Volltext: A - CF (Bd. 1)

1423. 
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schritte machte, aber ohne je demselben vollkommen gleichzukommen. 
Es ist Uebertreibung, wenn ihn einige sogar über Marc Anton setzen 
wollen, gesetzt auch, dass einige seiner Blätter trefflich gestochen sind. 
Agostino copirte in Rom Blätter von Marc Anton, und stach auch un- 
mittelbar nach Zeichnungen von Rafael. Ueberdiess fuhr er auch fort, 
Compositionen des B. Bandinelli durch den Stich zu veröffentlichen. 
Giulio Romano vertraute ihm ebenfalls mehrere Bilder an. Die vier 
Evangelisten, und die bei einer Vase sitzende Frau sind mit 1518 
datirt. Ein Blatt nach Michel Angele, die sogenannten Kletterer aus 
dem berühmten Pisaner Carton des Meisters, ist mit der Jahrzahl 1523 
versehen. Zu jener Zeit trat Agostino mit Marco di Ravenna in Ver- 
bindung, um alle jene Compositionen RafaePs, welche Marc Anton noch 
nicht gestochen hatte, in Nachbildung zu verbreiten. Doch scheinen 
beide Künstler auch noch andere geringere Stecher in's Interesse ge- 
zogen zu haben, da man auch Blätter findet, welche von so mittel- 
mässigem Werthe sind, dass man sie dem Agostino, und dem Marco 
di Ravenna nicht zuschreiben kann. Vasari legt sie ihnen dennoch 
bei, und Heinecke nahm keinen Anstand, dem genannten Schriftsteller 
Glauben zu schenken. Das Unglück, welches 1527 über Rom herein- 
brach, traf auch den Marc Anton, und kostete dem Marco von Ravenna 
gar das Leben. Agostino di Musi scheint weniger berührt worden zu 
seyn, denn er fuhr 1528 in Rom fort, Platten nach Rafael, Sebastiano 
Serlio (B. N0. 528-533), und nach antiken Werken zu vollenden. Eine 
bedeutende Anzahl von Blättern aus jener Zeit stellt antike Monumente, 
Statuen, Basreliefs, Vasen, Zierfelder, Ornamente dtc. vor. Nur zeit- 
weise unternahm er noch Platten nach Rafael, G. Romano und Bandi- 
11elli. Um 1535-1536 stach er Bildnisse hoher und berühmter Männer, 
theils in einem bis dahin ungewöhnlichen Formate. Das Todesjahr 
dieses Meisters ist nicht bekannt. Man glaubt er sei gegen 1540 ge- 
storben. Ein späteres Datum, als 1536, weiset aber keines seiner 
Blätter auf. 
Bartsch beschreibt von A. de Musis 195 Blätter, vermengt sie aber 
mit jenen des Marc Anton und Marco di Ravenna. Aecht sind aber 
nur 178 Blätter, und 17 werden ihm mit mehr oder weniger Recht zu- 
geschrieben. Unten fügen wir einige bei. Ungefähr 90 Blätter haben 
das Zeichen A. V. mit und ohne Jahrzahl. Das gothisch geformte A 
brachte Zani auf die Idee, dass die Blätter mit demselben einem ano- 
nymen deutschen Meister angehören. Er verspricht an verschiedenen 
Stellen, den Beweis dafür liefern zu wollen, zuletzt ging aber dieser 
mit der Hypothese in den Wind auf. Zani konnte keinen Grund tiu- 
den, und schwieg lieber, als dieses einzugestehen. Die Blätter mit dem 
gothischen A sind indessen leicht gezählt. Zwei derselben tragen die 
Jahrzahl 1515, zehn 1516, vier 1517, fünf 1518, und zwei sind ohne 
Datum. Man kann aber nicht annehmen, dass Agostino in seiner frühen 
Zeit ausschliesslich des gothischen A sich bedient habe, indem das ita- 
lienische A gleichzeitig vorkommt. Später setzte er nie mehr ein go- 
thisches A. Unter den von Bartsch beschriebenen Blättern sind ferner 
57 nur mit A. V. bezeichnet, ohne Datum und Angabe des Malers. Dazu 
gehören die ersten Versuche nach Giulio Campagnola, und auch seine 
Hauptblätter nach Rafael. Zwei Blätter nach letzterem: Der Kaiser 
Hadrian mit Androclns, und die Hexe (Stregozzo, Carcasse dm.) haben 
auch ein Täfelchen mit  welches in der Form von jenem des 
Marc Anton abweicht, indem der Henkel zirkelförmig ist, während 
ihn Marc Anton oben horizontal abschnitt. Man nimmt ziemlich all- 
gemein an, dass diese Blätter von Agostino und Marc Antonio ge- 
meinschaftlich gestochen seien, andere aber glaubten auch, dass die
	        
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