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DÜRER.
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Die siben churfursten] dess heilligcn romisch? reichs. Diese Figuren hält
B. v. Rumohr l. c. für Arbeit des jungen Dürer vor dem Jahre 1493.
Offenbar sind diese Figuren von anderer Hand, als jene, welche die
übrigen Figuren geschnitten hat. Dürer war bekanntlich Schüler von
M. Wohlgemuth, welcher mit Pleydenwurf die genannte Chronik illu-
strirt hatte, der Nachweis aber, dass er dieses und das vorhergehende
Blatt wirklich geschnitten habe, gehört in das Reich der Unmöglichkeit.
Die Kunststufe, auf welcher unser Künstler vor 1493 gestanden, ist
durchaus unbekannt, und somit lässt sich nichts bestimmen. Auch ist
zu bemerken, dass Dürer 1492 die Schule des M. Wohlgemuth ver-
lassen hatte, um in Colmar unter Leitung des Martin Schön seine
Studien fortzusetzen. Es fallt diess also gerade in jene Zeit, in welcher
an den Illustrationen der Chronik am eifrigsten gearbeitet wurde, da
sie 1493 erschien. Am Schlüsse des Werkes heisst es auch nur, dass
Michael Wolgemut und Wilhelm Pleydenwurif die Figuren und An-
sichten beigefügt haben. Von Gehülfen, oder Gesellen, ist keine Rede,
man kann aber doch solche vermuthen.
131) Drei Ritter in einer prächtigen, felsigen Landschaft mit Bäu-
men, von drei Todtengerippen überfallen. In Mitte des Vorgrundes
stürzt der eine Ritter mit seinem Bosse, indem der über ihm schwe-
bende Tod die Sense schwingt. Rechts neben ihm bäumt sich das
Pferd des zweiten vor dem im Todtenhemd an den Füssen eingebun-
denen Tod, welcher schwebend einen Kinnbacken über den Reiter hält.
Unter den Hufen des Pferdes bemerkt man einen Straussenschädel und
ein menschliches Rückgrat. Der dritte Ritter enttlieht im Mittelgrunde,
der auf dem Boden stehende Tod halt ihn aber zurück. Unter dem
Grabkreuze, über welches der Hund hingeht, sieht man in der linken
Ecke Dürer's Zeichen mit der Jahrzahl 1497. H. 11 Z. Br. 20 Z.-
Ein Exemplar dieses äusserst seltenen Holzschnittes befindet sich in
(lerKunstkammer zu Stuttgart. Herr R. von Rettberg beschreibt es in
B. v. Aufsess's Anzeiger für Kunde der deutschen Vorzeit 1855 No.12,
und glaubt, Dürer habe damit den Versuch zu einem Helldunkel ge-
macht, bei welchem es aber geblieben seyn muss, da kein zweiter Ab-
druck bisher bekannt geworden ist. Die Platte dürfte dem Meister
auch nicht genügt haben, indem das im Vorgrnnde liegende Pferd ver-
zeichnet ist. Das auf Holz aufgezogene Blatt in der Stuttgarter Kunst-
kammer ist auf braunrothes Papier gedruckt, und mit weiss schraffirten
Lichtern aus freier Hand anfgehüht. Im Kunstblatt 1831 S. 414 ist
dieser Todtentanzscene als Dürerts Federzeichnung von 1491 erwähnt,
und auch K. B, Stark führt sie in seinem Aufsatzc über A. Dürer und
seine Zeit an. R. von Rettbcrg erkannte einen Holzschnitt, und be-
richtiget die Jahrzahl 1491 in 1497, so dass also das alte Zahlzeichen
7 für 1 genommen wurde. Der Holzschnitt ist daher gleichzeitig mit
dem Kupferstiche der vier nackten Weiber, hinter welchen die Hölle
lauert. Diese Blätter geben die Richtung an, in welcher sich damals
die Phantasie des jungen Künstlers bewegte. Der Holzschnitt beweisct
auch die frühe Vorliebe Dürefs zur Landschaft, welche vor ihm kein
anderer Meister in dem Grade begründet hatte. Die Kupferstiche mit
St. Hubertus, St. Anton, der grossen Fortuna, der Eifersucht dtc. lie-
fern weitere Beweise für die hohe Meisterschaft Dürer's in der land-
schaftlichen Beigabe.
132) Die Frau und der Tod. Sie liegt nackt auf dem Bette in
einem vornehmen Zimmer. Rechts halt der Tod die Sanduhr über sie,
und unten ist Dürerls Zeichen. Links an der Bettlade steht; Nicolaus
Meldeman zu Nvmberg. H. 14 Z. 3 L. Br. 10 Z. 4 L. Diess ist
wohl jenes Blatt, welches Heller No. 2075 nach Lepelis Catalog angibt.