580
1394.
dinueci, und selbst noch viel spätere Schriftsteller gefolgt sind. Unter
diesen sollte man den Luigi Biadi, welcher 1830 zu Florenz "Notizie
inedite delta vita dälndrea del Sarto, raccolle da manoscritti e documenti
autcntivi" an's Licht gab, eines besonderen Vertrauens würdigen; seine
sogenannten authentischen Nachrichten sind aber nur mit grösster Vor-
sicht zu gebrauchen. Er fand unter dem 26. November 1478 einen
Andrea Domenico d'Agnolo ins iiorentinische Taufregister eingetragen,
und dieser musste nach seiner unbegründeten Ansicht der Meister An-
drea del Sarto seyn, so dass sich der Irrthum Vasari's urkundlich fort-
pi-lanzte. Das Hauptwerk über diesen Künstler ist jenes von A. Reumont
(Andrea del Sarlo. Leipzig 1835.), gesetzt auch, dass die neueste ita-
lienische Ausgabe der Vite des G. Vasari interessante Belege zur Aus-
füllung der Lücken bringt. Die gelehrten Commentatoren nehmen aber
den Andrea Vannucchi für eine ganz andere Person, und behaupten,
man habe diesen" Namen nur willkürlich auf Andrea del Sarto über-
tragen. Diess wäre dann mit jenem Andrea diMichelagnu0lo Vannucchi
der Fall, welcher in den Campioni manoscritti della confratemitd dello
Scalzo. da" San Jacopo del Nicchio c di San Bastiano genannt wird, und
worunter man den Andrea. del Sarto verstanden hatte. Jedenfalls ist
es auffallend, dass sich der Künstler selbst nicht Vannucchi, sondern
"Andrea dülgnolo, Andrea d'Agnol0 detto del Sarto, Andrea di Angiolo
delSarto, Andrea delSarto und Andreas Sarms" nennt. In seinem bei den
Servitenbrüdern 1527 lateinisch geschriebenen Testamente heisst er
"Andreas Angeli Franeisci pictnr Florentinus", und da diese testamenta-
rische Verfügung, als unmittelbar vom Künstler ausgehend, einen spe-
ciellen geschichtlichen Werth hat, so kann man auch schliessen, dass
sein Vater nicht Michelagnuolo Vannucchi, sondern Agnuolo di Fran-
cesco geheissen habe. Der Maler Andrea Vannucchi del Sarto bleibt
daher immerhin zweifelhaft. Auf das erwähnte Brnderschaftsregister der
Gompagnia dello Scalzo, di San Jacopo und Sau Bastiano macht Bal-
dinueei (Notizie 8m. See. IV. Dee. I. pag. 201) aufmerksam, wir wollen
aber nicht glauben, dass L. Biadi aus jenem Andrea de Michelagnolo
Vannucchi seinen Andrea Domenico de Agnolo heraus documeutirt habe.
Jedenfalls wird es sich um zwei verschiedene Personen handeln, nur
um keine Künstler.
Andrea del Sarto starb 1530 an der Pest, und zwar in einem Alter
von 42 Jahren, wie Vasari sagt. Auch die Inschrift des nicht mehr
vorhandenen Monuments "in der Servitenkirche zu Florenz besagte:
Vixit annos XLII. Sein Geburtsjahr ist demnach 1488, und nicht 1478,
wie Vasari angibt. Die Controvcrse über das Geburtsjahr des Künst-
lers ist daher gehoben.
Weiter können wir hier auf das Leben des A. del Sarto nicht ein-
gehen, da im Künstler-Lexicon XIX. S. 389 ff. ein ausführlicher Artikel
geliefert ist. Es handelt sich zunächst um das Monogramm des Künst-
lers. Da man bisher an dem Namen Andrea Vannucchi keinen Anstand
nahm, so lag es nahe, in dem Monogramme ein mit A gekreuztes V
zu erkennen. Jetzt nimmt man aber den Andrea diMichelagnuolo Van-
nucchi für eine ganz andere Person, was jedoch nicht hindert, das
Zeichen auf Andrea del Sarto zu erklären. Er nennt sich, wie oben
bemerkt, Andrea d'Agn0lo, und somit besteht das Zeichen aus
zwei ineinander gestellten A, und ist „Andreas Angeli", d. h. Andrea
Sohn des Angele, zu lesen. Man findet das Monogramm auf dem Fresco-
Gemäldemit der Geburt der Maria im Hofe des Servitenklosters zu
Florenz. Links auf einer Art Schild steht: Andreas faciebat, und oben
am Camine das Zeichen mit der Jahrzahl MDXIIII. Ferner findet man
es auf dem Fresco der Taufe Christi im Hofe der Compagnia dello Scalzo