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DÜRER.
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scheiden. In letzterem steht nämlich im Worte .,Caesar" das ae im
Bauche des C, in der Repetition folgen die Buchstaben schreibgerecht
aufeinander. Auch ünden in dieser keine Zwischenräume als Absetzung
der einzelnen Worte in der oberen Zeile statt. Dann ist die Repetition
kleiner. H. 15 Z. 3 L. Br. 11 Z. 9 L. Bei genauem Vergleich der
Zeichnung und des Schnittes beider Blätter ergibt sich überdiess eine
auffallend entschiedene. von einander abweichende Ausführung des
Kopfes. Die Repetition zeigt in allen Theilen eine imverkennbare Nach-
ahmung des Holzschnittes mit der Einfassung, B. 153. In dem oben
beschriebenen Blatte aber ist eine selbstständige, freie und zarte Be-
handlung bis in's Kleinste verfolgt. Besonders hervorleuchtend ist diese
in den Schatten des Gesichtes, welche mit grösstem Gefühle und Form-
sinn, durch sichere, und zugleich ungezwungene Schraffirungen ausge-
drückt sind. Die Züge treten mit grosser Lebendigkeit klar hervor.
Die Originalzeichnung dürfte nach Schorn jene in der Sammlung des
Erzhe gs Carl seyn, auf Stein nachgebildet von F. Krammer. Nach
der Amchrift hat Dürer den Kaiser 1518 zu Augsburg "hoch obn
Auf)" der pfalz in seine kleinen stüble co-nterfeit". Der Holzschnitt mit der
Einfassung, B. No. 153, hat die Jahrzahl 151.9 , und somit dürfte der
Originalschnitt gleich nach der Zeichnung in Angriff genommen worden
seyn. Der von Direktor Schorn beschriebene Original-Holzschnitt
wurde von R. Hüser optisch-litho-typographisch (Maschinen-Lithographie)
vervielfaltiget. Eine frühere Copie auf Stein ist von August Küntzel.
Das Vorbild fand er in der Sammlung des Ministers von Nagler, welche
jetzt einen Bestandtheil des k. Kupferstich-Oabinets in Berlin ausmacht.
KüntzePs Werk hat den Titel: Sechs der schönsten und seltensten
Holzschnitte von A. Dürer. Berlin 1832, gr. fol.
148) Kaiser hfziximilian I., Brustbild nach rechts mit dem Hute,
zwischen zwei Säulen 1519. B. No. 153. H. No. 171. H. 20 Z.
Br. 14 Z. Die neueren, noch guten Abdrücke zeigen einen Platten-
sprung. A. Kamphausen in Göln hat dieses Bildniss 1848 palingra-
phisch vervielfältiget.
149) Sebastian von Rotenhan, nach links gerichtet mit einer ge-
stickten Haarhaube. Um den Hals hängen ihm drei Ketten, und ein
grosser Mantel deckt Schultern und Brust. H. 7 Z. 8 L. Br. 6 Z.
Dieses Bildniss findet man in folgendem Werke: Reginonis Monachi
Prumiensis Annales, nec non tam de Augustorum vitis, quam aliorum
gestts et docte et compendiose disserentes, ante sexingentos ferc annos editi
(a Seb. de Rotenhan). Moguntiae in aed. Joa. Schoeller Mense Augusto
MDXXL, fol. Auf der Rückseite des Bildnisscs ist lateinischer Text,
welcher sich auf S. von Rotenhan und dessen Ausgabe des Chronicon
Reginonis bezieht. Heller macht auf dieses Bildniss und das Wappen
des Rotenhan No. 2144 aufmerksam, setzt aber beide unter die zweifel-
haften Blätter. Das Bildniss des Rotenhan ist jedoch im Ganzen so
meisterhaft, und namentlich der Kopf so malerisch frei behandelt, dass
Weigel, Kunstkatalog No. 17,025, darin einen trefflichen Original-
fbrmschnitt Dürr-er's erkennt. Dieses Bildniss liegt wahrscheinlich
auch jener in Holzschnittmanier gegrabenen Kupferplatte im Besitze
des Herrn Baron Hermann von Rotenhan zu Rentweinsdorf zu Grunde,
worüber Heller im Kunstblatt 1847 ÄS. 47 berichtet, und zwar als von
einem unbekannt gebliebenen Werke Dürer's. Allein die Platte muss
schon früher abgedruckt worden seyn, denn Knorr erwähnt unter No.66
eines Rotenhantsclien Wappens mit einem geharnischten Manne, aus
welchem Heinecke No. 38 ein Wappen macht, "worinen ein gebar-
nischter Mann". Hermann Freiherr von Rotenhan liess von der Kupfer-
platte Abdrücke machen, und somit ist die Composition jetzt bekannter,