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23 kleinen Statuen von Heiligen soll nach der gewöhnlichen Angabe
Stephan Godl um 1508 gefertiget haben, was sehr zu bezweifeln ist, da
er erst 1529 quittirt.
Wir wenden uns jetzt von Augsburg nach Innsbruck, wo nach dem
1519 erfolgten Tode des Kaisers die Arbeiten am Mausoleum desselben
fortgesetzt wurden, wahrscheinlich ohne den direkten Einfluss des
C. Peutinger. Der erste Künstler, welcher uns entgegentritt, ist Georg
Sesselschreiber, wie er in einer von Anton Rosehmann copirten, und
im Archive zu Innsbruck vorhandenen Quittung sich nennt. Roschmann
war Archiyar und wird wohl richtig gelesen haben, es wäre aber auch
möglich, dass der erwähnte Gilg Sesselschreiber beim Erzherzog Fer-
dinand wieder zu Ehren gelangt sei. Die Quittung lautet nach Rosch-
mann, oder vielmehr nach der Abschrift im Tirolischen Künstler-Lexicon.
Innsbruck 1830, S. 233: "Georg Scsslschreiber mit Visiren, Schneiden,
Formieren, Güessen, ausberaiten, und altander weg weyland H. Kay. Mtt.
hochl. Gedächmuss flrgenommen. und durch mich angefangene Begräbnus
Bilderwerchs, auch alles meines Baus und Werkhstatl zu Milein und an-
ders daselbs 1520 quittirt vmb die Bezahlung." Am Ende folgt das Siegel,
und über demselben stehen die Anfangsbuchstaben G. S. Nach dieser
Quittung haben wir es mit einem Künstler, nicht mit einem gewöhn-
lichen Giesser zu thun, er war aber nicht befugt, sich als denjenigen
zu bezeichnen, der das Begrabniss-Bilderiverk begonnen hatte. Wich-
tiger wäre es, wenn wir aus seiner Quittung erfahren könnten, welche
Bilder er gezeichnet, in Wachs modellirt, und zum Gusse geformt hatte.
Dieses möge auch Herr Döbner in Meiningen bedenken, welcher in
einem gegen mich gerichteten Aufsatz des deutschen Kunstblattes 1852
S. 349 entschieden behauptet, G. Sesselschreiber habe nicht die colos-
salen Erzstatuen, sondern die 23 kleinen Standbilder auf dem Schwib-
bogen gefertiget. Diese Statuetten sind, wenn nicht in Augsburg, höchst
wahrscheinlich von Stephan Godl gefertiget, von demjenigen Künstler,
welchen der Kaiser schon 1508 bedachte, aber wohl gegen den Willen
Dr. Peutiuger's. Erst in einer Urkunde des Erzherzogs Ferdinand von
1529 erscheint er als Bildgiesser dieses Fürsten, und es wurden ihm
Gusswerke nach dem Gewichte bezahlt. Es ist in diesem Documente
von grosser und schwerer Arbeit die Rede. aber auch mit der Bemerk-
kung, dass es "hübsch klain Arbeit sei." Darunter sind wahrscheinlich
die Statuetten über dem Bogen zu verstehen, welche als hübsch kleine
Arbeiten dennoch von bedeutendem Gewichte, also nach dem urkund-
lichen Wortlaut auch schwere Arbeit sind. Auch einige grosse Statuen
von 1525 1529 könnten von ihm und von Melchior Godl gegossen
seyn. Für letzteren spricht eine Urkunde von 1529, nach welcher ihm
König Ferdinand an's Herz legt, dass er "den Grrabgtiss zu Mülein,
so lang dieselb Arbait werdt, trewlich answarten vnd mit höchsten Vleys
auf das pest vnd rainest machen vnd fertigen soll." Mit dem Jahre
1535 ist Bernhard Godl als Giesser documentirt. Am Piedestale der
Statue des Theodebert von Provence, Burgund und Habsburg steht:
,.Mich goss Bernhart Godl 1535."
In diese Zeit fällt auch die Thatigkeit unsers Monogrammisten,
welcher wahrscheinlich Anton Posch heisst. Ein Künstler dieses Na-
mens war Bildhauer in Innsbruck, und hatte besonders als Wachs-
bossirer Ruf. Aus Wachs bestanden damals auch die Modelle zum Erz-
guss, und somit hatte Posch, oder Poesch, alle Eigenschaften, welche
ihn zum leitenden Künstler bei den Arbeiten für das Kaisermonument
befähigten. Urkundlich ist ausser G. Sesselschreiber kein Modellirer
bekannt, und da die Buchstaben des Monogramms nicht gegen Posch
sprechen, so möchte er seinen hlamen darunter angedeutet haben. Die