Initialen.
78- Unbekannter Kupfersteoher. Von ihm haben wir eine grosse
satyrische Darstellung auf das Lutherthilm in drei gut
radirten Blättern, welche nach der Breite zusammengefügt
werden müssen. Links sieht man den Rachen eines Un-
gcheuers, und in demselben ein grosses Buch, welches
vier Mönche tragen. Auf dem Buche steht: CONSILIEN,
DECRETEN, DlüCRETetLlEN, GLEMENTFINE EXTRA-
VAGABPEES. Uebcr diesem Buche sind mehrere allego-
rische und satyrische Gestalten, und an der von ihm aus-
gehenden Kette Männer jeden Standes gefesselt. Rechts sitzt der Papst
vor einem offenen Buche mit der Schrift: CONSILIUM VON TRIENT.
Links oben sieht man vier bekleidete Thiere mit einem Notenblatte,
auf welchem folgender Text zu lesen ist: Martini Lutheri fraudes dam-
narunt Christiani Lupus voravit oves Rex catholicus regnat vivus
Missus Dux alva spes nostra. In der Mitte oben schwebt der Engel
mit dem flammenden Schwerte, und rechts erscheint Gott Vater in
Wolken. Unter den Blättern ist gedruckter Text, welcher die mit
Nummern versehenen Figuren erklärt.
Diese Darstellung kommt selten vor. Wir entnahmen die Notiz
aus Brulliofs Dictionnaire des monogrammes II. N0. 5. Der Künstler
lebte in Holland, wo zu jener Zeit viele satyrische Darstellungen ints
Publikum kamen.
79. Jost Amman, Maler, Radirer und Formschneider, geb. zu
Zürich 1539, gest. zu Nürnberg 1591.
Reich an Ideen und handfertig wie wenige
Q Ä A Ä anldere läleisttelr, nirrimt er unter den deut-
sclen ünst crn (es 16. Jahrhunderts
(EÄÖIäQI eine der ersten Stellen ein. Doch ist
hier nicht der Ort, dem Jost Amman ein Elogium zu schreiben, oder
die Werke desselben aufzuzählen. Diese Mühe hat in neuester Zeit
C. Becker übernommen, dessen ilrlonographie unter folgendem Titel er-
schien: Jobst Amman, Zeichner und Formschneitler, Kupferätzer und
Stecher. Nebst Zusätzen von R. Weigel. Leipzig 1854. Bartsch P. gr. LY.
p. 351 ff. hatte nur einen geringen Theil der Blätter dieses Meisters
verzeichnet, und die ausserortlentliche Fruchtbarkeit desselben kann
man daher nur aus Beckens Werk ermessen. Obige Zeichen findet
man auf den Bildnissen der alten bayerischen Ilerzoge und Fürsten,
welche J. Amman auf 80 Blättern radirt hatte. Bartsch 1. c. p. 357 N0. 9
macht auf dieses seltene Werk nur summarisch aufmerksam, ist aber
im Irrthum, wenn er sagt, dass die Fürsten im Kniestück gegeben
seien. Die Figuren sind ganz, und im Grunde ist irgend ein histo-
risches Ereigniss dargestellt. Iconographischen W erth haben diese Bild-
nisse im Allgemeinen nicht, da. von den älteren Fürsten kein getreues
Abbild vorhanden ist. Sie erscheinen meistens in phantastischen Rüst-
ungen mit Wappenschilden derselben Art. Zuweilen sind auch die
Frauen der Herzoge beigefügt, von welchen dasselbe gilt. Nur die
Fürsten aus der späteren Zeit (lürftcn annähernd P0rträt-ikelmlichkeit
haben. Uebrigens aber sind alle diese Blätter sehr schön radiit. Die
meisten sind mit dem Namenszeichen Ammanis versehen, doch gelten
obige Monogrammen nur als Repräsentanten. Mehrere Blätter sind
ohne Zeichen, und nur eines ist mit I. A. signirt. C. Becker verzeichnet
diese Bildnisse S. 81 N0. 83, und nennt jeden Herzog mit Namen, in
dem vollständigen Exemplare des k. Kupferstich-Cabinets in München
ist aber der kurze historische Text mit den Namen und der Regierungs-
Zeit nur handschriftlich beigefügt. Auch ist kein Titelblatt vorhanden.
H. 7 Z. 3-4 L., Br. 5 Z. 4-5 L.