428
AMS
AMVL.
986
987.
schwärmerische, doch redliche Christin. Schumann's Schrift: Eucleria.
Altona 1678. öffnet den Blick in ihr Inneres. Dieser Artikel dient
zur Ergänzung jenes im Künstlcr-Lexicon.
986. Anna. Maria von Schur-man, die gelehrte und schwärmerische
A M S fec Künstlerin, über welche wir im vorhergehenden Artikel
' ' ' ausführlich gehandelt haben, soll auf solche Weise ihr
eigenes Bildniss bezeichnet haben. Es ist mit ausserordentlicher Fein-
heit mit der Nadel und dem Stichel vollendet, und wie Huber, Hand-
buch 8m. V. S. 435, behauptet, von der Künstlerin selbst gestochen.
Das Brustbild ist in einem Ovale dargestellt, mit der Schrift: ANNA
MARIA A SCHURMAN. AN. AETAT. XXX. cIoJo. cxn. A. M. S. fcc.
Unten steht ein lateinischcs Distichon:
Cernitis hic picta nostros in imagine vultus:
Si negat ars formam. gratia vesirn dabit.
Huber sagt, dass das formal: Quart, und die Büste in einem Ovale
dargestellt sei. Wir möchten glauben, dass dicss jenes Bildniss sei,
welches in Boissard's Bibliotheca chalcographica vorkommt, und auch
von Brulliot II. No.117 erwähnt wird. Das Boissardlsche Portrait hat
ebenfalls die Jahrzahl 1640, ist aber sicher nicht von der Schurman
gestochen. Brulliot gibt nur die Initialen A. M. S. an, ohne den Bei-
satz fea. welchen Huber bemerkt. Die Künstlerin müsste demnach ihr
Bildniss zweimal gestochen haben. Sicher von ihrer Hand ist ein zweites
Brustbild derselben in a], Ansicht nach links. Sie trägt einen reichen
Spitzenkragen, und ein besetztes Kleid. Das Haar ist auf der Mitte
des Kopfes gescheitelt, und hängt auf beiden Seiten in üppigen Locken
herab. In dem unter dem Brustbilde befindlichen Cartouche steht;
Non animi fastus etc. Im Rande unten liest man: Anno 1638, und
rechts: A. M. a Schurmä sculp. et delin. Höhe der Platte 7 Z. 4 L.
Br. 5 Z. 7 L. Dieses Bildniss ist fein mit der Nadel und dem Stichel
ausgeführt, und man findet es sehr selten.
987. Nicolaus Alexander Mair, jener Maler und Kupferstecher,
welchen Bartsch P. gr. VI. p. 362 MAIR von
Landshut nennt. Unter diesem Namen ist
der Künstler von jeher bekannt, da schon
Paul Behaim jun. in seinem Verzeichnisse
von Kunstsachen vom Jahre 1618 der alten
. Tradition folgte. Es ist aber nicht ange-
geben, ob Landshut in Niederbayern, oder Landshut in Mühren zu
verstehen sei. Bartsch P. gr. VI. p. 366 N0. 8 entschied für letztere
Stadt, indem_ auf einem Kupferstiche, welcher die hl. Anna vorstellt,
wie sie die Maria mit dem Kinde auf dem Schoosse halt, an den beiden
Säulenbasen der Buchstabe W sich zeigt. Daraus schloss Bartsch auf
Wenzel von Olmütz in Mahren, und erklärte den Mair als Landsmann
desselben. Seit dieser Zeit (1808) wird fast allgemein angenommen,
dass der Künstler aus Landshut in Mähreu stamme, obgleich die Blätter
desselben auf Süddeutschland weisen. Das genannte Blatt ist aber auch
nicht von Wenzel von Ohnütz gestochen, da es mit den anderen Blättern
dieses Meisters eben so wenig stimmt, als mit jenen des Mair von Lands-
hut. Der Kupferstecher möchte sich wohl durch W W. angedeutet haben,
aber der Olmützer Wenzel ist darunter nicht zu verstehen. Die Platte
scheint auch erst nach Mairts Tod abgedruckt worden zu seyn, obgleich
sie die Jahrzahl 1499 tragt. Das Papier jener Exemplare, welche wir
gesehen haben, ist moderner als jenes, dessen sich Mair bedient hatte.
Ferner ist die Composition anscheinlich nicht von ihm, sondern von
einem Meister aus der Schule des Michael Wolgemuth, wenn nicht
von letzterem selbst.