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1455.
verkauften. Das Gemälde wurde aber glücklich gerettet, und von dem
Maler Maximilian Fuchs restaurirt, 1810 nach dem. hohen Dome in
Cöln gebracht. Dieses Gemälde ist weltbekannt, und daher bemerken
wir nur, dass im grossen Mittelstücke die Anbetung der Könige, und
auf den inneren Seitenflügeln die Schutzheiligen Cölns, St. Gereon und
Ursula mit Gefolge dargestellt sind. Auf der Aussenseite sieht man
Maria und den verkündenden Engel fast in Lebensgrösse. Dr. Fr.
Schlegel war der erste, welcher 1804 in der Europa II. 2. dieses Meister-
werk genau beschrieb, noch weiter ging aber Wallraf (Taschenbuch für
Freunde altdeutscher Kunst 1816, S. 349 389) darauf ein. Wer in-
dessen diese Bücher nicht vorrathig hat, möge Schlegelis sämmtliche
Werke VI. S. 196 207, und vor allem Merlo's treifliches Werk:
"Kunst und Künstler in Göln." Cöln 1850, S. 437 --469 (Meister
Stephan) zu Rathe ziehen. Meister Stephan, dessen Kunst auch A.Dürer
in hohem Grade bewunderte, ist nämlich der Schöpfer des sogenannten
Cölner Dombildes. Im Jahre 1850 folgte aber Merlo hinsichtlich des
Meisters nur der alten Tradition, unbeirrt durch Schlegel, welcher
einem Philipp Kalf das Werk vindiciren wollte; weitere Forschungen
setzten aber den genannten Schriftsteller bald in den Stand, über
Meister Stephan Urkunden beizubringen, welche dessen Verhältnisse
in Cöln zur Klarheit führen. Wir wissen jetzt auch, dass der ehr-
würdige Meister den Beinamen „Loethener, Lothener und Loytheneriß
geführt habe, dass er aus Constanz stamme, und arm und mit Schulden
beladen zwischen dem Christfeste 1451 bis zum selben Tage 1452 ge-
storben sei. Das Resultat der neuen Fortschungen legte Merlo in fol-
gendem Werke nieder: „Die Meister der altkölnischen Malerschule."
Cöln 1852, S. 108- 129.
Obgleich A. Dürer in seinem Reisebuche sagt, dass man ihm das
Werk des Meisters Stephan in der Rathskapelle gezeigt habe, so be-
haupte man doch bis auf Schlegel, dass der Name des Malers der
Schutzheiligen von Cöln gar nicht bekannt sei. Desswegen rechnete
es sich dieser Schriftsteller hoch an, aus der oben gegebenen, durch
eine gothische Rose getrennte Inschrift auf dem Säbel eines weiss ge-
kleideten Standartenträgers den Namen "Philipp Kalf" herausgefunden
zu haben. Andere wollten dagegen "Pauls, Augsa, Augustin und gar
Wilhelm" lesen, weil Fiorillo Nachrichten über einen Wilhelm von Ooln
beigebracht hatte. Mit letzterem sind wir aber jetzt durch Merlo
(1. c. S. 31. ff.) ebenfalls urkundlich bekannt, und wissen, dass er Wilhelm
von Herle heisse, auf welchen wir unter dem Buchstaben W. zurück-
kommen. Um den Namen Philipp herauszubringen, nahm Schlegel an,
dass der erste Buchstabe kein A, sondern ein umgekehrtes F sei,
welches mit_ dem J durch den oberen Strich Zusammenhänge. Den
zweiten Buchstaben nahm er nicht für V, sondern für zwei zusammen-
gefügte L. Das dritte Zeichen links von der Rose, welche auf dem
Säbel beide Worte trennt, sollte J mit oben angehängtem P seyn. So-
mit war der Philipp Kalf fertig. Allein diese erkünstelte Deutung
hatte sich keiner besonderen Zustimmung zu erfreuen, und es wurden
Stimmen laut, welche das Werk dem Jan van Eyck, oder Hans Memling,
und gar dem A. Dürer und Hans Holbein vindiciren wollen. Man
dürftecaber wohl allgemein jene phantastischen Charaktere als willkühr-
liche Säbelverzierung ohne eigentlichen Sinn annehmen, wenn gleich
der Name Kalf in Cöln nicht fremd ist. Merlo fand in einer Schreins-
urkunde von 1231 eines Wernerus Kalf erwähnt, und mit ihm ist die
Familie wohl nicht als ausgestorben zu betrachten.
Auf den Aussenseite der Tafeln, unten auf den gemalten Stein-
platten, kommen aber auch noch folgende Zeichen vor: