1499
1501.
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vor, und man kann seiner weiteren Thätigkeit noch füglich ein paar
Decennien einräumen. Die Buchstaben AW. sind der Erklärung auf
„de Witte" nicht hinderlich, da wahrscheinlich von einem Ortsnamen die
Rede ist. In diesem Falle ist lateinisch "de" durch a zu geben, und
A W. bedeutet daher A. Wirte.
Das Gemälde der Anbetung in München, welches in keinem Falle
von van Eyck hcrrühret, wenn es ihm auch in jeder neuen Ausgabe
des Cataloges zugeschrieben wird, weiset ebenfalls ein Monogramm auf.
Auf dem Gürtel des Sklaven neben dem Mohrenkönige bemerkt man
nämlich ein aus VP oder VD bestehendes Zeichen, welches nur in
etwas anderer Form und mit durchstrichenem V auch auf einem Bilde
im Schlosse zu Wörlitz (gothisches Haus) vorkommt. Dieses Gemälde
stellt die Madonna mit dem Kinde und zwei Heilige dar, und wird
einem Meister der Schule des van Eyck zugeschrieben. Ein solcher
ist nun L. de Witte, auf welchen auch das Monogramm VP oder VD
gedeutet werden kann. Das Vmit Querstrich kommt auch wohl ander-
wärts für W vor, und überdiess ist ja die Orthographie im 15. Jahr-
hundert nicht so fest bestimmt. Der Buchstabe Vtritt öfter für Wein,
und letzteres wird auch durch V V gegeben. Somit könnte man Vitte
Pinxit, oder De Vme lesen, letzteres statt Witte.
1499. Unbekannter Formschneider, welcher in der ersten Hälfte
des 16. Jahrhunderts in Italien thätig war. Nach Brul-
liot II. N0. 179 findet man dieses Zeichen auf Titel-Ein-
fassungen, oder Randleisten in Büchern, welche gegen
1532 zu Venedig gedruckt wurden. Der genannte Schrift-
steller gibt aber kein Druckwerk an, um daraus zu ersehen, ob nicht
irgend ein deutscher Buchhändler in Venedig drucken liess. Wir wissen
diess von Leonhard Alantse in Wien, welcher von 1508 an bei Peter
Lichtenstein daselbst Manuscripte zum Drucke beförderte. Es wäre indessen
gewagt, unter A W. den Buchhändler Alantse von Wien zu vermuthen,
obgleich er früher mit dem Formschnitte sich befasst hatte. Wir müssen
daher die Erklärung schuldig bleiben. Alantse's Verlagszeichen besteht
aus einem zum Kreuze geformten L mit angehängtem A.
1500. Abraham van Weerdt fand oben unter dem Monogramm A W.
N0. 1488 eine Stelle, und daher bemerken wir hier nur,
Avoab dass auf etlichen Holzschnittcn der Endtefschen Bibel ausser
dem Monogramm auch die Initialen A W. vorkommen. Dann findet man
sie auf kleinen Blättern im „0rbis sensualium pictus qnadrilinguis
J. A. Comenii," 8. Die Darstellungen aus Ovid's Verwandlungen, Nürn-
berg 1639, gehören zu den Hauptwerken des Künstlers.
1501. Adrian Wirdt, od. ein unbekannter kölnischer Formsohneider.
'21 Die gegebenen Initialen gehören einem Zeichner oder Form-
schneider an, welcher schon vor 1524 in Köln thätig war,
gleichzeitig mit einem T W, dessen Blätter mit jenen des A W so" sehr
übereinstimmen, dass man auf gemeinsame Bildung beider Künstler,
und wohl auch auf Stammverwandtschaft schliessen muss. Mit dem
gleichzeitigen Formschneider Anton Woensam von Worms sind sie aber
nicht Eine Person, obgleich A W die Initialen des Namens desselben
sind. Im Volksdialekte lautet Anton "Tcunissen", so dass T W mit A W
dieselbe Bedeutung haben könnte; allein von Anton Woensam kann
keine Rede seyn, obgleich man Blätter von TW in Büchern findet,
welche der genannte Meister illustriren half. Die Manier, in welcher
diese Künstler arbeiteten, ist zwar nicht sehr entfernt, doch verräth
sie immerhin eine andere Gewöhnung der Hand. Die Meister A W.
und T W sind fleissige Praktiker, und schrafiirten viel enger als Anton