DÜRER.
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Heinfogel stellas posuit. Albertus Durer imaginibus circumscripsit.
Oben rechts ist das Privilegium des Kaisers Maximilian aufgedruckt,
nach welchem Stabius von 1515 an gegen den Nachdruck aller seiner
Werke auf zehn Jahre gesichert war. Die Descriptio quatuor Laby-
rinthorum war also ebenfalls darunter begriffen, und somit erschien sie
zu einer Zeit, in welcher Dürer die Zeichnungen geliefert haben konnte.
Wenn er die Zeichnungen zu einem Himmelsglobus nicht verschmähte,
so wird er den Johannes Stabius mit seinen Labyrinthen ebenfalls nicht
zurückgewiesen haben, gesetzt auch, dass sie nur zu Stickmustern be-
nützt wurden, wie man glaubt. Wir halten sie eher für geometrische
Spielereien mit Ornamenten. Die bekannten literarischen Werke Dürer's
lassen vermuthen, dass ihm Männer wie Stabius und Heinfogel, als
Mathematiker und Astronomen, nicht ferne standen.
138) Imagines coeli Meridionaliis, eine der drei Zeichnungen des
Himmelsglobus, B. N0. 150-152. H. 15 Z. 8 L. Br. 15 Z. S L.
Sie bilden das Gegenstück zu den Imagines coeli sepwntrionalis, und
erschienen 1515 einzeln, ohne je in einem literarischen Werke be-
nützt worden zu seyn. Die ganze Anlage geht von Johannes Stabius
aus, Conrad Heinfogel ordnete die Sternbilder, und Dürer machte die
Zeichnung zurecht. Die Platten befinden sich auf der k. k. Bibliothek
in Wien. Brauchbar ist wenigstens noch die Platte mit der südlichen
Hemisphäre. Auf den neuen Abdrücken steht: Editum ex tabula lig-
nea ab Alberto Dürer iucisa, quae in Bibliotheca Aug. Vindob. extat 1781.
139) Die grosse Säule mit dem sitzenden Satyr auf dem Capitale,
in vier Blättern 11517.- Bartsch beschreibt No. 129 nur zwei Blätter,
das Capital und die Base, und vermuthet ein Mittelstück, welches er
nicht gesehen hatte. Die Abbildung des Schaftes der Säule besteht
aber aus zwei Blättern, jedes von 14 Z. 11 L. Höhe. Heller gibt
N0. 1916 alle vier Blätter an, scheint aber das erste im verschnittenen
Zustande gesehen zu haben. Nach seinem Maasse ist es 14 Z. 10 L.
hoch, es hat aber eine Höhe von 15 Z. 8 L. Das vierte Blatt ist
15 Z. 3 L. hoch. Die Breite der Blätter beträgt 10 Z. 3-4 L.
Heller gibt 10V; L. an. Die alten Abdrücke haben ganz tief unten
im Rande die Jahr-zahl 15:17, welche aber gewöhnlich abgeschnitten
ist. Es gab eine Zeit, in welcher der Rand von Kupferstichen und
Holzschnitten ohne Nebenabsicht abgeschnitten wurde, da man nur das
Bild hoch achtete, und das Itandpapier nicht so hoch bezahlte, als
diese jetzt sonderbarer Weise der Fall ist. Mit der erwähnten Säule
hat es aber noch eine andere Bewandtniss. Im späteren Drucke, aber
immer noch vor 1546, wurde im unteren Rande eine Adresse beige-
fügt: Gedruckt durch Hans Guldenmund brieffmaler zu Nürnberg. Diese
Druckangabe war anstössig, und erregte Zweifel an der Autorschaft
Dürer's, und daher musste der Rand zwischen die Scheere kommen.
Dass Albrecht Dürer diese Säule gezeichnet habe, unterliegt aber keinem
Zweifel. Die Originalzeichnung, meisterhaft mit der Feder ausgeführt
und leicht colorirt, befindet sich im brittischen Museum. Der Form-
schnitt rührt aber von Dürer nicht her. Nach der Jahrzahl 1517 zu
urtheilen, liess er selbst Exemplare drucken, wie aber Guldenmund in
den Besitz der Platten kam, ist unbekannt. Den Triumphwagen des
Kaisers Maximilian I. hatte er unrechtmassiger Weise copirt, wie oben
N0. 122 nachgewiesen ist. Die vollständigen Exemplare der Säule
sind leicht gezählt. Dem Verfasser des Peintre graveur lag keines vor,
weil er das Mittelstück nur vermuthete. Zwei Exemplare findet man
in der k. Sammlung zu Berlin, eines in der k. k. Bibliothek in Wien,
und ein anderes im k. Cabinete zu München. Das Kunst- Institut zu
Frankfurt am Main besitzt diese xylographische Seltenheit seit vielen