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614.
Auch dieser Abdruck hat unten die Initialen A G. Das Exemplar der
Sternbergschen Sammlung galt 20V, bei Ackermann 10 Thlr.
16) Gott Vater auf dem Throne unter einem Pavillon, dessen Vor-
hänge zwei Engel zurückhalten. Copie nach M. Schön, B. N0. 70. In
der Mitte unten AG. I-I. 6 Z. 3 L. Br. 4 Z. 5 L.
17) Der Tod der hl. Jungfrau, Copie nach M Schön, B. N0. 33.
Die Heilige liegt, von den Aposteln umgeben, sterbend auf dem Bette
unter einem Himmel, und nach rechts vorn steht ein grosser Cande-
laber. In der Mitte unten AG. H. 9 Z. 4 L. Br. 6 Z. 3 L. Diese
Copie ist sehr genau, und im alten Drucke von grosser Kraft und Schön-
heit. Später wurde eine nicht ungeschickte Retouche vorgenommen.
18-22) Die fünf klugen Jungfrauen, jede mit einer brennenden
Lampe und mit einem Blumenkranze auf dem Haupte, Folge von 5 Blät-
tern. In der Mitte unten A G. H. 4 Z. 4 Z. 5 L. Br. 3 Z. 1 L.
Die alten Abdrücke sind von grosser Bestimmtheit des Stiohes und
von kräftiger Farbe. Durch die Retouchc erhielten die späteren Ab-
drücke etwas Unbestimmtes und Molliges in den Strichlagen.
23--27) Die fünf thörichten Jungfrauen, Folge von 5 Blättern mit
weiblichen Figuren in verschiedener Stellung. Sie tragen erloschene
Lampen, und der Kranz liegt zu den Füssen. Unten in der Mitte AG.
H. 4 Z. 4 Z. 5 L. Br. 3 Z. 1 L. Hinsichtlich der Abdrücke
findet dasselbe statt, wie bei der obigen Folge.
28) Der Bilderkalender von 1521i. Ein Werk dieser Art ist auf
der k. Bibliothek zu Berlin, der Verfertiger scheint aber ein jüngerer
AG. zu seyn. Eine Beschreibung desselben können wir nicht geben.
614. Alessandro Ghandini, F ormschneider, ist nach seinen Lebens-
Verhältnissen unbekannt. Künstler des Namens Gandino oder
Ghandini lebten im 16. Jahrhunderte zu Mantua, Parma und
Breseia, sännntlich Maler. In Bergamo gab es Bildhauer, und
in Treviso Architekten. Woher unser Formschneider stamme, weiss
man nicht genau, obgleich Zani glaubt, er sei von .Vicenza gebürtig.
Dieser Schriftsteller lässt ihn um 1610 arbeiten, wahrscheinlich ver-
leitet durch den späteren Druck eines Blattes mit der Adresse des An-
drea Andreani. Es stellt die hl. Jungfrau mit mehreren Heiligen nach
Parmigianiilo dar, B. III. 25. An einer Stufe des Thrones steht:
Taglio d'Alew. Ghandiny. Unten in der Mitte ist das Monogramm des
A. Andreani mit der Jahrzahl 1610. Dieses Blatt ist sehr selten, und
existirt wahrscheinlich auch im Abdrucke vor dem Monogramme des
Andreani, wenn" man nicht annehmen will, dass Andreani die Platte
erst nach dem Tode des Künstlers abdrucken liess. Er erwarb mehrere
alte Platten, und brachte dann Abdrücke in den Handel. Nicht selten
vertilgte er sogar das Zeichen der Formschneicler. Ghandini lebte wahr-
scheinlich in der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts.
Bartsch kennt nur zwei Blätter mit seinem Namen, das oben er-
wähnte mit Maria auf dem 'l'hrone von Heiligen umgeben, und Christus
bei Simon dem Pharisäer nach Rafael, eine Wiederholung derselben
Darstellung, welche Bartseh II. 17. dem Hugo da Oarpi zuschreibt.
Zani nennt noch eine Girablegung Christi nach Joseph Scolari, welche
Ghandini nach Andreani copirt haben soll. Allein bei genauer Unter-
suchung könnte man vielleicht Spuren des Namens oder Monogramms
des Ghandini finden, und zwar da, wo AndreanPs Adresse steht.
Das Blatt mit obigen Initialen beschreibt Bartsch XII. p. 84 N0. 36.
Es stellt die hl. Catharina vor einem Felsen betend vor, und rechts
oben schwebt der hl. Geist. Zu ihren Füssen liegt das Rad. Die
Zeichnung soll von einem Meister aus Parmigianols Schule seyn. H.
"6 Z. 2 L. Br. 3 Z. 6 L. Vgl. N0. 594.