613.
305
leiden Sterben und Frewdenreiehen Aufferstehttng unsers hoch-verdienten
erlöse-rs und haillands Jesu Christi. Nach den Vier Evangelisten. Mit
schönen anmuthigen Figuren und Kunststucken auch Tröstlichen ge-
bettlen geziehrett. Allen Warhafftigen dass Chreutzigen Herrn Jesu lieb-
habern zu Trost in Druck verfertiget und verlegt durch Johann
Wilhelm Friseum, Buchbinder in Tübingen 1629, 4. In diesem sehr
seltenen Buche sind die Blätter No. 2_ 11 und 13. Der Heraus-
geber und Verleger sagt in der Vorrede, dass "solche Edition unnd
sonderlich die fürbildungen des thewren Passions Christi in Kupfer-
stichen zwar nicht gar Subtil, aber dannoch sehr Alt und desto lieber
zu haben: S0 von dem Alten Graffen, Wcyland des Kunstreichen
Maklers, Albrecht Dürcrs zu Nürnberg, Lehrjungen möchten erfunden
worden seyn." J. W. Frisaeus wollte demnach die Composition
dem Eleinrich Aldegrever zuschreiben, wovon keine Rede seyn
kann. Auf das Buch macht R.Weigel N0. 20,772 aufmerksam.
2) Der Einzug in Jerusalem. 8) Die Dornenkrönung.
3) Das Abendmahl des Herrn. 9) Die Kreuztragung.
4) Christus am Oelberge. 10) Die Kreuzigung.
5) Die Gefangennehmung Christi. 11) Die Grablegung.
6) Christus vordem hohen Priester. 12) Christus in der Vorhölle.
7) Die Geisslung Christi. 13) Die Auferstehung.
14) Christus am Kreuze. Links stehen Maria, Johannes und einige
hl. Frauen, während Magdalena das Kreuz umfasst. Rechts sieht man
mehrere Männer, wovon jener mit dem Schwerte unter dem linken
Arme nach dem Heilande deutet. Im Grunde ist bergige Landschaft,
und links schleppt der Heiland das Kreuz aus Jerusalem. In der Mitte
unten A G. H. 10 Z. 3 L. Br. 6 Z. 11 L.- Diess ist eines der be-
deutendsten und vollendetsten Blätter des Meisters. Man findet es im
Würzburger Missale von 1484, wie wir oben bemerkt haben. Die aus
diesem Werke stammenden Abdrücke sind viel scharfer, als die spä-
teren Einzelblättgr.
15) Die Kreuzschleppung, Copie nach M. Schön, B. N0. 21. Den
Zug beginnt eine grosse Anzahl von Juden zu Fuss und zu Pferd, und
andere folgen nach. H. 10 Z. 10 L. Br. 15 Z. 6 L.- In der St. Se-
balduskirche zu Nürnberg, in der Nithc des Grabmales, ist ein Gemälde
der Kreuztragung, welches nach Dr. Waagen (Kunstwerke und Künstler
in Deutschland I. S. 234) in den Hauptmotiven auffallend mit dem be-
rühmten Kupferstiche des M. Schön übereinstimmt, und beweist, dass
derselbe schon vor 1485 erschienen ist. Das Gemälde ist nämlich ein
Epitaphium der Tucher, und im Jahre 1485 gestiftet. Es wird in
Nürnberg irrig dem Wohlgemuth zugeschrieben. Bartsch erklärt dieses
Blatt als Arbeit des Wenzel von Olmütz, und der Meister AG. soll
bei der Retouche der Platte sein Zeichen aufgesetzt haben. Diese An-
nahme fand allgemeinen Eingang, und somit steht fast in allen Cata-
logen, dass WenzePs Blatt im zweiten Drucke die Initialen des, Albert
Glockendon trage. Allein nach Bartsch ist die Copie von W. von Ol-
mütz 16 Z. 6L. breit, und von jener von A G. gibt er nur eine Breite
von 15 Z. 6 L. Diese Differenz ist auffallend, und beweiset, dass nicht
von einer und derselben Platte die Rede seyn könne. Wir müssen
daher zwei verschiedene Blätter annehmen, wovon jenes mit dem Buch-
staben W dem Wenzel aus Olmütz, das andere mit A G. unserm Meister
angehöret. An ein Plagiat des Meisters AG. ist schwer zu denken.
Es wurde dessen Platte retouchirt, wodurch sie an ihrer Ursprünglich-
keit verlor. Wir sahen einen ganz reinen alten Abdruck, welcher dem
Blatte N0. 15 im ursprünglichen Zustand vollkommen gleichkommt.