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1607
1608.
wechselt wird. Die Namen Brue und Brey sind aber in das lrlandwerks-
buch der Stadt Augsburg eingetragen.
Das zweite Zeichen steht nach Brulliot App. I. No.106 auf einem
grossen Holzschnitte von zwei Platten, welcher die Susanna im Bade
vorstellt. Das Terrain bildet einen Garten, und rechts vorn kreuzt
Susanna imWasser die Hände, erschreckt von den Alten, welche heran-
kommen. Hinter der Mauer des Gartens erhebt sich links ein zwei-
stöckiges Haus, in dessen Räumen die Handlung fortgeführt wird. Im
unteren Geschosse vertheidiget sich Susanna vor dem Throne gegen
die Anschuldigungen der Alten, und im zweiten Stocke rettet sie Daniel
vor der Verleumdung. Auf der Strasse neben der Mauer und dem
Gerichtshause wird an den beiden Greisen die Strafe der Steinigung
vollzogen. Das Zeichen bemerkt man an dem Baldachine des Thrones,
und etwas höher steht die Jahrzahl MDXXXX. Höhe der übereinander
gestellten beiden Blätter 18 Z. 3 L. Br. 12 Z. 3 L.
Paul Behaim scheint nur das zweite Zeichen auf Georg Broy ge-
deutet zu haben, da seine Einzeichnung mit diesem mehr stimmt, als
mit dem ersten, welches wir in der schiefen Stellung des Originals ge-
geben haben. Behaimis Georg Broy wäre dann jener Jörg Brey, dessen
Tod im Augsburger Handwerksbuche unter 1547 angezeigt ist. Jörg
Brue könnte das Blatt nicht mehr gefertiget haben, da er 1536 starb.
Unter I b werden wir auf diesen Augsburger Meister zurückkommen.
1607- Jim Breughel, genannt Fluweelen Breughel (Sammt-
Breughel), wurde um 1568 zu Brüssel geboren, und malte An-
b fangs mit Vorliebe Blumen und Früchte, sehr schöne und zarte
Bilder. Später unternahm er Reisen, um landschaftliche Studien
zu machen. Zu seinen Hauptwerken gehören daher auch Landschaften,
welche theils von ihm selbst, theils von Rubens, H. van Balen, H. de
Klerk und P. van Avont mit Figuren staffirt sind. Bilder des H. van
Steenwik u. A. zierte er selbst mit Figuren aus. Sein Meisterwerk, mit
Adam und Eva im Paradiese, befindet sich in der Gallerie im Haag.
Früher besass dieses Bild der Prinz Erbstatthalter, und aus der Samm-
lung des H. Allard de la Cour ging es 1766 für 7350 fl. in die ge-
nannte Gallerie über. Ausserdem sind noch einige andere Bilder im
Haag. Zahlreich vertreten ist er auch in der Pinakothek zu München,
im Museum des Louvre und in der k. Gallerie zu Madrid. Auf einigen
Gemälden des Meisters steht der Buchstabe b. Er schrieb gewöhnlich
breughel oder brueghel, Wir kennen auch vier radirte Quartblatter mit
Schiffen, welche "brueghel" gezeichnet sind, und wahrscheinlich von
diesem Künstler herrühren. Sie gehören aber zu den Seltenheiten.
J. Breughel starb den 13. Jänner 1625.
1608- Baldolf, oder Hans Baldus? Dieses Zeichen gehört einem
Maler oder Formschneider der elsassischen Schule an. Er
E arbeitete in der zweiten Hälfte des 15. Jahrhunderts, wahr-
' scheinlich in Strassburg. In dieser Stadt lebte um 1470
ein Maler Namens Baldolf, und er ist vielleicht der Vater oder Bruder
jenes Malers Hans Baldus oder Baldolf, welcher 1471 Mitglied der
Zunft „zum Himmel" in Basel wurde. Der. eine oder der andere könnte
die Zeichnungen zu den Holzschnitten _m1t dem Buchstaben b gefertiget,
wenn nicht die Blätter selbst geschnitten haben. Das zweite b steht
auf dem letzten Blatte des Belial, welcher _1483 bei Heinrich Knoblotzer
in Strassburg gedruckt wurde. Es stellt die Ausgiessllng des 111- Geistes
dar. Das b im Tafelchen findet man nach Heller (Monogn-Lex. S. 46)
auf deutschen Holzschnitten um 1481, der genannte Schriftsteller gibt
aber kein Werk an, in welchem sich deren finden.