Volltext: A - CF (Bd. 1)

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ASKT. 
1317. 
ist ebenfalls ein Schildchen zu sehen, in welchem eine Hand drei 
Pfeile zusammenhält. 
Da nun Israel van Meckenen nicht als Maler der Passion und der 
dieser analogen Bilder betrachtet werden kann, so frägt es sich, von 
wem sie denn eigentlich herrühren könnte, und ob der Meister unter 
den Buchstaben A. S. K. T. angedeutet sei. Wir vermuthen darunter 
zunächst aus äusseren Gründen den jüngeren Rogier van der Weyden, 
welchen C. van Mander wenig kennt, da er ihm die alten Bilder im 
Rathhause zu Brüssel zuschreibt, welche entschieden von dem alten 
Meister dieses Namens herrühren. Letzterer starb zu Brüssel den 
16. Juni 1464, van Mander lässt aber seinen Rogier van der Weyden 
1529 an einer pestartigen Krankheit sterben, und rühmt ihn als den- 
jenigen Meister, welchem die Malerei seiner Zeit die Summe aller Vor- 
züge zu verdanken habe. Wir müssen daher fast einen dritten Künst- 
ler, Namens Rogier van der Weyden annehmen, da jener gleichnamige 
Meister, welchen Sandrart ausdrücklich als erstgebornen Sohn des alten 
Rogier, des Schülers von Jan van Eyck, bezeichnet, das 16. Jahr- 
hundert wohl nicht erlebt hat. Von dem Roger van der Weyden des 
G. van Mander ist daher hier keine Rede, da dieser ein Maler im Sinne 
des genannten Schriftstellers gewesen seyn muss, ein Meister der spä- 
teren Richtung der vlämischen Schule, welche van Mander vorzugsweise 
preiset. Die Werke der beiden Rogier van der Weyden, welche aus 
dem 15. Jahrhunderte stammen, tragen im Ganzen den Charakter der 
Schule des Jan van Eyck, strenger jene des Vaters, etwas rnodiiicirt 
und vollkommener durchgebildet ist die Schulweise bei dem jüngeren 
Rogier. Man findet in ihren Werken nicht mehr jene kräftige, tiefe 
und warme Färbung in den männlichen Köpfen, welche bei Jan van 
Eyck, und auch noch bei Hans Memling so auffallend von jenen der 
Frauen und Kinder abstechen, da diese gewöhnlich blass, mit vorherr- 
schend bläulichen Farben, und auch in den Schattentönen immer mehr 
bläulich, als braun sind. In den späteren Werken des älteren, und 
besonders in den Bildern des jüngeren R. van der Weyden ist die hel- 
lere und vorherrschend blaulichc Färbung der Frauengestalten des 
J. van Eyck ausgebildet. Die Figuren sind durchaus edel, zart jene 
der Frauen und Kinder, und die Richtung zum Idealen ist entschieden. 
Das Streben, den den vlämischen Malern eigenen derbercn und realeren 
Charakter zu idealisircn, und die hellere, durch den bläulichen Ton 
kältere, aber noch immer leuchtende Färbung spricht für die beiden 
Rogier im Allgemeinen. Diese Kennzeichen sind in den Bildern der 
Lyversbergischen Passion, in der Reihe der in München dem J. van 
Meckenen zugeschriebenen Gemälde, und in anderen Malwerken in den 
Gallerien zu Brügge, Antwerpen, Brüssel, Frankfurt am Main äc. un- 
trüglich, und mandürftc bei Berücksichtigung derselben ausscheiden 
können, was an Bildern dem muthmasslichen dritten R. van der Weyden 
des C. van Mander, oder dem Goswin van der Weyden, und den Nach- 
ahmern der alten Meister angehöret. Wir verweisen übrigens auch auf 
den ausführlichen Artikel über die beiden Rogier van der Weyden im 
Künstler-Lexicon XXI. S. 347 ff. 
Der jüngere Rogier van der Weyden könnte längere Zeit in Cöln 
und in anderen rheinischen Städten gelebt haben, da sich in jener 
Gegend so viele Gemälde fanden, welche das Gepräge seiner Kunst 
tragen. Merlo (die altkölnischen Meister dzc. S. 200) bringt den Aus- 
zug eines SenatorenÄlerzeichnisses von Nat. Chr. 1448, in welchem ein 
Rutger van der Weyden vorkommt, der genannte Forscher zählt in aber 
nicht zu den Künstlern, da auch Steifan Loethener, der berühmte 
Meister des sogenannten Kölner Dombildes, aufgeführt ist, und aus
	        
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