiss daran zu wenden, und ein Werk zu
liefern, welches an Originalität und Farbenpracht keinem anderen
nachstehe. Dafür erhielt er 300 Lire pp (di piccioli). Aus dem er-
wähnten Contrakte ergibt sich nun, dass dieses Gemälde dasjenige sei,
welches in der Gallerie Rinuccini ohne historischen Nachweis dem Be-
nozzo Gozzoli zugeschrieben wird: Alouni quadri della Galleria Rinuc-
cini da C. Pini e C. Milanesi. Firenze, Le Monnia 1852, p. 20. Der
Contrakt von 1461 liefert auch den Beweis, dass Vasari faselte, wenn
er das Gemälde als Jugendwerk des Künstlers bezeichnet. Ein Glei-
ches verhält sich auch mit der Marter des hl. Sebastian am Haupt-
Altare der Pfarrkirche San Gimignano. Es hat die erste der oben
gegebenen Inschriften mit der Jahrzahl 1465, und kann daher nicht
von dem Jüngling (Giovanetto) Benozzo gemalt seyn, wie Vasari behauptet.
Die Malwerke dieses Künstlers, besonders die Fresken, sind in
Italien nicht selten. Man findet deren zu Florenz, Montefalco, Peru-
gia und Siena. Die meisten sind mit dem Namen und der Jahrzahl
bezeichnet, theils wie oben gegeben, theils mit Benozius Florentinus
oder de Florentia. Die Werke in San Fortunato und San Francesco
zu Montefeltro von 1450 und 1452 verrathen einen schüchternen Schü-
ler des F. Angelieo da Fiesole, dessen Anmuth und Gemüth aber das
Auge des Betrachters fesselt. Zu seinen Hauptwerken gehören die
durch Lasinio's Stiche bekannten 24 Frescobilder im Camposanto zu