AVE.
1447.
611
Diese Retouche soll Simon Fokke bewerkstelliget haben, wodurch
er sich gerade kein grosses Verdienst erworben hätte. Die höchst
malerisch behandelten Radirungen Fokke's möchten aber glauben machen,
dass eine solche Versündigung an Everdingen einem anderen Künstler
zur Last falle. Das vollständige Landschaftswerk hat in diesem Zu-
stande ein Titelblatt von dem Monogrammisten G H., auf welches auch
Weigel aufmerksam macht. In einer Landschaft sieht man vorn das
Fussgestell einer mit Epheu bewachsenen Pyramide. Rechts und links
sind Bäuine, links auch ein Gebäude, und in der Ferne Berge. Diese
Radirung ist nicht von Bedeutung, und vielleicht hat der Verfertiger
auch die Retouche der Originalplatten vorgenommen. H. 4Z. 4-5 L.
Br. 5 Z. 8 L.
Hinsichtlich der Platten zum Reinecke Fuchs bemerkt R. Weigel
p. 81, dass sich dieselben in England befinden, sowie auch die Original-
Zeichnungen im brittischen Museum sind. In The Art-Journal 1844 p. 22
wird eine neue Ausgabe angekündiget, unter dem Titel: The pleasant
hiscory of Reynard the Fox. Edit. by F. Summerly. Published by Joseph
Cundell. Die Zahl der Platten beläuft sich noch auf 40, in der Anzeige
heisst es aber, dass die Folge in 75 Blättern bestand. Es sind indessen
nur deren 57 bekannt, und somit dürfte ein Druckfehler obwalten.
Weigel beschreibt viererlei Ausgaben, auf welche wir des Verständnisses
wegen auch hier eingehen:
I. Ohne Einfassung, nicht einmal in mit der Nadel leicht gezogenen
Linien. Die Luft ist ganz weiss, und nur in wenigen Blättern bemerkt
man leichte Andeutungen der Wolken. Der grösste Theil der Platten
war nur geätzt, als diese äusserst seltenen Probedrüeke gemacht wur-
den. Man bemerkt häufig die Eindrücke des Grates, da die Platten
nicht polirt waren. Die Folge besteht aus 57 Blättern, wie sie Bartsch
beschreibt. Das erste hat keine Inschrift in dem 2 Z. 2 L. breiten
Rande, wie wir aus einem äusserst schönen und seltenen Exemplare
ersahen. Gewiss sehr früh aber wurde folgende Inschrift beigesetzt:
Het azmycnam toncel van Rcinhards klugttig Leven etc. Das Blatt N0. 57
bei Bartsch hat ebenfalls einen Rand von 1 Z. 10 L., welcher aber
schon früh der Gleichheit wegen abgeschnitten wurde. Das von R. Weigel
erwähnte Beiblatt, welches Füchse bei ihrem Bau vorstellt, und
"Vossenluuis" betitelt ist, gehört weder zu dieser noch zu einer anderen
Ausgabe. Weigel vermuthet den Laurcnz van der Vinne sen., Berg-
hem's Schüler, als Verfertigcr. Die Familie der van der Vinne hatte
in Harlem ein Haus, welches das Vossen-huis genannt wurde, und wohl
noch sogenannt wird, da es der 1811 verstorbene Maler Vincent van der
Vinne besass. Die Füchse beim "Baue waren an der Faeade gemalt.
II. Die mit der Schneidnadel vollendeten Abdrücke. Die Wolken
und die Luft am Himmel zeigen sich deutlich, so wie nur Everdingen
im Stande war, die Stellen zu bearbeiten. Auch in den Gründen wen-
dete er die Schneidnatlel an, und das Ganze ist so harmonisch durch-
geführt, dass in diesen Abdrücken der Geist Everdingews in seiner
vollen Eigenthülichkeit waltet. Die oben erwähnten Platten N0. iu. 57
sind des unteren Randes beraubt, um alle Platten gleich zu machen.
Auch sind Einfassungslinien, wie es scheint mit dem Stichel gezogen.
Wer Probedrüeke für etwas Zufälliges nimmt, der wird diese Ausgabe
als die erste betrachten. Doch wurden die Platten nach und nach ab-
genutzt, und die feineren Arbeiten mit der Schneidnadel verschwanden
immer mehr.
III. Die retouchirte Ausgabe in 56 Blättern. Die von Bartsch
N0. 51" beschriebene Darstellung des Fnchses und der Katze fehlt
ganz, und fünf andere Platten wurden durch Simon Fokke neu gestochen,