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er sich mit dichterischem Geiste bewegt, und mit allen Mitteln vertraut,
Meisterwerke schafft. Zu seinen neuesten und grossartigsten Leist-
ungen gehören die Wandgemälde im Rathhaussaale zu Aachen, wo
Rethel den für diese Stadt so bedeutungsvollen Geschichtskreis Carl
des Grossen zur bildlichen Anschauung brachte. Er begann das Werk
1850 in den grossartigsten Dimensionen.
Nachträglich müssen wir hier auch noch auf Zeichnungen aufmerk-
sam machen, welche durch Nachbildungen bekannt sind. Darunter ist
eine grosse Lithographie, welche den Dichter Schiller in ganzer Figur
mit scenischen Randbildern darstellt. Ein anderes, von A. Kaufmann
lithographirtes grosses Blatt hat die Nemesis zum Gegenstande. Diese,
und frühere Blätter nach RethePs Zeichnungen, sind mit dem Namen
des Urhebers versehen, auf anderen kommt aber das Monogramm des-
selben vor. Zunächst erwähnen wir der meisterhaften Holzschnitte, mit
welchen die Uehersetzung des Nibelungen-Liedes von G. O. Marbach
nach seinen Zeichnungen geziert ist. Dieses Prachtwerk erschien 1840
zu Leipzig bei Wigand, und enthält auch Compositionen von J. Hühner,
und E. Bendemann, geschnitten von H. Bürkner, F. Unzelmann, A. Vo-
gel, E. Kretzschmar und anderen berühmten Xylographen. Auf Blättern
nach A. Rethel steht das dritte der gegebenen Zeichen. Es kommt
auch verkehrt vor, so dass es unter RA. zu suchen ist. Auf Gemälden
bediente sich der Künstler nur in seiner früheren Zeit eines Monogramms.
Ein anderes, inhaltsreiches Werk von grossartiger poetischer Auf-
fassung ist A. RethePs Todtentanz aus dem Jahre 1848, mit erklärendem
Text von R. Reinick. Rethel fasste seine Ideen in 6 Blättern zusammen.
Durch und durch deutsch, und vom Geiste A. DÜPEPlS beseelt, konnte
er sich in jener bewegten Zeit der politischen Tendenz nicht entschlagen,
der Künstler steht aber auf conservativer Basis, und lässt von da aus
eine ernste Mahnung ergehen. Die Compositionen sind unter Leitung
von H. Bürckner im akademischen Atelier für Holzschneidekunst zu
Dresden von Gaber xylographirt, und erschienen 1849 bei G. Wigand
in Leipzig, qu. fol. Der Beifall, welchen dieser Todtentanz erhielt, war
"ein ausserordentlicher, und daher erfolgte eine Auflage auf die andere.
Es war damals überhaupt eine Zeit der Todtentänze. Dieser ernste,
grossartige Stoff hatte manches Künstlergemüth ergriffen, und die Li-
teratur des Freundes Hain wurde daher in neuester Zeit sehr vermehrt.
Verschieden von dem erwähnten Werke RethePs sind zwei andere
Blätter mit Todtentanzscenen, welche von Jungtow und Steinbrecher
nach Zeichnungen desselben in Holz geschnitten wurden. Das eine dieser
Blätter zeigt den Tod als Freund nach langer Mühe des Lebens. Ein
alter Thurmwächter sitzt auf der Glockenstnbe in seinem Lehnsessel
schlummernd mit den welken Händen im Schoosse. Der Tod ist in
Gestalt eines Pilgers hereingekommen, und zum Glockenstrang getreten,
um das Sterbeglöcklein für den zu läuten, der es so oft für andere
angezogen hatte. Durch diese einfache, höchst glückliche Composition
geht eine wunderbar harmonische, rührende Stimmung. Das andere Bild,
„der Tod als Erwürger" betitelt, zeigt diesen auf dem Maskenballe, als
Anspielung an das erste Auftreten der Cholera auf einem solchen Balle
in Paris 1831. Der Tod steht in Mitte des Saales unter dem grossen
Kronleuchter im langen Domino, und ücdelt auf einem Menschenknochen.
Rings umher sind Masken gefallen, und die Musikbande entweicht mit
Entsetzen von der Tribune. Im Hintergrunde sitzt die Cholera als ma-
gere, dunkle Asiatin mit weissem Burnus und der Geissel in den Händen.
Diese beiden Folioblätter haben das erste und zweite Monogramm. Sie
erschienen 1851 bei E. Schelta in Düsseldorf, und sind bisher ohne
Fortsetzung geblieben.