1613.
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teur. London 1829 p. 29 als Werke des Botticelli beschrieben. Das
eine stellt die Anbetung der Könige dar, und erinnert an ein Gemälde
des Meisters aus St. Maria Novella in Florenz. Maria sitzt rechts mit
dem Kinde auf dem Schoosse, welchem einer der Könige unter dem
Bilde des älteren Cosmos de Medici eine Vase reicht. Hinter ihm
knieen die beiden anderen Könige mit Kronen auf den Hituptern, der
erstere Giuliano de Medici, Vater des Papstes Olcmens VII. Rechts
sitzt Joseph, welcher wie Maria und das Kind mit dem Nimbus ver-
sehen ist. Von der Seite der Könige her kommt das Gefolge zu Fuss
und zu Pferd, und im Vorgrunde sind vier Hunde und drei Leoparde
in der Koppel. H. 10V; Z. Br. 15 Z. Dieses Blatt kannte weder
Bartsch noch Ottley, nur Zani (Euc. niet. V. 2. p. 155) hatte Kunde
davon, ist aber in Ilngewissheit, ob es dem Baldini oder dem Botticelli
zuzuschreiben sei. Das zweite in Th. Wilsoiüs Catalog dem Botticelli
vindicirte Blatt hat die Predigt des Fra Marco da, Monte Santa Maria
in Gallo zum Gegenstande. In der Mitte ist der Opferstock (Monte)
für die Gaben zur Unterstützung der Armen, und im Hintergründe sind
die Werke der Barmherzigkeit vorgestellt. Dein hl. Gregor erscheint
bei der Messe der Heiland, und oben im getäifneten Islimmel, welchen
Engel und Heilige füllen, zeigt sich Christus mit Maria in der Glorie.
Bartseh XIII. p. 89 beschreibt dieselbe Composition, es lag ihm aber
nur eine Copie vor, welche folgende Unterschrift hat: Septem Miser-i-
eordiae P. M. Luci Reddita, 1632. Ottley (Inquiry des. I. p. 425)
erwähnt eines Holzschnittes aus einem Buche von 1494, welcher theils
nach dem Stiche des Botticelli copirt ist, und für das Alterthum des-
selben spricht. Im deutschenKunstblatt1853 S. 214 wird auf ein Blatt
aufmerksam gemacht, welches in der herzoglichen Sammlung zu Gotha sich
befindet, und für ein Unieum gilt. Es wird „Templum Pilati" betitelt.
Keines der genannten Blätter trügt den Namen, oder den Buch-
staben b in obiger Form, wir glaubten aber darauf eingehen zu müssen,
um den Artikel im Künstler-Lexicon zu ergänzen, und weil überhaupt
eine ausführliche Zilsammenstellung der chaleographischen Arbeiten des
Botticelli bisher fehlt. Es finden sich aber auch noch Holzschnitte mit
dem Buchstaben und zwar in alten italienischen Ausgaben der
göttlichen Comödie des Dante. Diese Blätter rühren ohne Zweifel der
Zeichnung nach von Botticelli her, und ein Theil dürfte von ihm selbst
geschnitten seyn. Wifwissen durch Vasari mit Bestimmtheit, dass der
Künstler eine leidenschaftliche Vorliebe für die Dichtungen des Dante
gefasst, und sogar den Pinsel mit der Feder vertauscht habe, um über
die göttliche Coinödie zu schreiben. Doch besass er keine wissen-
schaftliche Bildung, und so wurde ihm nach VasarPs Versicherung weder
Beifall noch Lohn für seine Bemühungen. Dennoch setzte er das Stu-
dium seines Dichters viele Jahre fort, was ihn in Noth und Armuth
brachte, weil er dieMalerei hintansetzte, und zuletzt in dieser zurück-
kam. Ueber die Ausgabe des Dante mit Kupferstichvignetten von 1481
haben wir oben gehandelt, und bemerkt, dass man jedenfalls die Zeich-
nung zu denselben dem Botticelli zuschreiben müsse. Doch auch bei
der Betrachtung der Dante'sehen HolzschnittJllustrationen drängt sich
die Ueberzeugung auf, dass dieselben nur von einem Künstler her-
rühren können, welcher nach Möglichkeit in den Geist des Dichters
eingedrungen ist. Dieses nun müssen wir von Botticelli vermuthen,
und es ist auch nicht zu gewagt, ihm selbst einen Theil der Holzschnitte
zuzuschreiben, da Botticelli als vermögensloser Künstler es nicht ver-
schmäht haben wird,_durch den Formschnitt Erwerb zu suchen. Er
war durchaus nicht in der Lage, denselben vornehm von sich zu weisen,
und somit auch kein Gegner der Eigenhandigkeit von Malerformsehnitten.