Volltext: A - CF (Bd. 1)

1613. 
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Filipepi detto Botticello damals 33 Jahre alt war, und somit 
1447 geboren wurde. S. Botticelli war Maler und Goldschmied, und 
erlangte als letzterer auch Uebung in der damals neuen Kunst des 
Kupferstiches. Es hat sich indessen noch kein Blatt mit seinem Namen 
gefunden, und weil Vasari hinsichtlich der Stiche Botticelli in Ungewiss- 
heit lasst, und angibt, dass Baccio Baldini nach Zeichnungen von Botti- 
celli in Kupfer gestochen habe, so wurde letzterer von Bartsch u. A. 
sogar aus der Reihe der Kupferstecher gestrichen. Allein diese Be- 
hauptung ist sehr gewagt; man könnte nur sagen, dass es schwer, viel- 
leicht unmöglich sei, genau zu bestimmen, welchen Antheil Botticelli 
selbst, und welchen B. Baldini an der Ausführung mit dem Stichel hatte. 
Zuerst handelt es sich um die drei Blätter folgenden ausscrst seltenen 
Werkes: IL MONTE SANCTO D1 DIO composto da messcr Antonio 
(Bettini) da Siena. Am Schlusse: Finito el monte sco didio p me Ni- 
oholo diloräzo dallamagna. Florentie X Die Mensis Septembris anno Do- 
mini MCCCCLXXVII. fol. Das erste dieser Blätter stellt den hl. Berg 
mit dem ewigen Vater in der Glorie und den Tugenden vor. Ottley 
gibt in seiner History of Eugraving ein Facsimile des oberen Theiles, 
und des jungen Mannes. Das zweite Blatt zeigt den Heiland in einer 
ovalen Strahlenglorie, und ist in Dibdiirs „Bibliotheca Spenceriana" 
copirt. Das dritte Blatt stellt die Hölle vor, welche M. de Bure für 
den "Cat-alogue de la bibliotheque du duc de Valliere" copiren liess. 
Das Facsimile in Struttls Biographical Dictioxiary ist nicht nach dem 
Blatte des Monte santo, sondern nach der Vignette in der Ausgabe des 
Dante von 1481. Alle drei Blätter schreibt Bartsch XIII. p. 187-190 
N0. 57-59 dem Baccio Baldini zu, Passavant (zur Kunde der ältesten 
Kupferstecher im deutschen Kuustblatt 1850 S. 291) ersah aber darin, 
und in den Originalblättern der Propheten und Sibyllen B. N0. 1-36, 
dass sich Botticelli nicht nur begnügte dem Baldini Zeichnungen zu 
liefern, sondern dass er auch selbst bei dem Stiche Hand anlegte. Die 
genannten Blätter lassen nach Passavant in der ganzen Haltung, und 
den meisterlichen Umrissen die Hand des Botticelli augenfallig erkennen. 
Weniger auffallend findet er dieses in den 20 Vignetten zu der Floren- 
tiner Ausgabe des Dante, welche unter folgendem Titel erschien: Co- 
mento di Christophüvro Landini Florentino sopra la comedia di Damhe 
Alighieri. Poeta Fiorentino. Am Ende: Fine del comenzo di C. Landino 
et impresso in Firenze per NiOhOIO di Lorenzo dclla magna a di XXX 
Dagosta MCCCCLXXXL, gr. fol. Zu diesen von Bartsch No. 37-56 
beschriebenen Vignetten hat Botticelli zwar die Zeichnungen geliefert, 
aber an den wenig gefühlten Umrissen, und an den unbestimmten 
Schrafflrungen des Stiches hat er nach Passavaut wohl keinen Antheil 
genommen. Vasari spricht nur im Allgemeinen von den Illustrationen 
zum Dante, und zwar von Kupferstichen. Bezüglich des Inferno sagt 
er aber „lo mise, in stampa", woraus man entnahm, dass Botticelli die 
Zeichnungen von einem anderen Künstler habe stechen lassen. Vasari 
bemerkt nämlich auch noch" ausdrücklich, dass dem Künstler viele 
Zeichnungen im Stiche misslungen seien. Allein er gibt dadurch zu- 
gleich auch zu, dass Botticelli selbst in Kupfer gestochen habe. Und 
dann erklärt er als dessen Hauptwerk im Stiche den "Trionfo della 
Fedclta di Fra Girolamo Savauarola", woraus aber wieder nicht be- 
stimmt hervorgeht, dass diese Darstellung von Botticellils eigener Hand 
gestochen sei. Unseres Wissens hat sich kein einziger Abdruck er- 
halten, indem die Platte" vernichtet wurde, da Savanarola den Tod eines 
Ketzers starb, und Botticelli selbst der Irrlehre beschuldiget wurde. 
Durch Vasari wissen wir ferner, dass dieser Künstler noch viele au- 
dere Zeichnungen im Stiche, aber in schlechter Manier herausgegeben
	        
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