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setzen. Auch kann von Anton Fantuzzi keine Rede seyn, indem Fal-
coneto's Radirungen mit jenen der Schule von Fontainebleau nicht die
geringste Analogie haben. Er ist in der Zeichnung sehr mittelmässig,
und namentlich sind die Figuren schülermässig behandelt. Besser sind
die Thiere gezeichnet, sowie die Baulichkeitexi und die Bergformen.
Im Ganzen aber ist der Styl geschmacklos zu nennen. Wir kamen auf
den Namen dieses Künstlers, welchen Strutt irrig Angolo Falco heisst,
zunächst durch eine landschaftliche Zeichnung, welche unten im Bilde
obige Initialen trägt. Flüchtig mit der Feder behandelt, und mit allen
Fehlern in Zeichnung und Anordnung stellt sie eine von Bergen ein-
geschlossene alterthümliche Stadt vor. Im Vorgrunde rechts sind auf
unebenem Terrain Felsen und Baume, und links gegen den Mittelgrund
zu weiden Kühe. Bei der Heerde sitzt ein alter Mann, und ein junger
steht daneben, vielleicht Merkur und Argus. Falconeto hinterliess auch
radirte Blätter, welche in derselben geschmacklosen Weise behandelt
sind. Er steht vielleicht mit Gio. Antonio Falconeto in Verwandtschaft,
welchen die Kunstgeschichte als Bruder des 1534 verstorbenen Gio.
Maria Falconeto bezeichnet. G. A. Falconeto soll ebenfalls Landschaften
mit Figuren gemalt haben, welche mit Beifall aufgenommen wurden.
Die Radirungen Angiolofs konnten um 1550 entstanden seyn, doch sind
sie nicht so trefflich, um einem Künstler Ruf zu machen. Sie gehören
indessen zu den grossen Seltenheiten.
l) Landschaft mit Juda und Thamar. Rechts erheben sich grosse
Felsen, und durch eine Oeduung sieht man" auf eine alte Burg am Ende
der Stadt, welche sich links an den Abhängen ausbreitet. Im Vorgrunde
links weiden Kühe, und gegen die Mitte zu sitzt der Hirt bei einem
Weihe. Bechts vorn nähert sich Juda der am Fnsse des Baumes sitz-
enden Thamar, und scheint ihr ein rundes Brod zu reichen. Unter
dieser Gruppe am Rande des Bildes steht: IADAS nvrrr TAMAR ssifüi,
Links unten steht der Name ANGIOLO rnnconnro F. H. 10 Z. 11 L.
Br. 11 Z. 3 L.
2) Dieselbe Darstellung in kleinem Formate, und von grösster
Seltenheit. H. 4 Z. 9 L. Br. 7 Z. 4 L.
3) Landschaft mit Apollo und Daphne, nach OvitPs Verwandlung.
Das Gegenstück zu obigem Blatte N0. 1. Diese Darstellung legt
Strntt I. 286 einem Angolo Falco bei, und es scheint daher der Name
abgekürzt zu seyn, wenn Strutt richtig gelesen hat.
544. Abraham Farndriusi Die gegebenen Buchstaben sollen sich
auf einem Gemälde finden, welches eine Landschaft mit
ß Bitumen und eine Mühle am Wasser zeigt. Ueber dieses
. , führt eine Brücke, gegen welche zwei Bauern heran-
kommen. Dieses Bild verräth einen Zeitgenossen, oder Schüler des
Rembrandt, und ist von grosscr Kraft der Farbe. Ueberdiess sind auch
die Baumformen meisterhaft gezeichnet, und die Figuren in Rembrandts
Weise behandelt.
Unter dem Meister A. F. möchten wir den Abraham Farndrius er-
kennen. In der k. Sammlung zu Dresden sind viele landschaftliche
Zeichnungen von ihm ganz in der Weise Rembrandüs behandelt, so
dass sie mit jenen dieses Meisters verwechselt werden könnten. Farn-
drins ist holländischer Abkunft, man findet aber in den Werken seiner
Landsleute keine Erwähnung von ihm.
545. Antonio Fantuzzi wird als der Träger dieser Initialen ge-
nannt, und gewöhnlich mit dem Formschneider Antonio
F da Trento identiücirt, so dass man seine Blüthezeit von
1531-1541 setzt, Ueber dieses Verhältniss haben wir unter dem Zei-