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1539.
aber einen jungen, die Wuth vorstellenden Mann zum Gegenstande hat,
B. 58. Er sitzt auf einem Drachen, mit einem Todtenkopf in der Hand,
während seinen linken Arm eine Schlange umwindet. Im Grunde sind
dürre Bäume und andere Schlangen, und im Rande erklären auf einer
gewöhnlich fehlenden Schrifttafel 16 italienische Verse den Sinn der
Allegorie. Sie beginnen: Per aspri boschi e solidario horrore Barbuto
magro uo solingo e nudo Di rabbio colmo e carco di dolore Squallido in-
cullo hirsuzo horrende e crudo etc. Auf ein seltenes bisher unbekanntes
Exemplar dieser Art macht R. Weigel (Kunstkatalog No. 14,977) auf-
merksam. Heinecke schreibt die Erfindung mit Unrecht dem B. Bandinelli
zu, und legt den Stich dem Agosti11oVeneziano bei, mit dessen Styl er
nichts gemein hat. Vasari sagt auch deutlich, dass diess Caragliws erstes
Blatt nach Rosso für Baviera sei. Hierauf stach er nach demselben
Meister, und für denselben Verlag sechs Vorstellungen aus der Mythe
des Herkules B. 44-49, welche im späteren Drucke Salamancws Adresse
tragen. Gleichzeitig ist das schöne Blatt mit den Musen und Pieriden,
ebenfalls nach R. Rossi B. 53, wie die Folge mit Herkules von Vasari
erwähnt. Die Platte mit den Musen war bald abgenutzt, und musste
desswegen retouchirt werden. Doch hat nicht Enea Vico die Platte
überstochen oder vollendet, wie Bartsch No. 28 angibt. Vico hat eine
Zeichnung von Polidoro del Vaga gestochen, welche von jener des Rosso
Rossi verschieden ist. Hierauf liess Baviera nach R. Rossi's Zeich-
nungen die 20 mythologischen Gottheiten in Nischen stechen, welche
Bartsch No. 24-43 beschreibt. Auf dem ersten Blatte steht der Name
des Künstlers mit der Jahrzahl1526, und wenn die erwähnten Stiche,
wie zu glauben ist, vorhergehen, so ist Garaglio jedenfalls noch im_
15. Jahrhundert geboren. Die Platten mit den Gottheiten wurden von
F. Villamena retouchirt, die späteren Drucke sind aber leicht zu kennen,
da im ersten Zustande der Rand der Nischen weiss ist, während ihn
Villamena schattirte. Jakob Bink hatte diese Folge 1530 copirt, und
zwar in Originalgrösse (H. 7 Z. 2-3 L.) Die gegenseitige anonyme
Copie ist etwas kleiner. Zwölf dieser Vorstellungen wurden ebenfalls
von einem Ungenannten wiederholt. Diese Blätter sind nicht nummerirt,
haben keine Inschrift, und scheinen nicht vollendet zu seyn. Nur die
Copien mit Saturn und Vulkan haben Unterschriften. Rosso sollte für
Baviera auch die sogenannten Liebschaften der Götter zeichnen, doch
lieferte er ihm nur zwei Oompositionen: Die Entführung der Proserpina
und die Liebe des Saturn zur Philira. Die übrigen Zeichnungen sind
von Pierin del Vaga, wovon aber Vasari nichts weiss. Bartsch No. 9-23
beschreibt 15 Blätter dieser Folge. Ein sechzehnten Blatt, welches
Venus vorstellt, wie sie den Tod des Adonis beweint, fügt Brulliot bei.
Die Folge dürfte aber aus 20 Blättern bestehen. Herkules und Dejanira
hat No. 16, Vertumnns und Pomona No. 18, Gupido und Psyche No. 19,
Venus mit Amor No. 20. Die Ergänzung der Folge bei Bartsch ergibt
sich ausdem Cataloge der berühmten Sammlung des W. Y. Ottley. Da sind
vier neue Blätter verzeichnet: 1) Venus und Adonis, wie oben nach
Brulliot erwähnt, 2) Jupiter und I0 in der Wolke, 3) Jupiter und Se-
mele, 4) Apollo und Hyacinthus. Hiemit hätten wir 19 Blätter. Das
fehlende stellt Jupiter als Satyr vor, auf dessen Knieen Diana mit dem
Halbmonde sitzt. Der Adler hält den Blitzstrahl, und Amor, unter der
Gestalt eines kleinen Satyr, macht sich mit den Schenkeln der sich
sträubenden Göttin zu schaden. Diese Darstellung ist also von jener,
welche Bartsch "Jupiter und Antiope" betitelt, verschieden. Letztere
schläft," und der Faun, auf dem Adler sitzend, entblösst sie. Gegen
links sitzt Amor mit dem Blitze des Zeus. Daraus lässt sich nun die
Folge bei Bartsch ergänzen. Die Blätter sind äusserst selten, da die