1606.
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B. Tutiani, und für Beccafumi beansprucht er aber das vorhergehende,
in seinem Buche unten auf S. 124 stehende Zeichen, welches aus dem
römischen B mit einem Qtierstriche, oder aus B1 besteht.
Die Holzschnitte mit den obigen Zeichen erinnern nur oberflächlich
an die Werke des H. Burgkmair, und rühren in keinem Falle von ihm
selbst her. Das erste Monogramm, welches Bartsch VII. p. 448 in_
etwas abweichender Form gibt, und einem unbekannten Meister zu-
schreibt, findet man auf einem Holzschnitte mit der Verspottung des
Heilandes im Prätorium. Der Buchstabe b steht links unten. H. 3 Z.
5 L. Br. 2 Z. 6 L. Die Vorstellung erscheint aber in einer Bordüre,
so dass mit dieser die Platte 5 Z. 3 L. hoch, und 3 Z. 6 L. breit ist.
Man findet das Blatt in folgendem sehr seltenen Werke: Das leiden
Jcsu I Christi vnnsers erlösers I Senders andächtiger I lere Nutzbarlicher
Be I trachtung auff den I vier Euangelisten entliehen durch I WolIfganngI
von Man I in gfatz I weiss be I zwun I gen I Cum gratia et Priuilegio
Augsburg, durch den Junngen Hannsen, Schönsperger 1515 (und 1525) 4.
In diesem Werke sind 30 Holzschnitte mit Passionsdarstellungen, nebst
einem Blatt, welches den zu den Füssen des Schmerzensmannes knie-
enden Caplan Wolfgang von Man vorstellt, wie er dem Kaiser Maxi-
milian das Buch überreicht. Fast alle Bilder haben reiche architekto-
nische und Arabesken-Einfassungen, und nur einige grössere Holzschnitte
sind ohne Bordüren. Auch der Text ist eingefasst. An den Holz-
schnitten haben wenigstens drei Künstler Theil. Nur eines trägt das
erste Zeichen, andere sind mit dem Monogramm H B und H S bezeichnet.-
Bartsch gibt nur die Initialen H B an, und deutet sie auf Hans Burgk-
mair, so dass also das gegebene Zeichen nicht letzterem angehören kann.
Indessen haben die Blätter mit dem Mouogramm HB so viel Aehnlich-
keit mit der Verspottung des Heilandes, dass man zweifeln möchte, ob
nicht I B statt HB zu lesen sei. Der Träger des ersten Zeichens ist
nämlich Jörg Brue, Maler von Augsburg, ein Schüler des Thomas Burgk-
mair, welcher 1536 im alten Handwerksbuche der Stadt unter den
Todten eingetragen ist. Wenn er nun auch des abweichenden Mono-
gramms HB, oder vielmehr I B sich bedient hätte, so würde dasselbe
nicht auf H. Burgkmair erklärt werden können, und diess um so we-
niger, als letzterer Meister um 1515 zu Nürnberg mit A. Dürer be-
schäftiget war. Das erwähnte Monogramm H S auf Blättern der Pas-
sion wird man vielleicht dem Hans Schäuifelin zuschreiben; allein dieser
Künstler lebte bis 1515 ebenfalls in Nürnberg, und liess sich in jenem
Jahre zu Nördlingen nieder. Wir erkennen in diesem Monogrammisten
eher den Sigmund Holbein, welcher 1515 noch in Augsburg lebte, und
erst später in Luzern Haus und Hof erwarb. Die Illustrationen zu
W. von Man's Passion könnten demnach von Jörg Brue, Sigmund Hol-
bein, und wenn man positiv will, auch von H. Burgkmair herrühren,
woran wir zweifeln. Einen Georg Broy kennt auch Paul Behaim in
seinem handschriftlichen, jetzt inBerlin befindlichen Verzeichnisse von
Kupferstichen und Holzschnitten. Es frägt sich aber, ob nicht darunter
jener Jörg Brey zu verstehen ist, welcher ebenfalls Maler und Form-
schneider war, und 1547 in Augsburg starb. Es wäre indessen wohl
möglich, dass wir unter Jörg Brue und Jörg Brey Vater und Sohn Zu
unterscheiden hätten, und dass Behaim mit seinem Georg Broy den
einen oder den anderen Künstler meinte. Die Orthographie der Namen
alter Meister wechselt häufig, so dass wir statt Brue „Breu und Brey"
setzen können, während um einige Decennien früher sogar die Form
Brew gebraucht wurde. Unter dem gothischen Buchstaben b No.1603
haben wir von einem Jörg Prew gehandelt, welcher sich ebensowohl
J. Brew nennen konnte, da b und p bei alten Namen nicht selten ver-
Monogrammisten. 50