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dem Schneidmesser vertauscht haben dürfte. Es ist kein Formschneider
in Soest, oder in anderen Städten WVestphalens bekannt, welcher ge-
giglnet gevgelslcn dwlare, die folgenden Blätter mit solch malerischem Ge-
u e zu e an e n.
32) Die von ihrem Vater zum Kerker verurtheilte hl. Barbara.
Bartsch l. c. p. 455 gibt diese Erklärung nicht, sondern erkennt in
dem Vater einen nach rechts schreitendcn Mann mit einem über die
Achsel reichenden Stecke, wie er mit der Linken nach dem links vor
ihm knieenden Weibe deutet, welches seinen Schutz anzuflchen scheint.
Rechts des Blattes stehen zwei andere Männer, welchen eigentlich der
Wink gilt, nämlich die knieende Tochter in den Thurm abzuführen,
der sich im Grunde erhebt. Links oben in der Ecke ist das Mono-
gramm, aber kleiner als das erste der von uns gegebenen Zeichen.
H. 5 Z. 3 L. Br. 3 Z. 6 L. Dieses Blatt ist eben so schön, als
selten. R. Weigel gab in seinem Prachtwerke: Holzschnitte berühmter
Meister. Eine Auswahl von schönen, charakteristischen und seltenen
Original-Formschnitten 8m. IX. N0. 43, eine meisterhafte Copie aus
Bürckner's xylographischer Anstalt in Dresden. Das höchst seltene
Original fand er in der Sammlung zu Gotha.
33) Piramus und Thisbe. Ersterer liegt todt auf dem Boden, mit
dem Schwerte ohne Griff in der Brust. Neben dem nach links sich
erhebenden, durch die Rundung abgeschnittenen Baume steht Thisbe
mit in Schmerz erhobenen Armen. Rechts ist ein grosser burgähnlicher
Palast, links vom Baume ab ein gewöhnliches Haus, und weiter ein
Brunnen mit laufendem Wasser. Am Baumstamme ist das erste Zeichen
angebracht, Rund, Durchmesser 8 Z. L. Dieses höchst seltene
Blatt ist in Federzeichnungsmanier behandelt, und weicht in so ferne
von dem obigen ab, als jenes mehr in Stichmanier geschnitten ist. In
dem oben genannten Prachtwerk von R. Weigel V. No. 24 ist eine
schöne Copie von Krüger in Leipzig. Das Original, nach welchem die
Copie gefertiget wurde, kam aus der Sammlung Ceroni in das k. k. Gabi-
net zu Wien. Ein anderes Exemplar bewahrt die k. Sammlung in München.
34) Das Bildniss des Wiedertäufer Königs Johann von Leyden,
starkes Brustbild in Profil nach links, mit Barret auf dem Kopfe und
einem kurzen Bart. Links oben steht der Name "Johann von Bokelt,"
gr. fol. Dieses seltene Blatt ist sehr schön geschnitten, trägt aber
Aldegrevefs Monogramm nicht. Es erinnert indessen viel an die Dar-
stellung der hl. Barbara, und könnte um so eher von Aldegrever her-
rühren, als er nämlich der Sekte der Wiedertäufer in Münster mit
seinem Vater Hermann zugethan war. Um der Verfolgung in Münster
zu entgehen, begab sich bekanntlich Aldcgrever 1532 nach Soest, wo
er 1536 das Bildniss des Johann von Leyden auch in Kupfer gestochen
hatte. Der Holzschnitt ist aber nicht Copie des Stiches, sondern eine
selbsttandige Arbeit in einfacher Strichmanier. Im königl. Cabinet zu
München befindet sich ein Exemplar.
584- Andreas Giltlinger, Maler von Augsburg, war der Sohn des
19- fz 1_522 Yerstorbenen Gumpolt Giltlinger, welcher die St. Ul-
richskirche lll Augsburg mit Gemälden zierte. Andreas
Giltlinger malte in Oel und auf Glas, wir kennen aber nur
eine Zeichnung, welche im k. Cabinet zu München sich
G befindet. Sie stellt einen alten bärtigen Mann dar, welcher
ein Barret auf dem Kopfe und eine Kette um die Brust trägt. Er lehnt
sich an ein junges Weib, und links steht eine Alte. Diese Zeichnung
ist mit der Feder ausgeführt, und rechts oben mit dem gegebenen Mo-
nogramme versehen, qu. 4.
Monogrammisten. 24