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durchgreifend ist. Graf Leon de Laborde (Histoire de la gravure en
maniere noire p. 134) ist aber überzeugt, dass Everdingen die bei dem
Verfahren in Schabmanier gebräuchlichen Instrumente gekannt habe,
nämlich die Wiege und den Schaber, oder Granirstahl. Evident scheint
ihm die Anwendung derselben in den von Bartsch No. 10, 11, 15, 19,
20 und 54 beschriebenen Blättern. Mehr als diese Radirungen haben
aber folgende das Ansehen von eigentlichen Schabblättern.
108) Landschaft mit zwei Männern und einem Hunde. Rechts sieht
man drei Hütten auf dem Felsen, und im Grunde einen Zaun von
Planken mit einem Thore, theils von Bäumen verdeckt. H. 5 Z. 1 L.
Br. 7 Z. 5 L.
Zuerst erwähnt ist dieses Blatt in der Wiener Literatur-Zeitung 1813
N0. 11, und zwar in H. v. Hauer's Recension des Peintre-graveur von
A. Bartsch. Brnlliot gab später in der Table generale No. 254 nach
dem Exemplare in der Sammlung des Grafen von Fries eine genauere
Beschreibung. Das von Mr. L. de Laborde l. c. erwähnte, und von
Bartsch nicht beschriebene Blatt mit drei Hütten und einem Planken-
zaun dürfte dasselbe seyn, obgleich er von der Staifage nichts bemerkt.
R. Weigel geht in den Supplem. au peintre-graveur p. 79 auf dieses
äusserst seltene Blatt ein.
109) Die zwei Weidenbänme. Im Vorgrunde führt links zwischen
Steinen, und einer von der Mitte des Blattes sich nach rechts hin-
ziehenden Anhöhe mit einem grossen Baume der Weg nach dem Wasser
zu, dessen jenseitiges Ufer mit Baumen besetzt ist, worunter sich zwei
Weiden auszeichnen. Zwischen diesen, und dem auf dem Erdhügel
des Vorgrundes stehenden Baume bemerkt man das Dach eines Hauses,
und ein paar andere Hauser sind rechts im Mittelgrunde sichtbar.
Hinter diesen Hänsern, und hinter einer Bretterwand ragen hohe Bäume
empor. Vorn gegen die Mitte zu am Wege ist das zweite der oben
gegebenen Zeichen. An vielen Stellen hat das Scheidewasser den Aetz-
grund durchgefressen, wodurch ein Tuschton entstanden ist, der nicht
übel lässt. H. 3 Z. 8 L. Br. 5 Z. 10 L.
Von der Existenz dieses sehr seltenen Blattes haben wir durch
Hrn. Börner Kunde, und er betitelt es die „zwei Weidenbäume", da
keine Statfage vorkommt. Hr. Börner, welcher als Kenner und Radirer
gleich ausgezeichnet ist, vermuthet aber keineswegs in dem Tuschton
die Anwendung des Schabeisens, wie Graf L. de Laborde in dem N0. 108
beschriebenen Blatte. Nach seiner Ansicht hat das Scheidwasser den
Aetzgrund durchgefressen, und somit sind die an die schwarze Manier
erinnernden Stellen nur zufällig entstanden. Auch in dem erwähnten
Blatte mit den drei Hütten, welches wie das obige, radirt und ge-
atzt ist, sind nur einige Stellen in Schabton, wir wagen es aber dem
Herrn. L. de Laborde gegenüber nicht auszusprechen, dass dieselben
ohne Anwendung" des Schabeisens, nur in Folge des zu scharfen Durch-
greifens des Scheidwassers entstanden seien. Börner hat aber in dem
Blatte mit den zwei Weiden sicher recht gesehen. In einigen Blättern
scheint Everdingen das stellenweise Durchfressen des Aetzwassers be-
absichtiget zu haben, sowie er in anderen Radirungen den Tusehton durch
den Schleifstein hervorbrachte. Er mag darauf durch die neue Kunst
der schwarzen Manier geführt worden seyn, das genaue Verfahren der-
selben scheint er aber nicht gekannt zu haben, da es damals noch ge-
heim gehalten wurde.
1448. Franz de Paula Ferg, welcher 1689 zu Wien geboren wurde,
und 1740 in London starb, soll nach Brulliot I. N0. 392 Ge-
W mälde mit diesem Zeichen versehen haben. Er malte Land-
schaften, Marinen und Genrebilder, alles mit grossem Fleisse.