1539.
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1539. GiovanniJaoopo Garagllo, auch Jacobus Veronensis genannt,
wurde gegen Ende des 15. Jahrhunderts in Verona ge-
boren, nicht 1512, wie Malpe, Ticozzi u. A. angeben.
Bartsch, P. gr, XV. p. 61 verfiel auf die Vermuthung,
' 6 dass der Künstler aus Parma stamme, und mehrere an-
IJ 3- dere Schriftsteller adoptiren diese Ansicht; allein Vasari
nennt ihn einen Veroneser, und noch früher Pietro Aretino in „La
Cortigiana." Venezia 1534. Aretino lässt in dieser Oomödie eine der
handelnden Personen sagen, dass Marc Antonio als Kupferstecher nicht
einzig dastehe, sondern dass ihn Gian Giacobo Caraglio Veronese, dessen
Schüler, in gewisser Hinsicht noch übertreife. Dann nennt sich Cara-
glio selbst einen Veroneser. Auf dem ersten Blatte der Folge der my-
thischen Gottheiten B. 24-43 steht deutlich: Jacobus Caral-ius Vera-
nensis fecit 1526. Auf einem Blatte mit der hl. Familie nach Rafael,
und auf einem anderen mit der von Heiligen umgebenen Madonna liest
man: Jacobus Veronensis F. Eines der Hauptblätter des Meisters nach
Rafael, welches unter dem Namen der Schlacht auf Schild und Lanze
bekannt ist, hat den abgekürzten Namen: Jacobus Ver. F. Diese Blät-
ter schreibt auch Bartsch dem Caraglio zu, ohne die Ansicht aufzugeben,
dass der Künstler aus Parma stamme. Er glaubt, Caraglio habe
sich wegen seines längeren Aufenthaltes in Verona „Veronensis" ge-
nannt. Anstand bereitet ihm nur ein Blatt, welches Christus bei der
Samariterin am Brunnen vorstellt, nach einem Bilde von Marco del Moro.
Auf diesem Kupferstiche liest man: Jacobus ueronis fecit. Dieser Vero-
neser Jacobus soll aber nach Bartsch Jacob Valegio seyn, welcher je-
doch ein halbes Jahrhundert später als Caraglio lebte. Bartsch hat für
seine Hypothese, dass letzterer aus Parma stamme, einen sehr schwachen
Beweis. Er gründet ihn nur auf das schöne Blatt N0. 8, welches die
Marter der Heiligen Petrus und Paulus vorstellt, und mit "Jacobus Par-
mensis Fecit" bezeichnet ist. Die Oomposition ist von Francesco Par-
migianino, und diejenige, nach welcher Antonio da Trento 1535 das
Blatt in Helldunkel ausgeführt hat. Im Stiche ist nur die Stellung der
Figuren beibehalten, Zeichnung und Behandlung spricht aber weder für
Parmigianino noch für Caraglio, wenigstens nicht in den späteren re-
touchiiten Abdrücken. Die Aufschrift "Jacobus Parmensis" soll sich nur
in den ersten Abdrücken finden. Bei der Retouche, oder vielmehr der
Verunstaltung der Platte, wurde sie weggenommen. Abdrücke dieser
Art haben Salamancas Adresse. Caraglio hat wohl sicher keinen Theil
an diesem Stiche. Zani legt die Composition dem Jacopo Bertoja aus
Parma zu, einem Nachahmer des Parmigianino. Allein Salamanca er-
hielt die Platte zu einer Zeit, in welcher Bertoja noch ein Knabe war.
Jacobus Veronensis verliess seine Vaterstadt bei Zeiten, und begab
sich nach Rom, um unter Leitung des Marc Anton seine Laufbahn zu
beginnen. Wenn ihn Bartsch zu den Nachahmern desselben zählt,
berücksichtigte er wohl nur die Angabe bei Vasari, welcher sagt, Cara-
glio habe eine sehr gute Hand gehabt, und mit allem Fleisse dem Marc
Antonio nachgeahmt. Allein er konnte noch ein unmittelbarer Schüler
Raimondihs gewesen seyn, da die Blätter von 1526 schon einen sehr
geübten Meister verrathen. Nach Marc Anton's Tod verband er sich
mit Baviera, dem Schaffner RafaePs, welcher den Verkauf der Stiche
nach Zeichnungen und Bildern desselben besorgt, und dann selbst eine
eigene Druckerei und eine Kunsthandlung gegründet hatte. Ueber dieses
Verhältniss handelt A. Zanetti (Cabinet Cicognara p. 358), und nach seiner
Behauptung liess Baviera von Caraglio Zeichmmgen des Russe E0591 in
Kupfer stechen. Als ersten Versuch betrachtet der genannte Schrift-
steller das Blatt, welches unter dem Namen "Tantalus" bekannt ist,
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