BAP.
1681.
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Bellini entwickelte er vornehmlich eine bedeutsame, charaktervolle
Energie, und wusste Strenge der Zeichnung mit tiefer Sättigung der
Farbe zu verbinden. In der Gallerie des k. Museums zu Berlin kann
man ihn vollkommen kennen lernen, da die daselbst vorhandenen Ge-
mälde zu den vorzüglichsten Arbeiten des Meisters gehören. Die
Charakteristik, welche Kugler in der Beschreibung des Museums S. 54
von diesen Bildern gibt, gilt demnach von allen Werken des Künst-
lers, und sie wird auch maassgebend seyn zur Beurtheilung der Ge-
mälde mit dem gegebenen Monogramme, welches unter CCH an wei-
terer Stelle ist. Im Museum zu Berlin ist eine Altartafcl mit der
thronenden Madonna und vier männlichen Heiligen, Gestalten voll
mächtiger statuarischer Würde, mit streng gefurchten, fast leiden-
schaftlichen Gesichtern. Nur die Madonna, selbst auch das Christus-
kind, sind hier nicht in gleichem Maasse ansprechend. Eben so be-
deutend ist ein anderes Gemälde, welches ein Wunder des hLAnianus
von Alexandria vorstellt. Hier sind besonders die mannigfach durch-
geführten Charaktere der Köpfe, vornehmlich unter den Zuschauern
der wunderbaren Handlung, zu beachten. Eine Madonna mit dem
Kinde ist ein wohl componirtes, lebhaftes und ansprechendes Bild,
doch auch hier ohne das zartere Gefühl, welches ein solcher Gegen-
stand wünschenswerth macht. Ungleich mehr ist dies der Fall mit
einem vierten Bilde, welches die Madonna mit dem Kinde und vor ihr
das Brustbild des Donators darstellt. Es ist trefflich, in tiefen ernsten
Farbentönen, aber ohne eigentliche Strenge gemalt; das Portrait des
Donators, voll kräftigen, treuherzigen Lebens, die hl. Jungfrau in
einer schönen Fülle edler Formen, sinnlich ernst, aber mit einem be-
deutsamen Fond von Gemüth und Kraft. Sehr beachtenswerth ist
auch die Landschaft, welche sich hinter den Gestalten in reicher Be-
wegung des Tcrrains, und in tief herbstlichem Tone hinzieht. Lanzi
behauptet, dass der Künstler die bergige Landschaft um Conegliano
in der Mark von Treviso gleichsam als Merkzeichen in seinen Gemäl-
den anbrachte. Keines der Bilder im Berliner Museum ist mit dem
Taufnamen oder einem Monogramme versehen. Auf einem Gemälde
mit der Madonna steht: I0 VANNES BAPTISTA CONE P. Auf dem
Gemälde mit der Madonna und dem Donator liest man: Joanes baptista
Coneglanensis. und das Altarbild der thronenden Madonna ist be-
zeichnet: Joannis Baptiste Coneglianensis opus. Ein Gemälde mit der
hl. Familie, St. Hieronymus und St. Ludwig in der Landschaft, und
mit der Stadt Oonegliano im Grunde in der Gallerie des Belvedere zu
Wien, trägt die Abbreviatur: 10A. BAPT. CONEGL. Auch in italie-
nischen Gallerien sind Bilder von Cima, aber meistens mit dem Namen
des Meisters. So steht auf dem vollendeten Gemälde der Pinakothek
in Bologna: Joannis Baptistac Coneglianensis Opus. Es stellt die halbe
Figur der Madonna mit dem Kinde vor, und oben Gott Vater zwischen
zwei Seraphim. Da nun auf ächten Gemälden des Cima gewöhnlich
der volle Name steht, so dürfte er nur ausnahmsweise des obigen
Monogramms sich bedient haben, wenn es je diesen Künstler an-
deutet. Es enthält allerdings die Buchstaben C C D, sollte aber auch
ein H angenommen werden, so ist nicht erklärlich, wie dieser Buch-
stabe in das Monogramm eines Cima da. Conegliano kommt. Giambat-
tista hatte auch einen Sohn Namens Carlo, welcher nach Federici in
der Weise des Vaters malte. Von diesem rühren vielleicht unbezeich-
nete Bilder im Style des G. Cima her, wenn ihm nicht das Mono-
gramm angehört.
Ueber die Lebenszeit dieses treiflichen Künstlers herrschen ver-
schiedene Angaben. In Gonegliano sind zwei datlrte Gemälde, welche