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DÜRER.
350.
Jahren, und 1853 erwarb Herr Cornill d'Orville daselbst das Exemplar
der Ackermanmschen Sammlung um den höchsten Preis, der je erzielt
wurde, um die Summe von 176 Thalern. R. Weigel bietet im Kunst-
katalog No. 16,746 die vollständige Säule für 60 Thlr. an. Dieses
Exemplar kam vermuthlich nach Wien. Ausserdem findet man in Ca-
bineten nur einzelne Stücke. August Küntzel hat diese Säille mit
der Feder auf Stein copirt: Sechs der schönsten und seltensten Holz-
schnitte von A. Dürer, Berlin 1832, gr. fol.
140) Die Buchdruckerpresse mit drei Arbeitern und der Jahrzahl
1520. H. 4 Z. 4 L. Br. 3 Z. Diesen Holzschnitt zeigt Heller
No. 2093 unter den zweifelhaften Blättern Dürer's an, man wird ihn
aber vollkommen streichen müssen. Es handelt sich höchst wahrschein-
lich um die Buchdrucker-Vignette des Jobst Badius Ascensius. Die
Presse sieht man in Mitte eines Zimmers, und über der Spindel steht:
Prelum Ascesianü. Ein Arbeiter zieht die Presse, links steht ein
zweiter mit den Ballen, und rechts ist ein Setzer am Schriftkasten be-
schäftiget. Zwischen diesem und der Presse liegt zum Drucke bestimm-
tes, und auch bereits bedrucktes Papier auf einer Bank. Am Fuss-
gestelle der Presse steht die Jahrzahl: 15 20. H. 4 Z. 3 L. Br.
2 Z. 11 L. reichlich. J. Badius druckte bereits 1495 in Paris, und
liess 1520 eine zweite, der ersteren ähnliche Vignette anfertigen. Die
frühere hat das Zeichen IAB, und ist geringer in Schnitt und Zeich-
nung, als jene von 1520. A. Dürer wird von Paris aus keinen Auf-
trag erhalten haben, da sich zu jener Zeit auch in Frankreich tüchtige
Form- und Metallschneider fanden.
Titeleinfassungen.
141) Eine Leiste mit einem Gärtner, der einen Kübel hält, aus
welchem ein Weinstock mit Früchten gewachsen ist. In der Mitte des-
selben sitzt ein nach rechts gekehrter Vogel mit langem Schnabel.
Unten links ist eine Libelle, welche nach dem rechten Fuss des Gärt-
ners fliegt, dessen linker Fuss bloss ist. H. 5 Z. 6 L. Br. 1 Z. 4 L.
Diese Leiste schreibt Hr. Cornill d'0rville in Dr. Naumann's Archiv
für die zeichnenden Künste, zweiter Jahrgang S. 102, dem A. Dürer zu.
Kein anderer Schriftsteller erwähnt einer solchen Vorstellung, und
selbst Hr. J. A. Börner, durch welchen das Blatt dem erwähnten Samm-
ler Düreüscher Produkte zukam, weiss nicht, zu welcher Titelbordure
die Leiste gehört. Das Monogramm des Meisters ist nicht angebracht,
der wie Federzeichnung behandelte Holzschnitt tragt aber völlig Dü-
rer's Charakter, und erinnert sehr an die Zeichnungen in dem bekannten
Gebetbuche des Kaisers Maximilian auf der Hof- und Staatsbibliothek
zu München. Das fehlende Monogramm entscheidet nichts gegen die
Aechtheit. Auch viele andere Arbeiten des Meisters sind unbezeichnet,
und darunter gehören die meisten zu den bessten desselben. Mehrere
sind von grosser Seltenheit, weil man Blätter dieser Art von jeher
nicht als Erzeugnisse Dürer's erkannte, sie gering schätzte, und dem
Untergauge preisgab, während zweifelhafte und geringe Blätter mit dem
öfter erst später aufgesetzten Monogramme erhalten wurden.
142) Die Titeleinfassung mit Johannes auf Pathmos, und der Taufe
Christi. B. App. N0. 30. H. 9 Z. 4 L. Br. 6 Z. 4 L. Bartsch
streicht dieses schöne Blatt aus der Reihe der Arbeiten Dürer's, ob-
gleich es dieses Meisters würdig ist. Die Verzierungsleisten stammen
wahrscheinlich aus der Druckerei des F. Peypus, und wurden, theils
in Abklatschen, zu mehreren Werken verwendet, deren Heller N0. 1934
aufzählt, jedoch ohne der Ausgabe der Revelationes celestes-- beute vir-
ginis Brigitte Norimberge, J. Koberger 1517, des Pomertum sermonum