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719. Unbekannter Kupferstecher, welcher vielleicht so alt ist, als
der vorhergehende Künstler, aber kaum Eine Person mit demselben.
H Das gegebene Zeichen ündet man auf einem sehr fein gestochenen
Blättchen in Sedcz, welches den beim Kreuze stehenden Heiland
mit erhobenen Armen vorstellt. Wir wissen bisher nur von einem ein-
zigen Exemplare, welches in der k. k. Ambraser Sammlung aufbewahrt
wird. Es ist im Deckel eines Gebetbuches eingeklebt, welches ehedem
dem Kaiser Ferdinand I. gehörte. Letzterer wurde 1503 geboren, und
somit könnte das Gebetbnch im ersten Viertel des 16. Jahrhunderts ge-
schrieben werden seyn. Dass auch der Kupferstecher in dieser Zeit
gelebt habe, beweiset die bildliche Vorstellung, welche einem Blatte
oder einer Zeichnung des Albrecht Dürer entnommen ist. Das Fac-
simile des Zeichens verdanken wir dem Herrn E. Harzen. Vgl. auch
B. von Sacken, die Ambraser-Sammlting II. 211.
1720- Augustin Jorisz von Delft, oder ein unbekannter nieder-
ländischer Kupferstecher, welcher in der ersten Hälfte des
16. Jahrhunderts lebte. Wir kennen ein Blatt mit diesem Mono-
I gramme, welches nach einer Zeichnung des Lukas van Leydeu
gestochen zu seyn scheint, und vier Ochsen auf der Weide vorstellt.
Rechts steht der Hirt nach links gewendet, halt in der rechten Hand
einen dünnen Stock, und in der linken einen Baumast. Links im Vor-
grunde sieht man einen der Ochsen im Profil, und hinter diesem zeigt
ein zweiter nur den Hintertheil, da er graset. Hechts hinter dem Hirten
ist ein dritter Ochs vom Rücken gesehen, und links etwas ferne der
vierte mit dem Kopfe nach dem Hintergrunde. Im Mittelgrunde stehen
einige Bäume ohne Blätter, welche bis an den oberen Plattenrand reichen.
Durch die Bäume sieht man auf Felsen, und ganz in der Ferne breiten
sich die Häuser eines Dorfes aus. Diese Vorstellung erscheint in einem
Runde von 14 Z. 8 L. Durchmesser.
Der Maler Augustin Jorisz von Delft, welcher 1552 im 27. Jahre
starb, wird auch unter die Kupferstecher gezählt, und das Monogramm
möchte in so ferne auf ihn passen, als man ihm auch Blätter mit den
Initialen AI zuschreibt, worüber an betreffender Stelle berichtet wird.
721. Unbekannter Künstler, dessen Kupferstiche zu den Selten-
heiten gehören. Die Kunde vom Blatte No. 2 verdanken wir
? i dem Hrn. Direktor Passavant, welcher es im Museum zu Paris
I vorfand. Er erkennt darin einen italienischen Meister um die
Mitte des 16. Jahrhunderts, und tritt dadurch den Verfassern des Ca-
talog Delpec (Paris 1845) entgegen, welche (Delande und J. There) in
der dritten Abtheilung N0. 144 dasselbe Blatt, so wie das erste unter
den Stichen des Alaert Claas aufzählen. Ausserdem fanden wir diese
Blätter nicht beschrieben.
l) Die Geburt Christi. Maria kniet links in der Ruine eines Stalles
vor dem auf dem Boden liegenden Kinde, und rechts sieht man Joseph
mit zwei Engeln auf den Knieen. In der Mitte oben halten zwei Engel
eine Bandrolle ohne Schrift. Unten gegen die Mitte zu, neben einer
Fackel ist das Zeichen. H. 7 Z. 6 L. Br. 6 Z. 7 L.
2) Eine sitzende Dame im langen Gewande mit Schleier, fast im
Kniestück. Sie wendet sich gegen rechts, wo ihr ein Page mit der
Mütze in der Hand eine Schale reicht, in welche sie aus einer Vase
giesst. An ihrem Gewande laufen drei Mause, und eine vierte ist im
Vorgrunde, wo eine Traube und zwei Birnen liegen. Unten rechts in
der Ecke ist das Zeichen des Künstlers. Im Catalog Delpec wird diese
Figur als Abundantia genommen. H. 8 Z. 8 L. Br. 6 Z. 3 L.