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Modellirer oder Bildhauer wurden in früheren Jahrhunderten bei Guss-
werken oft vergessen, und wie bei Peter Vischer in Nürnberg, so wurde
wohl auch in Innsbruck das Wesentliche, das Modell, dem Giesser bei-
gelegt, ohne zu bedenken, dass in so grossartigen Werkstätten, wie
jene P. Vischer's war, der Rothschmied Modell und Guss in einer ge-
gebenen Zeit nicht zugleich liefern konnte. Als Giesser nennt sich
B. Godl, und neben ihm tritt Gregor Löffler auf, beide Zeitgenossen
des Meisters AP von 1533, von welchem einige Statuen herrühren.
Löfüer wurde aber schon 1529 von Augsburg nach Innsbruck berufen,
da er weithin den Ruf des bcssten Stückgiessers hatte. S ine Söhne
Elias und Hans Christoph werden als Gehülfen genannt, und letzterem
will man auch die 23 kleinen Statuen über dem Schwibbogexi der Kirche
zuschreiben, was sehr der Bestätigung bedarf. Diese drei Künstler
gossen eine grosse Anzahl von Feldstücken und Glocken, von 1538 an
in Büchsenhausen bei Innsbruck, wo Gregor Löfiier ein Giesshaus er-
baut hatte. Aus dieser Hütte ging auch der Rest der colossalen Fürsten-
Statuen hervor, so dass also das in Augsburg begonnene monumentale
Werk in Innsbruck von einem Augsburger bis auf Weniges vollendet
wurde. G. Löffler starb 1565, die Söhne desselben waren noch 1593
thatig. Keiner wird aber bisher urkundlich als Giessei- irgend einer
Fürstenstatue genannt. Dagegen kommt noch Hans Lendenstrauch in
einer Cammerrechnung von 1572 vor. Damals trug der Hoibauschreiber
die Werkzeuge und das Metall, welches dem Lendenstrauch nach dem
Gusse von Statuen in Mühlau übrig blieb, ins Inventar ein. Werkzeug
und Metall erhielt er nämlich nach Bericht „zu Giessnng etlicher pilder
zu Weilandt Chaiser Maximilians Bcgräbnuss. so in desselben Kaiser].
neuen Stiifts Gottshauss zum heil. Creuz alhie zu lhsbrugg gemacht
und aufgericht solt werden." Von Lendenstrauch gegossen sind die vier
allegorischen Statuen auf dem Grabmale, 0b aber die Modelle von ihm
herrühren, ist eine andere Frage. Sie gehören zu den schönsten Bild-
werken des Monuments, und sind der Zeii-hnung nach wohl italienischen
Ursprungs. Man kann diese dem Francesco Terzi zuschreiben, dem
Hofmaler des Kaisers Maximilian II.. welcher zu jener Zeit, und noch
später in Innsbruck thätig war. Er ist auch der Zeichner der Bild-
nisse der Fürsten des Erzbauses Oesterreich: Austriacae gentis imngines
etc. 1568. gr. fol. Die lebensgrosse Statue des Kaisers auf dem Grab-
male dürfte zuletzt entstanden seyn, da sie erst 1582 von Ludovieo
del Duca gegossen wurde. Er empfing dafür 450 Kronen, es ist aber
nicht gesagt, dass darin auch das Modell eingerechnet sei. L. del Duea
war der Bruder des Architekten und Bildhauers Giacomo dcl Duca,
dessen Statue Leo's X. Winckelmann ein Ungeheuer der Kunst nennt.
Giacomo wird daher das Modell zur Kaiserstatue nicht gemacht haben,
so wie denn das Werk überhaupt einen deutschen Charakter trügt.
Der Büste liegt das bekannte Gemälde zu Grunde, welches in der Pi-
nakothek zu München, und in der k. k. Gallerie zu Wien dem Jakob
Walch wohl mit Unrecht zugeschrieben wird. Den Mantel liess, wie
Eingangs gesagt, der Kaiser schon 1508 in Antwerpen sticken. In
Innsbruck lebte zur Zeit des L. del Duca ein tüchtiger Bildhauer und
Modellirer, Namens Andreas Glifer aus Brüssel. Dieser Meister starb
1584, und könnte daher das Modell zum Kaiserbilde gefertiget haben.
Diess ist die aus den bisher bekannten Arehivalien geschöpfte Ge-
schichte des Kaisermonumentes in Innsbruck, und darnach mögen die
betreffenden Artikel im Künsler-Lexicon geordnet werden. Auch geben
wir jetzt gerne zu, dass Veit Stoss in Nürnberg kein Modell geliefert
habe, und somit möge sich auch Herr Dühner in Meiningen begnügen,
da er ja gerade dieses Künstlers wegen die Lanze nach dem Verfasser