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Es gibt verschiedene Abdrücke von Agostinds Platte.
I. Vor den Buchstaben A. V. Sehr selten.
II. Mit dem Zeichen, und einer leichten Ueberartung am dicken Schenkel
des oben erwähnten Kindes. Es ist nämlich die Form bestimmter
ausgedrückt. Die Wadenmuskel sind durch neun gekrümmte Striche
angegeben.
III. Mit der Adresse des A. Salamanca, und einigen Retouchen in den
lichteren Stellen, was auch die Verstärkung der kräftigen Partien
zur Folge hatte. Dadurch ist aber die schöne Harmonie des Ganzen
bereits gestört.
IV. Mit der Adresse des Horatius Paciüeus, welcher die Platte über-
arbeiten liess, so (lass die Abdrücke steif und hart erscheinen,
und die ursprüngliche Feinheit nicht mehr ahnen lassen.
V. Mit der Adresse des G. B. de Rossi, unter dessen Händen die
Platte wieder ausgedruckt wurde. Die neuen Retouchen stechen
auffallend ab.
VI. Die Abdrückemit der Adresse von C. Losi, um 1777 gefertiget,
schlechter als die vorhergehenden. Die Arbeit Agostino's ist fast
nicht mehr zu erkennen.
5) Die hl. Jungfrau mit dem Kinde stehend in Mitte des Blattes, und
rechts zur Seite der kleine Johannes, dabei die Figuren von zwei ge-
flügelten und anbetenden Engeln. Rechts oben A. V. 1518. H. 9 Z.
2 L. Br. 6Z. 4 L. Von diesem, angeblich nach Francia gestochenen
Blatte kennt Bartsch N0. 51 nur einen Abdruck mit der Jahrzahl 1518.
Malaspina II. p. 74 erwähnt aber eines solchen mit 1515, und Heinecke
gibt die Jahrzahl 1516 an, welche vielleicht als Druckfehler zu be-
trachten ist. Die Wiederholung bei Bartsch N0. 50 scheint nach einer
ganz anderen Zeichnung gefertiget zu seyn, da wesentliche Veränderungen
vorkommen. Selbst in den Initialen des Stechers ist ein Unterschied.
In dem datirten Blatt ist das A gothisch, in der Duplik sind die rö-
mischen Buchstaben A. V. ohne Jahrzahl unten gegen die Mitte am
Steine, auf welchen die Madonna den linken Fuss setzt. Die Arbeit
ist vorzüglicher, und verschieden von jener im datirten Blatte.
H. 8 Z. 10 L. B126 Z. 5 L.
6) Die Kreuztragung, nach RafaePs bcrühnitem Gemälde in Madrid,
welches unter dem Namen Spasimo di Siciliu bekannt ist, B. 28. H. 15 Z.
6 L. mit dem Rande, Br. 10 Z. 3 L. Bartsch bezeichnet als ersten
Abdruck jenen von 1517, und als zweiten einen solchen mit der Jahr-
zahl 1519 und der Adresse: A. SAL. Dann geht er auf die angebliche
Copie des Francesco Villamena ein, deren Kennzeichen er bestimmt, da
die Abdrücke ohne Zeichen und Datum sind. A. Zanetti (Cabinet Ci-
cognara p. 292) erkennt aber darin nur die dritten Abdrücke der von
Villamena retquchirten Originalplatte, welche durch die Ueberarbeitung
so viele Veränderungen erlitten hatte, dass mit Bartsch auch andere
Agostino's Arbeit nicht mehr erkannten. Im vierten Drucke stehen
nach Zanetti unten vier lateinische Verse: Ipse tuam. bone Christa etc.
Raphael urb. in. Die fünfte Sorte soll nach der Ansicht des genannten
Schriftstellers auch noch folgende Adresse tragen: Romae Am. Lafrery.
Hierin liegt sicher ein Irrthum. Wenn Villamena Agostinds Platte der
Kreuzschleppung wirklich nur retouchirt, oder wie man will, fast bis
zur Unkenntlichkeit überarbeitet hat, so kann diess nur zu einer Zeit
geschehen seyn, in welcher Lafreri nicht mehr lebte, denn er starb um
1580, und Villamena wurde erst um 1566 geboren. Die Abdrücke mit
LafrerPs Adresse sind daher nicht die fünften, sondern müssten jeden-
falls vor Villamenais Retouehe gemacht worden seyn. Vasari schreibt
den Stich des Spasimo irrig dem Marc Anton zu, und daher glaubte