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eingeht, ohne jedoch dieselbe zu bestätigen. Die gegebenen Initialen
stehen auf einem alten Kupferstiche, welchen Bartsch 1. c. beschreibt,
und „La Menade" betitelt. Das Blatt stellt eine weibliche Figur in
ausserster Bewegung vor, wie sie die Arme gegen den Himmel erhebt.
In dieser Figur erkennt nun Bartsch eine Menade, deren Stellung viel
eher für eine Niobide passt. Wir haben darin die Abbildung einer
antiken Statue, welche wahrscheinlich zu Anfang de_s 16. Jahrhunderts
in Rom oder anderswo aufgefunden wurde. Andrea Mantegna müsste
nun die Zeichnung zum Stiche geliefert haben, allein es ist nicht zu
denken, dass der Künstler durch so auffallende Buchstaben als Zeichner
sich kund gegeben habe. Auch nennt er sich nie Andrea de Mantova,
und die Buchstaben müssen daher eine andere Bedeutung haben. Der
Kupferstecher zeichnete auf dem Blattc FAN mit der Jahrzahl 1507,
das Monogranim desselben ist aber bei Brulliot I. N0. 393 nicht genau.
Wir kommen unter den Bilchstaben FAN darauf zurück.
440. Aurelio Bosse, Maler, war Schüler von lllatnrino gleichzeitig
mit Polidoro, und einer derjenigen itatienischen Künst-
A D0 Boss P
' ' ler, welche bei allem Talente kein Gluck finden konnten.
Er soll gegen Ende seines Lebens ins Elend gerathen seyn, so dass er
sein Brod mit Kartenmalen verdienen musste. Die gegebene Inschrift
steht auf einem Gemälde, welches bis 1853 in der Collection Payntun
zu London sich befand. Es ist diess die starke Büste einer mit Lor-
beer bekränzten Frau in einem mit Edelsteinen und einer grossen Perle
besetzten Gewande. Statt des Gürtels umgibt ihren Leib eine goldene
Kette. Dieses brillante Gemälde ist das Werk eines Künstlers, welcher
nicht zum Illuministen geboren war. Aurelio Bosse starb um 1520.
441. Johannes Antonius de Paulis, Kupferstechei- und Verleger,
war gegen Ende des 16. Jahrhunderts in Rom thatig,
ßß b starb aber erst um 1630. Man verwechselt ihn ge-
1 ß wohnlich mit Andreas Pauli, über welchen wir unter
dem Monogramm AP handeln. Die folgenden Blatter scheinen grössten-
theils Verlagsartikel zu seyn. Diess ist wahrscheinlich auch mit einem
Blatte von Franz Villamena der Fall, welches die Madonna von der
guten Hülfe vorstellt. Wir fanden angegeben, dass Villamena die Dar-
stellung 1626 nach J. A. de Paulis gestochen habe, sollte aber, das
Monogramm des letzteren darauf stehen, so ist es wahrscheinlich nur
als Verlagsadresse zu betrachten. Eben so verhält es sich mit einem
Blatte von Jakob Lauri mit dem Wappen eines Cardinals.
1) Die heil. Lucia mit der Palme in der einen, und dem Teller
mit den Augen in der anderen Hand, halbe Figur. Im Grunde ist eine
Gebirgslandschaft mit Gebäuden. Rechts unten sieht man das zweite
Zeichen, und im Rande steht: S. LUCIA V. E. M. Joas Anto. de
puuli for. ro. H. 7 Z. Br. 4 Z. 10 L.
2) St. Erlstachius auf der Jagd vor dem Hirsche mit dem Cruziiixe.
Letzterer erscheint rechts im Gebüsche, und in Mitte des Blattes auf
einer Erhöhung steht der Jäger in Verehrung. Sein Pferd ist links an
den Baum gebunden. Ueber dem gegenüber stehenden Baume bemerkt
man das erste Zeichen. Unter den Füssen des Pferdes steht: Jo An-
tony de Paulis [ü supcrior. p. missu. H. 6 Z. 9 L. B. 9 Z. 9 L.
3) Die Grablegung Christi, nach J. van Achen, und Copie des
Stiches von R. Sadeler. Am (lrabe ist das erste Zeichen, und im Rande
liest man: Joannis Antony de Paulis formis superiorü permissu. H. SZ.
10 L. Br. 1G Z. 8 L.
4) Die vier Jahreszeiten, 4 Blätter mit allegorischen Figuren in
Rundungen. Oopien nach J. Matham, B. 140-143. Mit dem dritten