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aber wahrscheinlich auch die kleinen Bursche gedungen, welche auf
dem reichen und witzvollen Blatte Bügeleisen und Pantoifelherbei-
schleppen. Die vielen Gemälde aufzuzählen, welche dem Künstler Ruhm
erwarben, verbietet hier der Raum. Eine Anzahl derselben haben wir
im Künstler-Lexicon XVI. S. 24 namhaft gemacht, und dabei auf die
meisterhaften Zeichnungen hingewiesen, welche Schrödter selbst, oder
andere Künstler nach ihm radirt und lithographirt haben. Auch meh-
rere seiner Gemälde sind durch Nachbildungen bekannt.
Auf früheren Gemälden und Zeichnungen findet man das Mono-
gramm des Meisters, später setzte er meistens den Namen auf seine
Malwerke. Nach seinem Traume von der Flasche fand er die Buch-
staben AS gewöhnlich überflüssig, und der Pfropizieher galt allein für
Schrödtefs Wahrzeichen. Der bedeutungsvolle Pfropfzieher gab Ver-
anlassung zu jener höchst launigen und phantasiereichen Composition,
welche der Künstler 1831 meisterhaft radirt hatte. Wir werden daher
diesem Instrumente unter den figürlichen Zeichen eine Stelle einräumen.
Hier bemerken wir nur noch, dass Schrödter im Jahre 1848 von
Düsseldorf nach Frankfurt a. M. übergesiedelt. Seine Feier erstreckt
sich daher nicht allein auf die Weine des Rhein, sondern auch auf
jene des Main. In Frankfurt machte er sich zuerst durch die Heraus-
gabe seines allbekanntcn Piepmaier bemerkbar, über welchen wir auch
N0. 163 gehandelt haben, da auch A. von Boddien betheiliget ist.
Seitdem hat aber Schrödter viele andere Zeichnungen und Bilder ge-
liefert, die alle mit dem ihm eigenthümlichen Humore behandelt sind.
So Münchhausen, wie er eine Punschgesellschaft durch die Erzählung
seiner Jagdabenteuer in lebendiger Spannung erhält, herab bis auf die
Hunde. Ausgezeichnet ist ferner ein Fries in neun Aquarellzeichnungen,
welche in langem Zuge den Hofstab des deutschen Wein nach dem Ge-
dichte von A. v. Marees uns vorführen. Der Fürst des Weines, im
königlichen Ornate, sitzt auf einer geschmückten Weinkelter, und wird
von fröhlichen Männern, Mädchen und Kindern gezogen. Zu den Seiten
tragen schöne Pagen prachtvolle Kannen und Pokale, und zunächst
folgen die Beamten der Krone: Kellermeister und Fassbiuder, umgeben
von Knaben, welche Reife schwingen, während der Schalksnarr auf dem
rollenden Fasse springt. Weiter tritt majestätisch der alte Rhein ein-
her, begleitet vom Herrn Stein und dem lieblichen Main. Die Lieb-
frauenmilch, der Rüdesheimer, der Steinberger, der Fürst Johannisberg,
der Domdechant, der Marktbrunner, die Mosel dcc. folgen drei zu drei
nach, und dann kommen Schmaus, Saus und Braus, der Cavalier Ge-
nuss mit Dame Kuss, und den alten Schluss suchen muthwillige Knaben
vergeblich abzuhalten. Dieser Zug ist voll Leben, Laune und Humor,
blieb aber bisher nur in der Zeichnung, welche 1851 König Friedrich
Wilhelm IV. von Preussen erwarb. Seit Vollendung dieses Werkes hat
Schrödter mehrere humoristische Bilder und Bildchen in Oel gemalt,
unter denen sich besonders der Rattcnfänger nach Göthe auszeichnet.
Jm Jahre 1853 malte er den Festzug des Königs Rheinwein, ebenfalls
in Friesform. Der blondgeloekte Rebenfürst thront im Purpurmantel
auf der Kelter. Die Insignienträger begleiten den Wagen, welchen
ein Zug von Männern, Weibern und Kindern in bacchantischer Lust
fortbewegt. Hintendrein schreiten in unübertrefüichem Selbstbewust-
seyn die Küper, und am Wege stehen die Zuschauer. Die oben erwähnte
Aquarellzeichnung liegt nicht zu Grunde, da das Oelgemälde speciell
den Triumph des Rheinweines zum Gegenstaude hat. In einem klei-
neren Bilde ist Falstaff wider vorgeführt, aber während er auf einem
früheren Gemälde Truppen inspicirt, wird er hier von den Weibern in
Windsor ins Wasser geworfen.