911. AMOR Müller, Maler von Danzig, war um 1578-1612 thätig.
Dieser Meister wird
- in den früheren Wer-
gä ken über Kunst ganz
5;? 1690 kurz abgefertiget, da
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] f .9 3 ' U"Mill)iikiiiüihßßßfikßiliä man kannte. Wir füllen da-
her die Lücke aus, welche auch im Künstler-Lexicoii herrscht, wo aber
A. Möller und A. Moller zwei verschiedene Artikel haben.
Das erste der gegebenen Monogrammen fand Hr. J. A. Börner auf
einer Zeichnung in der Sammlung des Hrn. Keller zu Schaffhausen.
Sie stellt zwei Köpfe vor, wovon der alte en face mit starkem Bart
und kahlen: Scheitel, der jüngere in Profil mit geschornem Haupte
und mit Halskrausc sich zeigt. Diese Köpfe sind meisterhaft mit der
Feder in Stichmanier gezeichnet, und beurkunden die grösstc Sicher-
heit der Hand. Der Künstler folgte in den Köpfen und Haaren in
höchst ungezwungener Weise den Erhöhungen und Vertiefungen, und
verstärkte oder schwächte die Linien fast gar nicht. Er verschmähte
auch die zweite kreuzende Schraftirung beinahe gänzlich; nur in dunk-
leren Stellen der Kleidung kommen Kreuzschraffirungen vor. Dennoch
hatte er seinen Zweck vollkommen erreicht. Auf dieser trefflichen
Zeichnung steht von alter Hand geschrieben: Anlonj [Moller, Mahler in
Danlzig. Wir zeifeln nicht im Geringsten an der Richtigkeit dieser
Beischrift. Höhe der Zeichnung 11 Z. 3 L. Br. 7 Z. 5 L.
Das zweite Zeichen schreibt Brulliot I. N0. 592 dem Maler Anton
von Montford (Blocklandt) zu, was auch frühere Schriftsteller gethan
haben. Man findet dieses Monogramm auf Federzeichnungen mit reli-
giösen und allegorischen Darstellungen, welche in ganz anderem Stylc
behandelt sind, als jene von Blocklandt. Wir halten sie daher um so
mehr für Möller's Arbeiten, da sie in der Sicherheit und Meisterschaft
der Ausführung für unsern Künstler sprechen.
Brulliot App. I. N0. 77 fand dasselbe Zeichen ohne Täfelchen, und
mit dem Worte jnventor auch auf einem Kupferstiche, welcher einen
hässlichen Narren vorstellt, wie er den Mund verdrehend mit einem
jungen Weibe spricht. Auf seiner rechten Achsel sitzt eine Eule.
Dieses Blatt enthält halbe Figuren, und im unteren Rande steht: Fatuc
calos-ewunctis populis odiose Curie formosae vis sociare Rosae. Links:
Hans pannis Ewcudit 1612, rechts das Monogramm. H. mit Rand
8 Z. 1 L. Br. 8 Z. 9 L. Dieses Blatt schreibt man der Erfindung
nach ebenfalls dem A. Blocklandt zu. Allein dieser Künstler starb 1583.
und daher passt die Jahrzahl 1612 eher auf Möller. Die früheren Ab-
drücke scheinen aber eine andere Adresse zu haben, da man nach
Brulliot unter jener des Hans Pannis Spuren von ausgekratzter Schrift
bemerkt.
Das dritte Monogramm ist sicher jenes des Anton Möller. Man
findet es auf meisterhaften Copien nach der kleinen Holzschnittpassion
von A. Dürer, B. 17-52, und nach dessen Leben der Maria, B. 76
bis 95. Diese kostbaren Federzeichnungen, 65 an der Zahl, sind in
MeusePs neuem Museum, Leipzig 1794, I. 240 H. verzeichnet. Damals
besass sie der Ingenieur Sechter in Prag, und später erwarb sie Graf
Sternberg-Manderscheid, in dessen Auktions-Catalog V. S. 45 Inspektor
Frenzel 1845 diese trefdichen und tauschenden Copien nicht genug
rühmen kann. Zu MeusePs Zeit war auch das Schriftblatt noch vor-
handen, welches verloren ging. Der Künstler sagt, dass er, Antoui
Moller, während seiner Lehrjahre 1576 den 20. Aprili 1585 die