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Deutschland, und" S. 46 kommt er auf den Tod der Maria zu sprechen,
welcher in den Hauptmotiven dem schönen Kupferstiche des M. Schön
entnommen ist, und das Mittelbild eines Altares bildet. Ueber den
Meister spricht Waagen keine Vermuthung aus, lasst aber demselben
die Ehre, die Zusätze sehr geschickt mit dem Ganzen verschmolzen zu
haben. Grösseres Lob aber spendet er den übrigen Bildern dieses
Altares, besonders den vier lebensgrossen Heiligen, welche sehr mit
den Gemälden des Matthäus Grünewald in der Pinakothek zu München
stimmen, so dass der Altar diesem Meister angehören möchte. Auf
das Gemälde mit dem Monogramme macht Waagen S. 49 aufmerksam.
Es stellt die Kreuzigung vor, und bildet das Mittelbild eines Altares
in der genannten St. Annakirche. Die inneren Seiten der Flügel ent-
halten diePortraite der Stifter des Werkes. Auf den Aussenseiten
derselben ist die Verkündigung dargestellt, anmuthig und fein in den
Figuren, das Zimmer und die Landschaft von altniederlandischer Kraft
und Klarheit. Das Mittelbild mit dem Monogramme kommt der Ver-
kündigung nicht gleich. Das Ganze zeigt nach Waagen Verwandtschaft
zur Augsburger Schule.
Wir bemerken schliesslich noch, dass unser Monogramm jenem,
welches Waagen beifügt, nicht gleiche. Letzteres scheint aus zwei HH
mit dem vorstehenden Hacken zusammengesetzt zu seyn. So wie oben
gegeben, muss man AH lesen, wenn der obere Strich, welcher das
gothisirende A bildet, nicht zu lang geführt ist. Würde dieser aus-
fallen, so hatte man das H. Unter HH geben wir das Monogramm,
welches Dr. Waagen beigefügt hat.
Augustin Hagenbach? Brulliot I. N0. 442 fand das erste
Zeichen auf Glasgemälden mit den
y e Jahrzahlen 1563 und 1567, und be-
i- merkt, dass man sie dem Augustin
Hirschvogel zuschreiben wollte, wovon er sich aber nicht überzeugen
konnte. Wir kennen ein Glasgemalde mit einem Wappen, welches das
zweite Zeichen mit der Jahrzahl 1561 tragt, und damit ist wenigstens
eine frühere Thätigkeit des Künstlers festgesetzt. Dieser kann aber
nicht Augustin Hirschvogel (Hirsvogel) seyn, da letzterer 1553 starb,
nicht 1560, wie man in früheren Werken angegeben findet. Brulliot
vermuthet unter dem Monagrammisten einen Schweizer, und wir sind
derselben Meinung. WVahrscheinlich sind die Bilder mit diesem Mono-
gramm von Augustin Hagenbach, welcher zu jener Zeit in Zürich lebte.
Er könnte der Vater oder Bruder des Olaus Hagenbach gewesen seyn.
Letzterer wurde 1565 Mitglied der Zunft zum Himmel in Basel.
661. Andreas Henneberg, oder Hcrmeberger. Maler, stammt ver-
muthlich aus der in Geisslingen ansässigen Künstlerfamilie
dieses Namens, wurde aber im Vaterlande vergessen, weil
er seinen Sitz in München genommen hatte. Wir fanden
ihn in den Akten der Malerzunft daselbst unter dem Jahre 1575 als
Hofmaler eingetragen, und von dieser Zeit an erscheint er auch als
Lehrherr. Im Jahre 1589 entliess Henneberger den bekannten Bartho-
lomäus Reiter aus dem Lehrverbande. Im Künstler-Lexicon fand A.
Henneberger keinen Artikel, da uns die Zunftakten erst später zur
Kenntniss kamen. Er soll 1594 gestorben seyn.
Obiges Monogramm fanden wir auf einer Zeichnung, welche eine
Scene aus der römischen Geschichte vorstellt, mit der Feder umrissen
und braun getuscht. Gemälde des Meisters kennen W1l' nicht, wir wissen
nur, dass er für den herzoglichen Hof Blldnisse gemalt habe.