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Ccsarauguste imprcsse Anno salutis 1559. Am Ende: Hoc insuper so-
lerti est i-ndustria largisq. expcnsis, Petri Bernuz, Cesarattguste, in edibzcs
olim Georg-ii Coci. Anno a nativitatc domin-i M. D. LlX. pridie Idus
Junii oxucte completum m, kl. 8.
Auf dem Titel dieses mit gothischer Schrift gedruckten Gebetbüeh-
leins nach Art der Livres (Pheures und des Hortulus animae ist die
Madonna mit dem Kinde auf dem Throne vorgestellt. Oben sieht man
musicirende Engel, unten rechts erscheint der Kaiser mit Gefolge, und
links der Papst mit Cardinalen. Nach dem Titel kommen 18 nicht be-
zeichnete Vorstücke mit dem Oalender und den Monatszeichen in kleinen
Runden, hierauf 270 nummerirte Blätter, und ein Schlussblatt mit dem
Zeichen des G. Cocus. Ueberdiess befinden sich in dem Werke Holz-
schnitte von verschiedener Grösse, darunter einzelne Irleilige 1 Z. 4 L.
hoch und 11 L. breit, Scenen aus der Passion 1 Z. 10 L. hoch und
1 Z. 5 L. breit, und 14 Darstellungen aus dem alten und neuen Te-
stamente 3 Z. 2-3 L. hoch, und 2 Z. 6 8 L. breit. Das Zeichen
steht nur auf Blatt 159, welches die Auferstehung des Lazarus vorstellt.
Die Ausgabe von 1559 ist sicher nicht die erste, sondern eine
spätere, wie das noviter impresse andeutet. Georg Cocus hatte nach
Falkenstein in den Jahren 1500 _-1531 zu Saragossa eine Druckerei,
welche Peter Bernuz erwarb. Somit dürfte die erste Ausgabe des Ho-
rariums zu Anfang des 16. Jahrhunderts erschienen seyn. Die Holz-
schnitte weisen im Style auf den Charakter der venetianisch-laarluanischen
Schule, und mehrere Blätter, besonders die Kreuzabnahme, B1. No. 64,
erinnert offenbar an A. Mantegna. Die Technik des Formschnittes,
wobei nirgends Kreuzschrafiirungcn vorkommen, ist bei einigen Blättern
so unbeholfen, dass zwei verschiedene Hände sich kund gehen. Die
geringeren Blatter sind nicht von dem Meister A. oder vielmehr
A. E., da die Form des zweiten Buchstabens dem D weniger, als dem
E entspricht. Ein spanischer Formschneider aus der früheren Zeit des
16. Jahrhunderts ist nicht bekannt, die Buchstaben A. E. könnten aber
auch den Zeichner andeuten, vielleicht den Maler und Bildschnitzer
Alonso oder Andres Espinosa. Beide Künstler gehören der älteren
Kunstrichtung an, und als Bildschnitzer lag ihnen wohl die Technik
des Formschnittes nicht so ferne, als anderen Meistern der spanischen
Schule. Sie arbeiteten zu Anfang des 16. Jahrhunderts in der Cathe-
drale zu Palenzia.
390- Albrecht Dürer der Vater könnte der Verfertiger jener Zeich-
nungen seyn, welche einen oberdeutscheil,
der Richtung WVohlgemutlfs angehörenden
[.2 Meister beurkunden. Sie tragen die gege-
benen Buchstaben mit der Jahrzahl 1493,
wahrscheinlich als. späteres oder spatestes
Datum. Der Inhalt dieser wenigen, in Samm-
Ä I lungen zerstreuten Blätter ist der heiligen
Urkunde entnommen, der Künstler zog aber
auch die Architektur und die Ornamentik in
seinen Kreis, so dass es sich um einen Maler, und auch um einen
Goldschmied handeln könnte. Goldschmied war der alte Albert Dürer,
ein gar künstlicher Mann, wie sein gleichnamiger, weit berühmterer
Sohn selbst von ihm sagt. Brulliot II. N0. 46 u. 67 bemerkt, dass diese
Zeichnungen in der Auffassung der Gegenstände der Weise des Albrecht
Dürer sich nähern, was aber nur dadurch Sinn erhält, wenn man die
Richtung der alten fränkischen Schule darin vertreten findet. Man
keimt die Kunststufe nicht genau, auf welcher Albrecht Dürer der Sohn